Klimawandel - was uns alles erwartet

Klimawandel macht vor allem jungen Menschen Angst.

Bereits seit mehreren Jahren warnen Klimaforscher eindringlich vor den möglichen Folgen der globalen Erwärmung - doch bislang stießen ihre Warnungen bei vielen Politikern auf taube Ohren. Nun schlagen die Experten abermals Alarm, gleichzeitig wird Al Gore auf seinen Veranstaltungen zum Klimaschutz wie ein Popstar gefeiert.

Der Anfang Februar 2007 in Paris vorgestellte vierte Klimabericht des "Intergovernmental Panel on Climate Change", enthält düstere Szenarien für die Zukunft. Nur durch einschneidende Maßnahmen könne man das Schlimmste noch verhindern, so der Bericht. Die Wissenschaftler rechnen damit, dass die Temperaturen bis zum Jahr 2100 wahrscheinlich mehr als doppelt so schnell steigen werden wie im vergangenen Jahrhundert. Der Meeresspiegel werde bis dahin zwischen 19 und 59 Zentimeter steigen.

Junge Deutsche fühlen sich vom Klimawandel bedroht, aber wollen für den Umweltschutz keine Einschränkungen hinnehmen. 91 Prozent der 20- bis 35-Jährigen sehen im weltweiten CO2-Ausstoß das bedrohlichste Umweltproblem, wie eine Umfrage für das Magazin «Neon» ergab. Nur drei Prozent haben jedoch schon mal aus Umweltgründen auf eine Flugreise verzichtet. Für 55 Prozent der Befragten ist der Klimawandel bedrohlicher als Terroranschläge und Atomkrieg.

Die am Dienstag veröffentlichte Umfrage zeigt, dass nur wenige der jungen Erwachsenen bereit sind, mit persönlichen Schritten einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Demnach meinen zwar 84 Prozent der Befragten, es mache Sinn, mit Umweltschutz bei sich selbst anzufangen. Gleichzeitig geben aber 62 Prozent zu, sich noch nie für ein Umweltprojekt engagiert oder gar für eines gespendet zu haben. Für 90 Prozent ist die wichtigste persönliche Maßnahme die Mülltrennung.

Nur etwas mehr als die Hälfte achtet beim Kauf von Obst und Gemüse auf Saisonware, und nur sieben Prozent nutzen Ökostrom. 72 Prozent der Befragten wissen der Umfrage zufolge nicht, wer Bundesumweltminister ist.

Noch nie gesehene Schäden

Hurrikan "Wilma" hat auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán sein zerstörerisches Werk fortgesetzt. Nach stundenlangem Wüten mit Geschwindigkeiten von rund 200 Kilometern pro Stunde schwächte sich der Wirbelsturm zwar wie erwartet leicht ab. Nach Angaben der Nationalen Hurrikanbehörde in Miami wurde "Wilma" am Samstag auf die Kategorie Drei heruntergestuft.
Doch er verursachte Überschwemmungen, riss Dachziegel von Dächern, entwurzelte Bäume und knickte Telefon- und Strommasten an der Mayaküste um. Nach Angaben des Gouverneurs von Quintana Roo kam bisher eine Person ums Leben.
Der Urlaubsort Cancun steht nach einer durch den Hurrikan verursachten Flutwelle meterhoch unter Wasser. Im in der Nähe des Strandes gelegenen Hotelviertel stehe das Wasser in den Straßen bis zu acht Meter hoch. Auf den vor Cancun gelegenen Islas Mujeres seien bereits fast 600 Millimeter Niederschlag gefallen, wie das nationale Wetteramt Mexikos mitteilte. Laut Felix Gonzalez, Gouverneur des Staates Quintana Roo, habe "Wilma" in Cancun "Schäden in einem noch nie gesehenen Ausmaß" angerichtet. "Niemals zuvor haben wir so einen Sturm gehabt."
Nach Einschätzung der Behörden hat "Wilma" eine zerstörerische Wirkung wie "vier bis fünf normale Hurrikans" auf einmal.

