Bioenergie als Gefahr für Ökosystem
Mehrkosten durch Biodiesel
"Das Problem des Klimawandels, für das der Norden verantwortlich ist, kann nicht gelöst werden, indem bei uns neue Probleme geschaffen werden."
Umweltgruppen aus Lateinamerika haben in einem offenen Brief an EU-Vertreter vor Nahrungsmittelknappheit und Naturschäden als Folgen eines Booms der Bioenergie gewarnt. In dem Schreiben, das am Freitag in Hamburg von dem Verein "Rettet den Regenwald" veröffentlicht wurde, nannten es die Organisationen unwahrscheinlich, dass Europa sich künftig aus eigener Produktion mit Bioenergie versorgen könne. Deswegen werde dies auf Kosten landwirtschaftlicher Flächen geschehen, von denen die autonome Nahrungsmittelversorgung lateinamerikanischer Länder abhänge.
Die Umweltschützer warnten zudem, dass der großflächige Anbau von Energiepflanzen das natürliche Ökosystem zerstöre. Sojabohnen, die nach den Prognosen einer der wichtigsten Rohstoffe für Biodiesel werden könnten, seien bereits jetzt ein Hauptgrund für die Zerstörung des Amazonaswaldes. "Das Problem des Klimawandels, für das der Norden verantwortlich ist, kann nicht gelöst werden, indem bei uns neue Probleme geschaffen werden", erklärten die fünf lateinamerikanischen Umweltnetzwerke, die nach Angaben von "Rettet den Regenwald" hunderte Gruppen vertreten.
Ihr Schreiben richteten die Organisationen an das Europaparlament, die Europäische Kommission sowie die Regierungen und Bürger der EU. Anlass des Briefes ist die anstehende Entscheidung der Brüsseler Kommission über den so genannten "Biomasse Aktionsplan", die für Mittwoch nächster Woche erwartet wird.
Mehrkosten durch Biodiesel
Biodiesel bringe der Umwelt kaum etwas und sei eine reine Agrarförderung, die den Autofahrern Mehrkosten beschere, so die AK-Studie.
-
Die Beimischung von synthetisiertem Raps zu Diesel bringt der Umwelt kaum etwas und ist eine reine Agrarförderung, die den Autofahrern
Mehrkosten von 1,9 Cent je Liter verursacht. Insgesamt kostet die steuerlich geförderte Beimengung von fünf Prozent synthetisierten Raps' seit
dem Oktober 2005 den österreichischen Steuerzahlern 133 Mio. Euro jährlich, wovon insbesondere ausländische Landwirte profitieren, so das
Ergebnis einer Studie der Technischen Universität München im Auftrag der Arbeiterkammer.
Vorwurf: Regenwälder müssen weichen
-
Demnach müssen in Südostasien Regenwälder weichen, damit in Österreich mit Biodiesel gefahren werden könne, während hierzulande
gerade einmal 150 neue Arbeitsplätze in der Verarbeitungsindustrie "durch massiven Steuergeldeinsatz" geschaffen würden. Ökologisch
und ökonomisch sinnvoller wäre es nach Meinung der Arbeiterkammer, die Fernwärme auszubauen, die Wärmedämmung zu fördern, den
öffentlichen Verkehr auszubauen und Biomasse für die Wärme- und Stromerzeugung einzusetzen.
"Längerfristig könnten auch Lebensmittel teurer werden"
-
"Es gibt sehr viel billigere Maßnahmen, die noch dazu weit mehr Arbeitsplätze schaffen, betonte AK-Wirtschaftsexpertin Maria Kubitschek.
Wenn künftig auch andere Länder verstärkt Biodiesel einsetzen, würde das auf Grund der begrenzten Anbaumöglichkeiten von
Raps bzw. Zuckerrüben nicht nur die Spritpreise, sondern auch die Kosten für Lebensmittel erhöhen. So seien in Österreich
maximal fünf Prozent der Ackerfläche für die Rapsproduktion geeignet. Dies sei nur ein "Bruchteil" des heimischen Bedarfs.
Profitieren würden hingegen Länder wie China, Malaysia und Indonesien.
AK warnt vor "Ökoschmäh"
-
Die Arbeiterkammer warnte auch vor dem "Ökoschmäh" des sauberen Kraftstoffes Biodiesel. "Etwa die Hälfte der durch die
Verwendung eingesparten Emissionen wird durch den hohen Energiebedarf für die Herstellung wieder aufgefressen", rechnete
Kubitschek vor. Ihr Resümee: "Es gibt umweltfreundlichere, effizientere und kostengünstigere Maßnahmen, die mehr für den
Klimaschutz bringen als diese gesetzlich verordnete Importförderung."
Bereits in der Vergangenheit hatte die AK vor einer Preisspirale nach oben gewarnt. So verwies sie auf eine Aussendung des Agrarischen Informationszentrums (AIZ), in der es hieß: "Dabei kommt der stärkste Aufwind für die Rapspreise von den Biokraftstoff-Herstellern, denn deren Rohstoffbedarf überstieg das Angebot an Rapsöl zuletzt deutlich und trieb die Preise damit kräftig in die Höhe: Rapsöl zur prompten Lieferung kostete im Oktober 80 bis 90 Euro mehr als im Vorjahr."