EU erwägt Nachhaltigkeits-Kriterien für Biokraftstoffe
25.01.2008
Anteil von Biotreibstoffen am Gesamtverbrauch soll erhöht werden.
Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil von Biosprit am Kraftstoff-Mix bis 2020 auf 10% zu erhöhen.
Weil der Anbau von Energiepflanzen
vor allem in Entwicklungsländern in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion steht und für die Plantagen zum Teil sogar Regenwald gerodet wird, ist
Biokraftstoff jedoch in Kritik geraten. Wegen des Energie- und Düngemittel-Einsatzes beim Anbau der Pflanzen gibt es außerdem Zweifel, ob sich mit
Biosprit tatsächlich Treibhausgase einsparen lassen. Mit Nachhaltigkeitskriterien für Biosprit will die EU-Kommission diesen Bedenken Rechnung tragen.
Der Biosprit muss so produziert worden sein, dass gegenüber herkömmlichem Kraftstoff mindestens 35% an Treibhausgasen eingespart werden.
Weiterhin sehen die Kriterien vor, dass er nicht aus Energiepflanzen hergestellt sein darf, für deren Anbau "von Menschen weitgehend unberührter Wald" gerodet wurde. Auch Naturschutzgebiete und "artenreiches, ungedüngtes Grasland" sind tabu, ebenso Feuchtgebiete und Torfboden. Stammt der Biokraftstoff aus Europa, so müssen beim Anbau der Energiepflanzen allgemeine Umwelt-Auflagen für die Landwirtschaft eingehalten werden.
Die EU-Staaten sollen Herstellern und Importeuren von
Biokraftstoff entsprechende Nachweise abverlangen und Informationen an die EU-Kommission übermitteln, die so die Einhaltung der
Kriterien überwachen will. Die Grünen-Fraktion im Europaparlament und Entwicklungshilfeorganisationen bezeichneten die Kriterien als unzureichend.
Eine Treibhausgas-Einsparung von 60% statt 35% gegenüber herkömmlichen Kraftstoffen
sei notwendig, erklärte die Grünen-Europaabgeordnete Caroline Lucas. Die Entwicklungshilfeorganisation Oxfam bemängelte, die sozialen
Folgen eines vermehrten Anbaus von Energiepflanzen seien nicht berücksichtigt. "Die Biosprit-Pläne der
EU werden zu einer drastischen Ausweitung der Anbauflächen in Ländern wie Indonesien oder Brasilien führen.
Die Erfahrung zeigt, dass dies häufig mit Vertreibungen der Bevölkerung und Menschenrechtsverletzungen einhergeht