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Wie entsteht ein Wirbelsturm ?

Der Motor jedes Wirbelsturms ist verdunstendes Warmwasser. Erreicht die Oberflächentemperatur des Meeres mehr als 26 Grad Celsius und ist es darüber deutlich kühler, läuft die verheerende Maschinerie an.
Die erwärmte Luft steigt auf. Erst langsam, dann immer schneller, schließlich schießt sie empor, reißt dabei Wasserdampf mit und wird von der Corioliskraft, hinter der die Erdrotation steht, in Wirbel versetzt. In der kühleren Höhe kondensiert der Dampf, in nur einem Kubikmeter Wolke können zehn Gramm flüssiges Wasser enthalten sein: eine bis zu 15 Kilometer hohe Wassersäule, aus der pro Tag bis zu 3000 Liter auf jeden Quadratkilometer fallen können. Und es gibt permanent Nachschub. Denn der wegen der aufsteigenden Luft abfallende Luftdruck saugt ständig neue Luftmassen Richtung Zentrum.

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Ruhe im "Auge"
Die Zentrifugalkraft des rotierenden Wirbels lässt die einströmende und Energie verstärkende Luft aber nicht in die Mitte - dort, im "Auge" des Hurrikans, herrscht Ruhe, sinkt trockene Luft aus der Stratosphäre herab. Je nach Rotationsgeschwindigkeit wird seine Stärke in fünf Stufen eingeteilt. Ein durchschnittlicher Hurrikan setzt pro Tag fast 200-mal so viel Energie frei wie alle Kraftwerke der Welt zusammen.
Aufgrund dieser Mechanik könnten wärmere Ozeane künftig häufiger Hurrikane entfachen, mehr Wasserdampf in der Luft zudem ihre Gewalt vergrößern: Kondensation setzt vermehrt Wärmeenergie frei. Sowohl der Gehalt an Wasserdampf als auch die Temperatur des Atlantiks sind in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen, bestätigen Klimaforscher. Ob ein Hurrikan entsteht, hängt aber auch von Strömungen in der Atmosphäre ab: Eine Voraussetzung sind stabile Luftschichten.
Noch ist auch unklar, welchen Anteil Klimaphänomene wie El Nino haben. Langfristige Prognosen sind daher kaum möglich. Bei saisonalen Vorhersagen sind Forscher mutiger. Für dieses Jahr sei in den USA und der Karibik mit sieben Wirbelstürmen zu rechnen, warnte Meteorologe William Gray von der Colorado State University im Juni. Der dritte tobt gerade.

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Wirbelsturm in Florida und massive Stromausfälle

Hurrikan: Notstand ausgerufen

"Katrina" fegt über Florida hinweg - Tote und massive Stromausfälle
Experten warnen vor einem neuen Erstarken des Sturmes über dem Golf von Mexiko.
Bis zu 249 Stundenkilometer - Besondere Sorge gilt New Orleans, das großteils tiefer als der Meeresspiegel liegt. Nach Angaben des US-Hurrikan-Zentrums in Miami, wird "Katrina" voraussichtlich auf die Küste von Missisippi oder Louisiana auftreffen. Dann werde der Wirbelsturm die zweitstärkste Kategorie 4 erreicht haben, da er auf dem Weg von Florida über den Golf von Mexiko voraussichtlich an Stärke zunehmen werde. Kategorie 4 bedeutet Windgeschwindigkeiten zwischen 210 und 249 Stundenkilometer.

In Florida war "Katrina" zwischen Miami und Fort Lauderdale auf die Küste geprallt und hinterließ 1,5 Millionen Einwohner ohne Strom. Drei Menschen starben durch umstürzende Bäume, zwei Personen ertranken und zwei verloren ihr Leben bei Autounfällen auf überfluteten Strassen.

Mount Everest schmilzt zu schnell

Die globale Erderwärmung lässt die Gletscher des Mount Everest schneller schmelzen als je zuvor.
Die weltweiten Wasserreserven sind dadurch zunehmend bedroht.

