Zigarettenqualm ist Schuld
Quelle: Bild.de vom 8.9.2006
Kellner, Schaffner, DJ – diese Jobs sind gefährlich!
„Rauchen verboten!“ heißt es inzwischen in immer mehr in deutschen Unternehmen. Der blaue Dunst wird aus den Büros in die Raucherecken, teilweise auch ganz aus den Firmen verbannt.
Nichtraucher sollen gegen Passivrauchen geschützt werden, Raucher vor sich selbst – wenigstens am Arbeitsplatz. Doch das gilt längst nicht überall.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg schlägt jetzt Alarm: Rund eine Million Angestellte in Kneipen, Discos und Fernzügen sind besonders gefährdet!
Martina Pötschke-Langer vom DKFZ: „Vor allem in der Gastronomie sind Arbeitnehmer als Passivraucher Belastungen ausgesetzt, die in anderen Branchen das Tragen von Atemschutzmasken erforderlich machen würden.“
Es gibt keinen anderen Gewerbebetrieb mit einem vergleichbaren und dabei leicht vermeidbaren Gesundheitsrisiko, warnen die Experten.
Das DKFZ hat bundesweit in 40 Restaurants, 20 Cafés, 10 Bars, 10 Diskotheken und 20 Fernreisezügen die Luftbelastung durch Zigarettenrauch gemessen.
Die Daten sind Teil einer weltweiten Studie, an der sich 24 Länder beteiligen.
Messungen in gastronomischen Einrichtungen zeigen: Die Belastung durch Passivrauchen ist nahezu doppelt so hoch wie in Büroräumen oder Wohnungen, in denen geraucht wird. Die Nikotin-Konzentration in der Raumluft ist sogar bis zu 18mal höher.
Messungen in Fernzügen in Deutschland haben ergeben, dass die Partikelkonzentration in Raucherabteilen bis um das Achtfache höher liegt als in Nichtraucherabteilen. Und selbst dort steigt die Partikelkonzentration, wenn in den Raucherabteilen gequalmt wird.
Sind Nichtraucherzonen eine Mogelpackung?
Martina Pötschke-Langer: „Es entspricht den Regeln der Physik, dass sich die Giftstoffe in der gesamten Raumluft ausbreiten.“ Am schlimmsten trifft es im Zug bislang noch die Angestellten in den Bistros: Wer dort arbeitet, ist einer zwölf mal höheren Partikelbelastung ausgesetzt.
Ein Aufatmen ist in Sicht: Ab 1. Oktober werden auch die rund 380 Bistros der ICE- und IC/EC-Züge der Bahn rauchfrei.
Übrigens: Laut DKFZ sterben allein in Deutschland jedes Jahr mehr als 3300 Menschen an den Folgen des Passivrauchens – das sind mehr Todesfälle als durch illegale Drogen, Asbest, BSE und Sars zusammen.
Generelles Rauchverbot in Gastronomie
Zahlreiche Lokalbetreiber sind mit der derzeitigen Regelung nicht zufrieden. In anderen Ländern habe man mit einem generellen Rauchverbot gute Erfahrungen gemacht.
Ebenfalls soll Rauchen in Privatautos in der EU verboten werden, wenn Kinder mitfahren.
Das wolle die irische Gesundheitsexpertin im EU-Parlament, Nessa Childers, durchsetzen, berichtete die deutsche "Bild"-Zeitung.
Sie fordere die
EU-Kommission auf, die Rauchverbote in der EU zu verschärfen.
Vor allem Kinder müssten vor Passivrauch geschützt werden. Die Belastung durch Passivrauch könne in Autos 23 Mal höher sein als in Wohnräumen, sagte Childers dem Blatt. "Wenn die europäischen Bürger in der Lage sind, während der Fahrt nicht mit dem Handy zu telefonieren und nahtlos die Gurtpflicht zu übernehmen, dann können sie auch aufhören zu rauchen, wenn Kinder im Auto mitfahren." Dem Zeitungsbericht zufolge unterstützt auch die EU-Kommission die Pläne, sieht aber die Mitgliedsländer am Zug.