Ökoenergien - eine neue Kernkompetenz Österreichs

Ökoenergie entwickelt sich in Österreich zu einem bedeutenden Wirtschafts- und Wachstumsfaktor. Bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und bei der Wertschöpfung, in Forschung und Entwicklung sowie als wichtiger Exportzweig weist die Branche, die heute bereits 32.700 Personen beschäftigt, durchwegs über dem Durchschnitt liegende Zuwachsraten auf.

"Der verstärkte Einsatz von Ökoenergien und eine Steigerung der Energieeffizienz bei Gebäuden kann Österreich, die entsprechenden Rahmenbedingungen vorausgesetzt, langfristig von fossilen Brennstoffen und Energieimporten unabhängig machen", stellte Reinhold Mitterlehner, bei der Präsentation einer neuen Studie über die "Wirtschaftskraft der Ökoenergien" fest.
Diese europaweit einmalige Datenerhebung wurde im Auftrag des Dachverbandes Energie-Klima in der Wirtschaftskammer Österreich erstellt und ist ein wichtiger Baustein der WKÖ-Energiestrategie, deren Grundzüge Präsident Christoph Leitl vor 14 Tagen vorgestellt hatte. Eckpunkte dieser Strategie sind, wie berichtet, eine erhöhte Versorgungssicherheit durch bessere Nutzung regionaler Ressourcen sowie ausreichende Leitungskapazitäten, die Verbesserung der Energieeffizienz, eine Akkordierung von Klimaschutz und Energiepolitik sowie der Ausbau von Österreichs guter Position auf dem weltweiten Energietechnikmarkt.

Erneuerbare Energien und Umweltwärme sollen, in Kombination mit thermischer Sanierung, bis zum Jahr 2020 70 Prozent des notwendigen Wärme- und Kühlenergiebedarfs der Haushalte abdecken, hob Mitterlehner hervor. Bei gleichzeitiger Reduktion des Energiebedarfs um 25 Prozent durch Gebäudesanierung können 7,8 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen pro Jahr eingespart werden. (Betrachtet werden dabei die realistischerweise sanierbaren Wohnungen, die rund 30 Prozent des Bestandes ausmachen). Derzeit gelingt es, ein Viertel des Bedarfs durch "Erneuerbare" abzudecken.

Finanziert werden kann die Umstellung durch Einsparungen beim Energieimport und Vermeidung von ansonsten drohenden Kyoto-Strafzahlungen sowie durch Umschichtung der Wohnbauförderung in Richtung Sanierung, Passiv- und Niedrigenergiehaus sowie Ökoenergien. Eine neu vorgeschlagene Investitionszuwachsprämie mit einer Umwelt- und Energieeffizienz-Komponente soll, so Mitterlehner, bei den Betrieben die Umstellung auf Ökoenergien vorantreiben.

Wie der Obmann des Dachverbandes Energie-Klima, Robert Kanduth, und Studienautor Prof. Reinhard Haas aus der Untersuchung zitierten, erreicht der Umsatz der Ökoenergietechnik rund 1,5 Milliarden Euro. Bei der Technologie von Öko-Wärmeanlagen zählt Österreich zur europäischen Spitze. Solaranlagen zur Erzeugung von Warmwasser, Raumwärme und Kühlung haben eine Exportrate von fast 70 Prozent, wobei die Ausfuhren jährlich um fast 40 Prozent steigen. Ähnliches gilt für die Biomasseanlagen.

" Der Wärmesektor ist deshalb von so großer Bedeutung, weil sich hier bei heutigen Marktpreisen eine Umstellung auf Erneuerbare bereits rechnet", hebt Kanduth hervor. "Leider haben wir in Österreich seit der Energiekrise im Jahr 1973 viel verschlafen. Wir müssen die Versäumnisse jetzt so rasch wie möglich aufholen".

Biomasseverstromung, Kleinwasserkraft, Photovoltaik und Windkraft erwirtschaften, so Obmann Kanduth, eine österreichische Wertschöpfung von 395 Millionen Euro und beschäftigen mehr als 11.000 Personen. Für die Förderung von Ökostrom sind harmonisierende Vorgaben der EU erforderlich, um Vorwürfe der Wettbewerbsverzerrung und der Überförderung hintanhalten zu können. Der Anteil der Erneuerbaren an der Gesamtstromerzeugung soll von vier auf zehn Prozent angehoben werden.

"Die hohe Forschungsquote bei Ökoenergien lässt auf eine Kernkompetenz Österreichs mit guten Zukunftschancen schließen", erklärt Mitterlehner abschließend: "Die Studie belegt eindrucksvoll, dass jene Technologien, die zum Schutz der Ressourcen und des Klimas beitragen, sich innerhalb weniger Jahre zu einer Zukunftsbranche entwickelt haben". (hp)