Nach Angaben der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua haben chinesische Wissenschafter klare Beweise, dass die Gletscher des höchsten Bergs der Erde auf der tibetischen Seite zunehmend schmelzen würden. Dadurch würden zwangsläufig auch die Wasservorräte reduziert.
Britische Klimaforscher haben deutliche Anzeichen für eine Abschwächung des Golfstromes festgestellt.

Mounteverest

In Gletschereis sind rund 75 Prozent der weltweiten Frischwasserreserven gespeichert. Die Schnee- und Regenfälle im Laufe der Winter werden so im Sommer durch allmähliches Abschmelzen an die Flüsse abgegeben. Auch von der nepalesischen Seite des Mount Everest hatte es bereits ähnliche Berichte gegeben.

Wissenschaftern zufolge könnte die weltweite Erderwärmung die Temperaturen in den kommenden
100 Jahren um 1,4 bis 5,8 Grad Celsius erhöhen. Dadurch könnten Gletscher abschmelzen, Meeresspiegel steigen und somit niedrig gelegene Gebiete vollständig überschwemmt werden.
(Ag./Red.)
quelle (diepresse.com) vom 18.05.2005

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Die Briten könnten frieren wie in Sibirien

Golfstrom nimmt an Stärke ab und beschert niedrigere Temperaturen,
Britische Klimaforscher haben deutliche Anzeichen für eine Abschwächung des Golfstromes festgestellt.
Die rasch fließende Meeresströmung, die von den Tropen bis nach Spitzbergen verläuft, wirkt wie eine gigantische Heizung für Irland, Großbritannien und Nordwesteuropa. Ohne Golfstrom wären die Temperaturen auf den britischen Inseln eisig wie in Sibirien.

Golfstrom

Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass eine der treibenden Kräfte des Golfstroms - das Sinken von besonders kaltem Wasser in der Grönländischen See - auf ein Viertel ihrer ursprünglichen Stärke zurückgegangen ist. Auslöser ist vermutlich die Klimaerwärmung.

Golfstrom - Die "Zentralheizung" Europas Passatwinde und Erdrotation treiben warmes tropisches Oberflächenwasser nach Norden. Ausgehend vom Golf von Mexiko zieht der Golfstrom mit bis zu 50 km Breite über den Atlantik und sorgt für gemässigtes Klima in Europa.
In den arktischen Gewässern kühlt das Waser ab und sinkt in die Tiefe, kaltes Wasser strömt nach Süden.

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Frischhaltefolie für einen Gletscher

Eine "Frischhaltefolie" soll einen Teil des Gurschengletschers im Schweizer Skiort Andermatt vor dem Schmelzen bewahren. Rund 2.500 Quadratmeter Spezial-Vlies haben die Andermatter Gotthard-Bahnen dazu erworben.

Sie wurden in fast 3.000 Metern Höhe über eine Ski-Abfahrtsrampe, über Felspartien und Firn gelegt. Besonders im heißen Sommer 2003 waren erhebliche Teile des Gletschers weggeschmolzen und hatten auch die Sportbedingungen verändert.

Gletscher

"Die Klimakatastrophe hat nun auch einen der reichsten Orte der Schweiz erreicht", betonte Martin Hiller von der Umweltorganisation WWF. Der WWF sei "im Geiste bei den Andermattern", da diese nun wie die Menschen in Asien oder anderen armen Regionen der Welt am eigenen Leib die Folgen der vom Menschen verursachten Klimaveränderung zu spüren bekämen.

"Die Folie reflektiert fast sämtliche einfallende Strahlung. Das reduziert den Schmelzvorgang stark", sagte der Glaziologe der Zeitung.
Die Folienidee stammt aus Österreich, vier österreichische Bergbahnen wollen ebenfalls ihre Gletscherskigebiete großflächig schützen.

