Rückgang der Stromerzeugung aus Ökoenergie wahrscheinlich

Wirtschaftsminister Bartenstein verweist auf führende Rolle Österreichs im Bereich erneuerbarer Energien

Der Wirtschaftsminister stellte gemeinsam mit IEA-Exekutivdirektor Tanaka fest, dass Österreich etwa im Bereich erneuerbarer Energien nicht nur eine große Tradition habe, sondern auch eine führende Rolle in der EU einnehme.
2006 betrug der Anteil erneuerbarer Energien am österreichischen Gesamtenergieverbrauch 24,1 Prozent, während der Durchschnittsanteil in der EU bei 6 Prozent bis 14 Prozent liegt. Beim Stromverbrauch liegt der Anteil erneuerbarer Energieträger bei 57 Prozent.

"Das Ökostromgesetz wird bis Sommer 2008 erneuert: So soll der Anteil erneuerbarer Energien auf 15 Prozent bis 2015 erhöht werden und 3 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich eingespart werden können", erklärte der Wirtschaftminister. "Wir setzen alles daran das Kyoto-Ziel durch verstärkten Einsatz erneuerbarer Energie und durch Verbesserung der Energieeffizienz zu erreichen.
Atomstrom ist und bleibt hier keine Option für Österreich", stellt Bartenstein neuerlich klar: "Für Österreich ist das kein Thema. Wir verzichten auf Atomkraft, "for the time being" und auch für die Zukunft. Österreich hat den Vorteil der Wasserkraft und diese soll auch weiter ausgebaut werden. Bartenstein zeigte sich erfreut, dass das Nabucco-Projekt in dem vorgestellten Bericht der IEA positiv erwähnt wurde. "Dieses Vorzeigeprojekt für eine bessere Gasversorgung der EU macht in diesen Tagen große Fortschritte."

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Das 78,1% - Ziel, das es zu erreichen gilt

In der EU-Richtlinie 2001/77/EG sind Zielquoten für die Anhebung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern bis zum Jahr 2010 festgehalten.
Für Österreich wurde eine Erhöhung von 70 % auf 78,1 % festgelegt.

Österreich hat jedoch in diese Vereinbarung eine Fußnote hineinreklamiert mit dem Wortlaut:
Österreich erklärt, daß ausgehend von der Annahme, daß im Jahr 2010 der Bruttoinlandsstromverbrauch 56,1 TWh betragen wird, ein Prozentsatz von 78,1 eine realistische Zahl wäre.

Dieser Zusatz im Protokoll war seinerzeit eine krasse Fehleinschätzung der überproportionalen Steigerung des Stromverbrauchs und führt seit Jahren zu einem Streit zwischen den Befürwortern des Ökostromes und der Behörde e-control.
Der Zusatz wird von e-control - und leztlich auch vom Wirtschaftsministerium - dahingehend interpretiert, daß Österreich keine Stromverbrauchssteigerungen in die Zielquoten einzurechnen brauche und als Ausgangspunkt den Stromverbrauch von 1997 zugrundelegen kann, in der Hoffnung daß 2010 der Stromverbrauch lediglich 56,1 TWh betragen wird.
Die fatale Schlußfolgerung: Das 78,1 % Ziel wird leicht erreicht.

Nunmehr hat die EU-Generaldirektion eine Klarstellung vorgenommen:
zuerst die gute Nachricht: Das Ziel der österreichischen Regierung, bis zum Jahr 2010 den Anteil an Ökostrom von 70 Prozent (Stand 1997) auf 78,1 Prozent zu erhöhen, entspricht der EU-Richtlinie.
und jetzt die schlechte: es müsse der Verbrauch des Jahres 2010 als Maßstab dienen.

Im Klartext:
Das Ökostromgesetz muss nun völlig neu aufgerollt werden, weil die bisherigen Pläne zur Einschränkung des Ökostroms damit erklärt wurden, dass Österreich seine Ökostromziele schon erreicht hat.
Dem ist nicht so, denn wenn lediglich die nach dem geltenden Ökostromgesetz bewilligten Anlagen errichtet werden, wird der Anteil Erneuerbarer Energie nur bei 64 % liegen.

Wir brauchen schleunigst höhere Förderungsmittel für Ökostromanlagen sowie Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, damit die Zielvorgaben erreicht werden können.