3.2.2003
Blackout

Millionen im Dunkeln

Blackout gerade noch verhindert

Europäische Netzprobleme verursachen Versorgungsprobleme in Österreich

Im europäischen Hochspannungsnetz kam es am 04.11.2006 ab 22:10 Uhr zu Störungen in der Stromversorgung, die das ganze zusammengeschaltete Netz (UCTE) – das sich von Portugal bis Polen und von Dänemark bis Griechenland erstreckt – umfaßte. Mit diesem Netz werden ca. 450 Mio. Menschen versorgt. Von diesem Blackout waren bis zu 10 Mio. Menschen betroffen, davon waren ca. 50.000 Haushalte in Österreich ohne Strom.

Den Ursprung hatte die Netzstörung durch Überlastungen im deutschen Stromnetz. Sie verursachte europaweite Kettenreaktionen. Letztendlich war das europäische Netz in zwei Netzblöcke geteilt. Die Trennungslinie ging quer durch Österreich. Der Netzbereich Wien, Niederösterreich und Burgenland war mit Tschechien, Ungarn und Polen verbunden. Das restliche Österreich bildete mit Deutschland, Slowenien, Frankreich, etc. einen Block. Beide Teile hatten eine unterschiedliche Lastsituation. Im östlichen Block trat eine Überfrequenz auf, im westlichen herrschte Erzeugungsmangel mit Unterfrequenz. Damit war ein unmittelbares Zusammenschalten technisch nicht mehr möglich.

Diese unterschiedlichen Frequenzen und die Frequenzschwankungen führten zu europaweiten, automatischen Last- und Kraftwerksabschaltungen. Um ca. 22:58 Uhr war das Netz soweit stabilisiert und die Frequenzen angeglichen, daß die Blöcke zusammengeschaltet werden konnten.

Die in Österreich betroffenen Leitungen und Kraftwerke waren:

380-kV Ernsthofen - Dürnrohr , 220-kV Ybbsfeld - Bisamberg , 220-kV Hessenberg-Ternitz und in Ternitz der Kuppeltransformator zum Netz der Steweag-Steg. Damit war das Netz der APG in einen westlichen und einen östlichen Teil getrennt, wobei in den Teilnetzen unterschiedliche Frequenzen auftraten.
Diese Frequenzänderungen bewirkten Ausfälle von kalorischen Kraftwerken bei WIENSTROM mit rund 700 MW, bei der EVN einen Ausfall von 450 MW Windkraft und Verbraucherausfälle in der Höhe von 80 MW, bei der BEWAG einen Ausfall von 230 MW Windkraft und bei der STEWEAG-STEG Kraftwerksausfälle von 30 MW und Verbraucherausfälle von 80 MW. Weiters waren Kraftwerke an der Donau und am Inn betroffen. Sofort wurden automatisch die Turbinen der großen Speicherkraftwerke Kaprun, Malta und Zillertal angefahren, um das verbliebene Netz zu stützen.

Neben der sofortigen Einberufung des APG-Krisenstabes in der Hauptschaltleitung in Wien wurden auch die Umspannwerke Südost, Bisamberg, Ernsthofen, Obersielach und Hessenberg besetzt, um die Störungsauswirkungen so rasch wie möglich zu beheben und bei einer Eskalation der Situation alle notwendigen Maßnahmen treffen zu können.

Auf den Leitungsverbindungen ins Ausland gab es Lastverschiebungen von ungefähr 2000 MW, alleine auf der Leitung Westtirol-Paradella rd. 650 MW. Laut Auskunft des ungarischen Netzbetreibers MAVIR war auch die Verbindung Ungarn-Kroatien (Heviz-Zerjavinec) ausgefallen.
Um ca. 22:50 Uhr konnte die Leitungen der APG wieder zugeschaltet und um ca. 23:00 Uhr der geregelte Netzbetrieb wieder aufgenommen werden.

Durch das rasche Handeln des operativen Personals unter Einberufung des Krisenstabes konnte ein österreichweiter Blackout gerade noch verhindert werden. Dazu hat die zu diesem Zeitpunkt herrschende Ausgeglichenheit und der geringe Import von nur ca. 600 MW beigetragen.
Aufgrund des fehlenden 380 kV-Netzausbaus lief die europaweite Trennungslinie quer durch Österreich - dies zeigt, daß das österreichische Hochspannungsnetz eine Schwachstelle im europäischen Netzverbund darstellt. Der 380 kV-Ring hätte für Österreich eine wesentliche Verbesserung dargestellt.