Keine grundsätzliche Löung
Es sei nun Aufgabe der Politiker, endlich zu handeln, sagte Hiller, das Abdecken sei schließlich keine grundsätzliche Lösung.
Quelle derstandard

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Dieselmotore gefährden die Umwelt

Die Weltgesundheitsorganisation hat für Österreich hochgerechnet, dass pro Jahr rund
*   2.400 vorzeitige Todesfälle,
* 40.000 Asthmafälle und
* 20.000 Fälle von Bronchitis
bei Kindern auf die Rußpartikel der Dieselabgase zurückzuführen sind.

Laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) gelangen durch den Straßenverkehr jährlich mehr als 5000 Tonnen Rußpartikel in die Luft. Verursacher sind nicht nur Pkw.
Für zwei Drittel der Schadstoffe sind Lkw verantwortlich. "Filter würden zu 99 Prozent Rußpartikel sammeln.
In Österreich steigt die Zahl der zugelassenen Pkw weiterhin um rund 100.000 pro Jahr
1990 gab es  409.806 Dieselfahrzeuge in Österreich (13,7 Prozent Anteil an der Flotte).
1995 wurden 826.525   (23,0 Prozent) registriert.
2002 waren es bereits 1.644.524   (40,8 Prozent).

Besser wäre es Forschungsgelder nicht in Dieselautos zu stecken, sondern diese Gelder für die Entwicklung von Elektroautos zu verwenden und die steuerliche Belastung der Elektroautos aufzuheben.
Wenn dann der dazu notwendige elektrische Strom aus erneuerbaren Energien (Wind, Photovoltaik, Wasser und auch Biomasse) gewonnen werden kann, so ist das ganze Problem elegant gelöst.

Klimakollaps durch versiegen des Golfstroms: eine Pentagon Studie warnt

Eine Studie des US-Verteidigunsministeriums schätzt das Risiko von Umweltkatastrophen größer ein, als die Bedrohung durch den Terrorismus.
Eine wissenschaftliche Studie bringt die USA in Aufruhr. Es wird darin ein dramatisches Szenario beschrieben: Die zunehmende Erderwärmung könnte den Golfstrom zum Erliegen bringen und eine neue Eiszeit in der nördlichen Hemisphäre bewirken. Der Klimakollaps würde letztlich die Sicherheit der USA gefährden.

Eiswüste in Skandinavien
Das in der Pentagon-Studie beschriebene Szenario ist ebenso bedrohlich wie realistisch:
Der Golfstrom, der wie eine riesige Warmwasserheizung Milliarden Liter von Tropen-Wasser in den Norden pumpt, verliert an Kraft, ändert seine Richtung und kollabiert plötzlich ganz. Eisige Winde brausen über Nordeuropa hinweg, verheerende Stürme und Fluten verwüsten die Küsten. Die Wälder sterben ab, die Ebenen an Nord- und Ostsee gefrieren zur Tundra.
Weitere Folgen wären verheerende Dürren im Süden der USA und Überschwemmungen in China. Skandinavien würde sich in eine Eiswüste verwandeln, dicht besiedelte Küstenstaaten wie Holland oder Bangladesh würden überflutet. Millionen hungernder Flüchtlinge würden ihre Heimat verlassen und in die reichen Länder drängen.

Welt in Anarchie
Länder mit labiler Regierung wie Pakistan oder Russland könnten versucht sein, ihr Nukleararsenal einzusetzen, um sich Nahrung oder Rohstoffe zu erkämpfen, warnen die Autoren der Studie. Die Welt könnte in Anarchie versinken. Fazit des Pentagon-Berichts: Der Klimawandel birgt viel größere Risiken als der Terrorismus.
Seit Jahren warnen Forscher vor den Folgen eines abrupten Klimawechsels, doch die US-Administration unter Bush negierte jede Notwendigkeit, im Land der weltgrößten Energieverbraucher etwas zu ändern.

Keine Stellungnahme von Bush
Das Papier wird laut "Spiegel Online" von der Bush-Regierung als so brisant eingestuft, dass sie dazu bisher nicht Stellung genommen hat. Details aus dem Bericht erschienen im US-Wirtschaftsmagazin "Fortune" und im britischen "Observer". Die Pentagon-Studie wurde von den Amerikanern Andrew Marshall und Peter Schwartz beaufsichtigt. Der 82 Jahre alte Marshall gilt in Militärkreisen als schillernde Legende.

