4.6.2007
In Tirol fliesst das Wasser bergauf

Die Ausbauprojekte der Tiroler Wasserkraft AG

4.6.2007
Atomstrom in Ökostrom umwandeln

Wenn in Deutschland Dampf gemacht wird, fließt in Österreich das Wasser bergauf

Unsere Täler sind dafür zu schade
Quelle: tiroler initiative wir alle gemeinsam (t.i.w.a.g.)

Die Methoden der TIWAG

Der gesamte Strom, der vom Kraftwerk Sellrain-Silz erzeugt wird, wird nach Deutschland exportiert, den Tirolern liefert die TIWAG dafür schmutzigen Import-Strom. Mit bis zu 60% Atomstromanteil! Möglich machen dies die Pumpspeicherkraftwerke.
Sie ersetzen keine Atomkraftwerke, sondern brauchen und ergänzen sie.
Pumpspeicherkraftwerke sind ausserdem Stromvernichter. Für das Hinaufpumpen wird um ein Drittel mehr Strom verbraucht als durch das Herunterlassen gewonnen werden kann.

Die TIWAG darf ihre beiden größten Kraftwerke Kaunertal und Sellrain-Silz gar nicht selbst einschalten. Der deutsche Stromriese E.ON und der deutsch-französische Energiekonzern EnBW dürfen laut TIWAG-Vertrag die Pumpturbinen von Sellrain-Silz in Betrieb nehmen, so oft und so lange sie wollen (bis zur jährlich neunfachen Füllung des Speichers Finstertal!).

Für den Stromverkauf an E.ON und EnBW hat die TIWAG beim Energiekonzern E.ON Bezugsrechte für Atomstrom. Sie muss daher dort die anteiligen Kosten für den Urankauf, die Urananreicherung, die Zwischenlagerung, die Wiederaufbereitung, die Castor- Transporte und die Endlagerung mitzahlen. - Das sind 5,1 Mio. €/Jahr.

Die TIWAG bekommt nur das einfache jährliche Arbeitsvermögen von Sellrain-Silz gegen etwas mehr als die doppelte Menge Bandstrom abgetauscht.

Der Nutzinhalt des geplanten Sulztal-Speichers würde 120 Millionen m³ Wasser betragen, was der Kubatur von 100.000 Einfamilienhäusern entspricht. Um diesen gewaltigen Stauraum überhaupt füllen zu können, müßte die TIWAG deutlich mehr als 50 Prozent der Wassermenge aus der Ötztaler Ache bei Aschbach 900 Höhenmeter ins hintere Sulztal hinaufpumpen.

Nun ist die TIWAG ziemlich groß in die Spekulation an der Strombörse in Leipzig eingestiegen. Die zu diesem Zwecke neu eingerichtete Abteilung von Analysten und Brokern in der TIWAG-Zentrale in Innsbruck weiß natürlich, wann immer und wo immer in Europa welche Art von Strom zu welchem Preis zu haben ist.
Das heißt, wenn um halb drei in der Nacht in Bulgarien für eine Stunde Atomstrom weit unter den Gestehungskosten zur Verfügung steht, dann wird er (trotz gigantischer Leitungsverluste) ins Ötztal geholt, um die Ache ins Sulztal hinaufzupumpen. Und wenn die Megawattstunde in Bulgarien um halb drei um einen halben Cent zu teuer ist, dann wird das gleiche mit Atomstrom aus Frankreich bewerkstelligt.
Von wegen saubere Wasserkraft!

Besonders gefährlich bei den AKWs ist das Anfahren des Reaktors und die Drosselungsphase beim Abschalten. Atomkraftwerke müssen daher tagaus tagein gleichmäßig laufen und liefern damit rund um die Uhr eine gleichbleibende Menge Energie. Das ist in der Nacht natürlich in ganz Europa viel zu viel. Und speicherbar ist Strom nach wie vor nicht. Außer man legt - auf dem Umweg, daß man damit einen Gebirgsbach bergauf fließen macht - in einem Hochtal einen Riesenspeicher für diesen Atomstrom an. Damit kann überschüssiger Strom aus dem Markt genommen und auf Lager gelegt werden.
Für die TIWAG ist es dabei völlig wurscht, wo sie ihre Halde hinknallt, um diesen Atomstrom zu horten. Es muß nur unten ein Bach und weit oben ein Talschluß sein. Genau das und nichts anderes hat sie mit dem Sulztal vor. Die ganz einfache Frage ist, ob wir unsere Alpentäler als Atomstromspeicher zur Verfügung stellen wollen.

Es sei hier nur noch der Vollständigkeit halber erwähnt, daß die TIWAG bei geringer Nachfrage im Sommer, wenn auch ihre Laufkraftwerke viel Strom erzeugen, diese durchgängige Grundlast gar nicht im Inland absetzen kann, und sie zum Teil daher ihrerseits erst mühselig auf einem übersättigten Markt um vielleicht einen Cent pro KWh verbetteln muß.
Die TIWAG kann nämlich keinen überschüssigen Strom selbst zum Pumpen verwenden. Sie darf das in Sellrain-Silz gar nicht. Weil sie aufgrund der fabelhaften Verträge mit den Deutschen gar nicht an „ihre" eigenen Pumpenturbine im Kühtai herankommt!

Während Kernenergie weltweit 16 Prozent zur Stromversorgung beiträgt, hat das angebliche Wasserkraftland Tirol einen weit höheren Anteil. Die Rheinisch Westfälischen Elektrizitätswerke RWE, die Energie Baden-Württemberg (EnBW) und EON haben den sauberen Strom aus der Tiroler Wasserkraft und Tirol bekommt den schmutzigen Strom aus deren Produktion. Der Name „Tiroler Wasserkraft“ ist für die Tirolerinnen und Tiroler nur Hohn und Betrug. Wenn die TIWAG mit den wirklichen Zahlen herausrücken würde, könnte man sehen, daß Tirol zu bestimmten Zeiten auf einen Atomstromanteil von sechzig Prozent und darüber kommt. Ein weiterer Ausbau der Wasserkraft würde bedeuten, daß noch mehr saubere Wasserkraft exportiert und noch mehr dreckigen Strom (aus dem süddeutschen Raum, wo Kernkraft dominiert) importiert würde.

In Wahrheit ist jedoch der gesamte im Kraftwerk Kühtai erzeugte Strom umgewälzter Dreckstrom aus Kohlekraftwerken und vor allem Atomkraftwerken. Indem also meist mittels solchen Atomstroms der Finstertalspeicher bis zu neunmal pro Jahr mit dem Wasser aus dem Kühtai vollgepumpt wird (Höhenunterschied: ca. 400 Meter), das heißt mit einem um ein Drittel höheren Arbeitsaufwand an Atomenergie beim Pumpen als dann beim Abarbeiten sogenannte Energie aus Wasserkraft gewonnen werden kann, haben man es beim Strom aus dem Kühtai sozusagen mit verdichtetem, eingedicktem, konzentriertem Atomstrom zu tun. Die Schadstoffe aus ca. 550 GWh fürs Pumpen eingesetztem Dreckstrom werden dabei in den nur mehr erzeugten ca. 420 GWh komprimiert. Da hilft das schönste Schönreden und das weißeste Weißwaschen nicht.

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