Warum es besser ist, vor dem Klimawandel nicht die Augen zu verschliessen
05.08.2011

Vielen Menschen gelingt es den Klima-Alarm nicht ernst zu nehmen.

Meldungen zur drohenden Klimakatastrophe scheinen die Öffentlichkeit nicht wachzurütteln, sondern eher einzuschläfern. Eine Art Hysterie wechselt sich ab mit Abstumpfung, die oft bis zur vollständigen Verdrängung des Problems reicht.
Vielen Personen ist es nicht bewusst, dass gemäß den Berechnungen des Weltklimarats die globalen Treibhausgasemissionen innerhalb von vierzig Jahren auf ein Fünftel zurückgefahren werden müssen, wenn das Ziel, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu beschränken, erreichen werden soll.

Obwohl man der Frage, wie wir uns zum Klimawandel verhalten wollen, nicht ausweichen kann, gibt es eine Reihe typischer Manöver, sich die Frage erst einmal vom Leibe zu halten.

Der Klimawandel finde gar nicht statt, wird häufig behauptet. Als Beleg für diese These wird etwa darauf verwiesen, dass in den letzten zehn Jahren ein klarer Erwärmungstrend nicht nachgewiesen werden könne. Diese Behauptung trifft für kurze Zeitabschnitte fast immer zu. Vergleicht man aber mehrere aufeinanderfolgende Zehnjahres-Perioden, so erweist sich die Erderwärmung als eindeutig.

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«Es ist zu spät!» - so lautet eine andere, in gut informierten Kreisen häufig zu hörende These. Nicht in vierzig, sondern in zehn Jahren müsse das Ziel, die Treibhausgasemissionen auf einen Fünftel zu reduzieren, erreicht werden. Denn die großen Eisschilde auf Grönland und in der Westantarktis schmelzen deutlich schneller, als der Weltklimarat prognostiziert hat. Würden sie vollends verschwinden , so steigt der Meeresspiegel zwölfmal höher, als vorausgesagt. Dadurch würden Küstengebiete überflutet, in denen mehr Menschen lebten als derzeit in Europa.

Der Himalaja wird in den nächsten fünfzig Jahren zwei Drittel seiner Gletscher verlieren, aus denen sich die Lebensadern Pakistans, Nordindiens, Bangladeshs, Chinas und einiger südostasiatischer Länder speisen.
Zwei Fünftel aller Menschen leben im Bereich dieser Flüsse. Ihre Verkümmerung zu Rinnsalen, die nach starken Regenfällen über die Ufer treten, wäre für die Landwirtschaft eine Katastrophe.
Der Vergleich mit einem Autofahrer der sich weigert vor einer absehbaren Kollision auf die Bremse zu treten drängt sich auf.

Der Einwand „wir lernen nur aus Katastrophen“ stimmt nur wenn sie uns selbst betreffen. Katastrophen die ferne Gesellschaften betreffen ereignen sich bereits heute und zwar immer häufiger:
Temperaturen um sieben Grad über dem Jahreszeit-Mittel, wochenlang, haben letztes Jahr in Russland zu Flächenbränden geführt und zwei Fünftel der Ernte vernichtet. Zeitgleich ging in Pakistan die gesamte Ernte durch Überschwemmungen verloren. Ostdeutschland, Polen, Australien erlebten ebenfalls Flutkatastrophen.
Was hat Amerika aus der Überflutung von New Orleans im August 2005 eigentlich gelernt?

Manche akuten Probleme sind in den Medien kaum präsent: etwa die schwimmende Plastic-Insel im Pazifik, ein ozeanischer Abfallhaufen von der Größe der USA, oder der Zusammenhang zwischen der Auspowerung von Böden und ökologischen Ressourcen einerseits und dem Zerfall staatlicher Strukturen, etwa in Somalia und Jemen, andererseits.
Oder die in vielen Ländern sich abzeichnende Entleerung unterirdischer Wasservorkommen: In China, Nordindien, den USA, Saudiarabien, Mexiko und Spanien werden nicht nur erneuerbare Grundwasservorräte übernutzt, sondern auch fossile unterirdische Wasserreservoirs leer gepumpt, die sich nicht wieder füllen. Die Verknappung von Grundwasser dürfte die Folgen der Gletscherschmelze verschärfen. Wer wird China und Indien ernähren, falls ihrer Agrarwirtschaft das Wasser ausgeht?

Die wichtigste Aufgabe wäre, die Probleme ernst zu nehmen und konsequent Änderungs- und Überlebensstrategien zu verwirklichen.