Die Pentagon-Studie warnt vor einem abrupten Zusammenbruch des Golfstroms im Atlantik, der warmes Wasser von Süden nach Norden pumpt. Durch globale Erwärmung schmilzt mehr Arktis-Eis. Dadurch wird das vom Golfstrom bis Island transportierte warme Wasser verdünnt, der Salzgehalt verringert sich. So verliert es an Dichte, wird leichter und kann nicht mehr absinken.
Die Folge:
Es kann kein warmes Wasser mehr nachkommen. Während weltweit die Temperaturen ansteigen, würde es in Europa und Nordamerika zu einer deutlichen Abkühlung kommen.
"Über Island würde die Durchschnittstemperatur um bis zu 20 Grad sinken, in Mitteleuropa wären es immerhin zwei bis vier Grad", so Prof. Stefan Rahmsdorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

"Die Pentagon-Studie zeigt auf, welche Folgen es hat, wenn dieses Szenario in zehn bis 20 Jahren eintritt. Wir steuern auf diesen kritischen Punkt zu. Ob und wann wir ihn erreichen, können wir noch nicht sagen. Ich glaube, dass dies erst nach 2050 der Fall sein wird." Ein genauer Zeitpunkt, wann der Golfstrom kippt, könne deshalb nicht prognostiziert werden, "weil wir von den Meeren wesentlich weniger Daten haben als vom Festland", so Univ.-Prof. Helga Kromp-Kolb vom Institut für Meteorologie der Uni für Bodenkultur in Wien.
"Sicher ist nur, dass die regionale Abkühlung eine Folge der weltweiten Erwärmung ist." Ernest Rudel, Chef der Abteilung für Klimaforschung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien: "Alle beschriebenen Szenarien sind für Klimatologen nichts Neues – und sie sind selbstverständlich möglich."
In der Vergangenheit seien sie auch bereits mehrmals eingetreten. Rudel erinnert an die Eiszeiten. Das neue an der Studie sei, dass sie annimmt, es passiere durch das Zutun des Menschen und könne durch ihn auch abgewendet werden. Für Experten wie Rudel und Rahmsdorf ist die Aussage der Studie in erster Linie eine politische: "Dass jetzt Leute das Problem ernst nehmen, von denen man es nicht erwartet hätte." Ähnlich Greenpeace: Präsident Bush könne den Klimawandel nicht länger ignorieren.

Generell wäre die Menschheit heute durch eine Klimaänderung viel stärker betroffen, weil auch sensible Gebiete besiedelt sind, so Rudel: "Bangladesch, das nur knapp über dem Meeresspiegel liegt und durch jede Schwankung betroffen ist."

Anstieg:
Der Stopp des Golfstromes könnte Strömungen so verändern, dass an verschiedenen Küstenstrichen der Meeresspiegel noch viel stärker als bisher angenommen ansteigen wird, meint Rahmsdorf. Helga Kromp-Kolb: "Holland kann sich vielleicht durch eine Anhebung seiner Dämme schützen. Bei New York oder Boston ist das nicht so leicht, Bangladesch oder Ägypten sind völlig ungeschützt. Außerdem: Wohin sollen in Ägypten die Menschen flüchten?
In die Wüste ?"

Ihre Schlussfolgerung: "Wir müssen jetzt Maßnahmen für den Klimaschutz setzen, um das Kippen des Golfstroms zu verhindern."
Kurier 24.02.2004

Pendelschlag der Klimakatastrophen

Für "The Day After Tomorrow" gibt es realistische Vorlagen in der Vergangenheit - wann passiert es wieder?
Den ersten katastrophalen Gefrierschock erlitt die Erde vor 65 Millionen Jahren: Nach einem Meteoritentreffer kam es zur Abkühlung des Urozeans Tethys, als Folge starben die Dinos aus.
Beweise dafür hätten laut Geology internationale Forscher anhand von fossilen Meereslebewesen vorgelegt, die nur in eisigem Wasser vorkämen und zu besagter Zeit im heutigen Tunesien abgelagert wurden. Der Einschlag habe enorm viel Sulfat-Partikel in die Atmosphäre geschleudert, welche die Sonnenstrahlung blockierten -   die Folge: Abkühlung.
Das Risiko eines erneuten Temperatursturzes durch Meteoritentreffer gilt zwar als relativ gering, aber wie sieht es mit anderen Ursachen aus?

