Ölpreis knackt 100-Dollar-Marke
Quelle: spiegel online vom 02.01.2008

Der Ölpreis hat ein neues Allzeithoch erreicht: In New York schnellte der Preis für ein Barrel der Sorte Light Sweet Crude zwischenzeitlich auf 100 Dollar.

Die US-Börse reagierte entsetzt. Der Dow-Jones-Index sackte um über 1,67 Prozent ab.

Schon im vergangenen Jahr war es beim Ölpreis unaufhaltsam aufwärts gegangen - insgesamt wurde der Rohstoff 2007 um satte 57 Prozent teurer. Der Ölpreis wird seit Jahren vom steigenden weltweiten Verbrauch in die Höhe getrieben, vor allem der Boom in China sorgt dort für kräftigeren Öldurst. Gleichzeitig stützen viele geopolitische Sorgen den hohen Ölpreis: Spannungen zwischen dem Westen und dem Groß-Förderer Iran, Unruhen und Attentate im ölreichen Irak, Rebellenangriffe auf Pumpanlagen in Nigeria.

Im größten afrikanischen Ölförderland Nigeria etwa ist die Ölförderung wegen zahlreicher Anschläge auf Öleinrichtungen und der wachsenden Instabilität seit 2006 schon um 20 Prozent zurückgegangen.

Mit dem Knacken der 100-Dollar-Marke ist Öl nun - inflationsbereinigt - fast so teuer wie während der Ölkrise 1980. Damals kostete ein Barrel, berücksichtigt man die Preissteigerung seitdem, rund 101,7 Dollar. Ein Ende der kontinuierlichen Teuerung des Öls ist Experten zufolge nicht absehbar.

"Wir können uns kaum ein Szenario vorstellen, bei dem wir keinen kontinuierlichen Preisanstieg sehen würden", sagt Kevin Norrish, Analyst bei Barclays Capital in London. Kris Voorspools, Analyst bei Fortis in Brüssel, erklärt schlicht: "Dem liegen simple Nachfrage- und Angebotsprinzipien zugrunde." Die Nachfrage sei bisher trotz der steigenden Preise hoch geblieben, sagt auch Norrish.

Nauman Barakat, Senior Vice President bei Macquarie Futures in den USA, sagt auf die Frage nach der Entwicklung in den nächsten drei bis fünf Jahren, er könne sich sowohl sinkende als auch weiter steigende Ölpreise vorstellen. Es komme drauf an, ob die weltweite Nachfrage wie bisher trotz anziehender Preise gleich hoch bleibe. "Die Preise könnten noch sehr viel höher steigen wegen der anhaltend starken Nachfrage aus Brasilien, Indien und China, aber auf der anderen Seite könnten sie auch sinken, weil die bisher steigenden Preise eine weltweite Rezession auslösen."

Die meisten Prognosen allerdings gehen davon aus, dass es weiter aufwärts geht. Die Internationale Energieagentur sagt in ihrer jährlichen Analyse einen jährlichen Nachfrage Anstieg von 1,3 Prozent bis zum Jahr 2030 voraus. Zudem sei ein Versorgungseinbruch 2015 nicht auszuschließen heißt es in dem im November veröffentlichen Report.

Heute währte der Höchststand der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg zufolge allerdings nur äußerst kurz. Im weiteren Hande lsverlauf an der New York Mercantile Exchange (NYMEX) gab der Ölpreis sofort wieder etwas nach. In der Folge lag er er bei rund 99,30 Dollar - ein Plus von 3,4 Prozent gegenüber der Preisfeststellung am Montag. Der bisherige Rekord betrug laut Bloomberg 99,29 Dollar je Barrel und stammte vom 21. November. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kletterte am Mittwoch bis auf 97,74 Dollar. Auch das war ein neuer Rekordstand. Zuletzt kostete ein Barrel der Sorte Brent 97,55 Dollar. Das waren 3,08 Dollar mehr als am Montag.

Auch Goldpreis steigt auf Rekordhoch

Auch der Goldpreis hat heute seinen historischen Rekord von 1980 übersprungen und ein Allzeithoch von über 855 Dollar erreicht. In London wurde eine Feinunze (31,10 Gramm) des Metalls zwischenzeitlich sogar mit 859,20 Dollar gehandelt, später fiel der Preis wieder auf 855,28 Dollar zurück, wie Händler mitteilten. Er lag aber immer noch deutlich über dem bisherigen Höchststand von 850 Dollar vom 21. Januar 1980.

Gold ist in Zeiten hoher Inflation stets begehrt und folgt meist auch dem Anstieg des Ölpreises. Auch weltweite politische Spannungen lassen Gold als Anlage wieder interessanter werden. Als Gründe für das aktuelle Hoch wurde von Analysten nun neben dem schwachen Dollar auch die instabile Lage in Pakistan angegeben. Der spätere Preisrückgang auf knapp über 855 Dollar wurde mit Gewinn-Mitnahmen begründet.

Das ist in der Tat einen Frage der Definition. Fakt ist aber, dass das Öl, das zur Aufstockung der chinesischen Reserven dient, auf dem Weltmarkt fehlt. Dabei ist es für den Ölpreis völlig egal, ob es tatsächlich verbraucht wird.