Neue Strompolitik statt fossiler Großkraftwerke
Enquete "Klimaschutz" im Steiermärkischen Landtag
Wien (OTS) - Bei einer Enquete im steiermärkischen Landtag zum
Thema "Klimaschutz" unterstrich der Vorsitzende des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Dr. Heinz Kopetz, die Wichtigkeit einer
gesicherten Stromversorgung für die Wirtschaft und Gesellschaft und wies darauf hin, dass es dazu verschiedene Strategien gäbe.
Die größten Vorteile für die Steiermark und für Österreich brächte
eine neue Strompolitik mit den Schwerpunkten Stromsparen und Ausbau
aller Formen der erneuerbaren Stromerzeugung.
"In der Steiermark werden derzeit fast eine Milliarde Kilowattstunden zur Erzeugung von warmem Wasser und Raumwärme
verwendet - eine Strommenge, die etwa 40 % der steirischen Wasserkraft entspricht. Einen beachtlichen Teil dieser Strommenge
könnte man
- durch rascheren Ausbau der Solarthermie,
- durch Rückbau der Elektroheizungen,
- durch Kombination der Warmwasserbereitung mit den Heizsystemen
einsparen.
Strom sollte in Zukunft verstärkt für stromspezifische Leistungen
wie Beleuchtung, Informationstechnik und Standmotoren eingesetzt
werden. Auf diese Weise könnte der Stromverbrauchszuwachs deutlich
reduziert werden. Ein Stromspargesetz sollte die diesbezüglichen
Anreize geben.
"Auch die Förderung von Wärmepumpen ist im Hinblick auf die
Stromverbrauchsentwicklung problematisch, weil Wärmepumpen mehr als 20 mal soviel Strom brauchen als gut eingestellte Pelletsheizungen",
unterstrich der Vorsitzende.
Das Ausbaupotential für Wind, Biogas, feste Biomasse, Wasserkraft,
Photovoltaik und Solarkraft in Versuchsanlagen beziffert Kopetz für die Steiermark mit circa drei Milliarden Kilowattstunden. Leider wird
derzeit, ausgehend von Bundesvorgaben, ein anderer Weg beschritten:
Ausbaustopp für die meisten Formen der erneuerbaren Stromerzeugung
und Planung fossiler Großkraftwerke mit Erdgas.
Fossile Großkraftwerke - ein Weg in die Sackgasse
Aufgrund der raschen Veränderungen der letzten Jahre ist heute
klar erkennbar, dass der Bau fossiler Großkraftwerke ein Weg in eine
Sackgasse ist.
Kopetz führte dann fünf Argumente gegen den Bau fossiler
Großkraftwerke ins Treffen:
- ökologische:
Der diskutierte Bau von Gaskraftwerken in Graz und Mellach mit einer
Leistung von 1200 MW würde die CO2-Emissionen der Steiermark um fast
drei Millionen Tonnen erhöhen - das entspricht einem Plus von 20 %
und würde damit die Klimaschutzpolitik des Landes ad absurdum führen.
- ökonomische:
Die Importpreise für Erdgas sind von 1999 bis 2007 um mehr als das Dreifache gestiegen, für 2008 ist mit einer weiteren Steigerung von
20 % zu rechnen - dazu kommen die Kosten der Zertifikate: die Gaskraftwerke werden in Zukunft die neuen Strompreistreiber sein und
den Strom teurer erzeugen als die Windanlagen!
- sicherheitspolitische:
Viele Experten warnen davor, dass die Bereitstellung ausreichender Gasmengen für Europa nach 2010 aus technischen Gründen nicht
gesichert sein wird.
- rechtliche:
Mit dem Bau fossiler Großkraftwerke ignoriert Österreich rechtliche Vorgaben der Europäischen Union wie die
Richtlinie 2001 über die erneuerbare Stromerzeugung, die neue EU-Richtlinie über erneuerbare Energien und die eigene
Regierungserklärung, die 80 % Strom aus Erneuerbaren bis 2010 vorsieht.
- ethische:
Eine Region, die 2008 noch massiv in fossile Energie investiert, ignoriert alle Warnungen der internationalen Klimaschutzexperten,
beschleunigt vorsätzlich die Erderwärmung und riskiert, dass unsere Enkelkinder ein Land erben werden, das von Dürre, Orkanen und
Nahrungsmittelknappheit geprägt sein wird. Wollen das die heutigen Entscheidungsträger wirklich verantworten?
Angesichts dieser Bedrohungen plädierte Kopetz für eine neue
Strompolitik im Einklang mit den Klimaschutzzielen des Landes Steiermark und den Verzicht auf fossile Großkraftwerke.