Im Film The Day After Tomorrow geht das zum Beispiel so:
Die anhaltende Klimaerwärmung lässt die Gletscher der Pole schwinden. Schmelzwasserfluten in den Atlantik stoppen den Golfstrom, jene warme Ozeanströmung aus dem Süden, die dem Norden mildes Klima beschert  -  die Folge: Eiszeit.
Solche Katastrophen ereigneten sich in der Vergangenheit tatsächlich, laut aktuellen US-Studien ergossen sich gigantische Schmelzwasserfluten gleich mehrfach in den Atlantik. Warum also nicht wieder?
Denn wie heute waren die Gletscher auch Ende der Eiszeit vor 19.000 Jahren auf dem Rückzug, ihr Schmelzwasser erhöhte den Meeresspiegel.
Geologen der Oregon State Uni entdeckten vor Irlands Küsten einen tiefen Kanal, von Schmelzwasserflüssen ins Sediment geschürft, schreiben sie in Science. Der Meeresspiegel sei in dieser Zeit um mehrere Zentimeter im Jahr angestiegen. Wie im Kinofilm, nur nicht so schnell, schwächte Süßwasser die atlantischen Meeresströme und schickte die Temperaturen in Europa erneut in den Keller. Das belegten Analysen von Einzellern, die damals am Meeresgrund abgelagert wurden.

Tauwetter in Antarktis
Die umgelenkten Meeresströmungen erwärmten vor tausenden Jahren südliche Regionen, führten zu Tauwetter in der Antarktis: Die schwindenden Eisflächen reflektierten weniger Sonnenlicht ins All, die Erwärmung beschleunigte sich. Der Meeresspiegel stieg weiter, er stehe heute um etwa 130 Meter höher als vor 19.000 Jahren.
Schmelzwasser brachte das Klima immer wieder an den Rand einer Eiszeit. Der Hamburger Geologe Hartmut Heinrich identifizierte 1988 mehrere Lagen Gesteinsschutt in den Sedimenten des Nordatlantiks als Reste von getauten Eisbergen. Diese "Heinrich-Ereignisse" belegen massive Gletscherschmelzen.
Geologen vom Forschungsinstitut Woods Hole zeigten, dass das letzte "Heinrich-Ereignis" vor 17.500 Jahren die Zirkulation im Atlantik wieder zu unterbrechen begann. Das belegten Organismen im Meeressediment, die Indikatoren für Strömungen seien, schreiben sie in Nature. Vor 11.000 Jahren war dann wieder Eiszeit. Und wieder wegen des Abtauens. Floss Schmelzwasser amerikanischer Gletscher zuvor über das Mississippi-Tal in den Golf von Mexiko ab, wo es kaum Einfluss auf die Zirkulation hatte, ergoss es sich nun in den Nordatlantik. Denn das Eis, das bisher den Weg nach Norden versperrt hatte, war geschmolzen.
Ähnliches könnte sich wiederholen.
Forscher vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven prophezeien das Schmelzen des Grönland-Eisschildes. Schon in den nächsten 100 Jahren könnte die Temperatur um entscheidende drei Grad ansteigen. Neben Folgen für die Meereszirkulation würde der Meeresspiegel um sieben Meter steigen.
Forscher der Victoria University in Kanada widersprechen: Kein Klimamodell sage einen Kollaps des Golfstroms in diesem Jahrhundert voraus. Und selbst wenn sich der Golfstrom doch abschwächen sollte, prognostizierten die Modelle keine Abkühlung für Europa - wegen der zunehmenden Erwärmung durch Treibhausgase.
Quelle: DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27. 6. 2004)