Laden mit Sonnenstrom !erstellt am 10.Oktober 2020
Ein E-Auto sollte zumindest zuhause oder an der Arbeitsstätte eine Lademöglichkeit haben !
Das ist natürlich ein Idealfall und für Elektrofahrer mit einem eigenen Stellplatz leicht zu erreichen. Wenn man aber mit seinem Auto lediglich auf der Straße stehen kann ist eine eigene Ladestation schwer zu bewerkstelligen.
Da ich schon seit 2010 eine Photovoltaikanlage habe, möchte ich mein E-Auto mit dem sog. Überschuss Strom aufladen, das
ist der Strom, der sonst ins öffentliche Stromnetz abgegeben werden muss.
Ich möchte keinen Strom für das E-Auto aus dem öffentlichen Netz beziehen und dieses belasten, im
Gegenteil ich möchte beweisen, dass mit der Photovoltaikanlage auf meinem Haus ausreichend Strom erzeugt werden kann.
Eine eigene Ladestation auf dem Gehsteig vorm Haus
Dazu benötigt man einen Sondernutzungsvertrag mit dem Grundeigentümer, im konkreten Fall mit der Marktgemeinde Maria Enzersdorf. Das ist immer dann nötig, wenn man den Gehsteig zu etwas anderem benutzen möchte als zum Spazierengehen.Wenn ein Gastwirt vorm Lokal Tische und Sessel aufstellen möchte benötigt er ebenfalls diesen Vertrag, dies ist also überhaupt nicht ungewöhnlich.
Das spezielle an dieser Sondernutzung ist, dass man lediglich eine Erlaubnis erhält aber sonst keinerlei Rechte. Dies ist der Platzanspruch einer Ladestation am Gehsteig.
Schwierige Verhandlungen mit der Gemeinde
Dass eine Zustimmung nicht leicht zu erreichen sein würde war mir von Anfang an klar. Ich habe seit fast einem Jahrzehnt mit mehreren BürgermeisterInnen Gespräche geführt und Lokalaugenscheine abgehalten. Dabei wurde mir immer versichert, dass man letztendlich eine Lösung finden würde.Einmal wurde mir sogar vom Bürgermeister ein Probebetrieb gestattet.
Im Vorfeld der Abstimmung wurde heftig diskutiert und Bedenken und Einwände geäussert
Ja sind wir denn bei der Genehmigung eines Atomkraftwerkes?
Jeder der solche Fragen stellt kennt mit Sicherheit nicht den genauen Wortlaut der Sondervereinbarung - aber abgestimmt wurde darüber ? ! !
Ich habe jedem Gemeinderat und jeder Gemeinderätin per email in einem "Offenen Brief" die Situation und meine Argumente dargelegt und um Zustimmung gebeten.
Die Entscheidung über die Erteilung einer Sondernutzung obliegt dem Bürgermeister, der aber berechtigt ist die Entscheidung an den Gemeinderat zu übertragen.
Und so hat der Gemeinderat nach längerer Diskussion abgestimmt:
Partei | nicht anwesend | JA | NEIN | Enthaltung |
------------------- | ------------------- | ------------------- | ------------------- | ------------------- |
ÖVP | 1 | 7 | 4 | 3 |
Aktive | 2 | 3 | 4 | |
SPÖ | 2 | |||
Grüne | 4 | |||
Neos | 1 | |||
Parteilos | 1 |
Aber letztlich wollten bei der Gemeinderatssitzung zu viele Gemeinderäte keine Entscheidung treffen und haben sich der
Stimme enthalten, wodurch der Antrag als abgelehnt gilt.
Fairerweise hätte jemand der sich keine Entscheidung zutraut den Sitzungssaal verlassen müssen. Dann wäre nämlich der Antrag
mit 12 zu 7 Stimmen angenommen worden.
Ich plante aber einen zweiten Anlauf
Ich habe nach Alternativen gesucht und dem versammelten Gemeindevorstand in einer Besprechung meine Absichten im Detail erläutert und weitere Vorschläge unterbreitet, die wortlos zur Kenntnis genommen wurden.Letztlich hätte ich mich mit einer einfachen Bodensteckdose im Gehsteig begnügt, die optisch überhaupt nicht in Erscheinung getreten wäre.
Der Einbau dieser Bodensteckdose und die Gehsteigquerung, für die ich eine Baufirma hätte beauftragen müssen, wären für mich sehr kostspielig gewesen.
Der Verkehrsausschuss, in dem über meinen neuerlichen Antrag diskutiert wurde, lehnte auch diesen ab, worauf der Bürgermeister entschied, dass es nicht notwendig sei den Gemeinderat wiederum damit zu befassen.
Unter Umständen hätte er diesmal zugestimmt - es waren ja nur die "Aktiven" dezidiert dagegen.
Vom Bürgermeister wurde mir sodann lediglich mitgeteilt, dass die Gemeinde meinen Antrag abgelehnt hätte ohne mir eine besondere Begründung für diese Entscheidung zu nennen.
Ich habe mich daraufhin entschieden "zivilen Ungehorsam" zu begehen und lege das Kabel fallweise, wenn ich Strom benötige und die Sonne scheint, quer über den Gehsteig und entferne es nach dem aufladen sofort.
Das Kabel kann mit Kinderwagen oder Rollator problemlos überfahren werden und ist durch seine blaue Farbe deutlich sichtbar.
Wie ich noch mit meinem Benzinauto gefahren bin musste ich alle 2 Wochen zur Tankstelle, dann war der Tank leergefahren.
Jetzt mit dem E-Auto muss ich wöchentlich für 5 Stunden an die Steckdose.
Kein Fußgänger hat mich bisher dafür kritisiert und dies als Stolperfalle bezeichnet, finden sich doch auf den
Gehsteigen in der Südstadt viel höhere Aufwölbungen durch Baumwurzeln die sich ihren Weg bahnen.
Im Gegenteil haben mich manche interessiert beobachtet und wollten sich erklären lassen, wie das Laden eines E-Autos damit funktioniert.
Um für meine Nachbarn den Platz zu markieren, wo ich laden möchte, habe ich einmal einen grünen Pfeil aufgemalt. Nachdem aber von der Gemeinde reklamiert wurde, habe ich den Pfeil weitgehend übermalt. In den Wintermonaten, wenn die Sonne zuwenig scheint, werde ich mir sowieso eine andere Lademöglichkeit suchen. Um mit Netzstrom zu laden könnte ich dann zu der wenige Meter entfernten EVN-Ladestation fahren, an der das Laden aber auch nicht schneller geht als an meiner Steckdose.
Eigentlich müsste ich den Gemeinderäten sogar dankbar sein, dass sie mir eine eigene Ladestation nicht genehmigt haben.
Ich hätte sonst den Gehsteig aufgraben und eine aufwändige Station anschaffen müssen. Ich habe mir sicher
rund 5.000 Euro gespart.
Kritikern der momentanen Lösung kann ich ja immer sagen. Ich hätte ja eine ordentliche Lösung angestrebt aber einige Hinterwäldler waren dagegen.
Keine weiteren Initiativen geplant
Andere Gemeinden zum Beispiel die Städte Baden und Mödling sind nicht so pingelig und haben private Lademöglichkeiten gestattet.Die Station in Baden wurde sogar feierlich am 8.Juli 2017 mit Frau Landesrat Bohuslav eröffnet. In der Klimagemeinde Maria Enzersdorf sind jedoch solche Privatinitiativen nicht gefragt.