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Do, 20.Jul 2006/
/Umwelt/Alternativen/Energie/EU/Strom/Wirtschaft/
*Biomasse-Boom*
Utl.: Ausweitung der Biomasseproduktion ein Gebot der Stunde =
Wien (OTS) - "Die Entwicklung der Nachfrage nach Biomasse verläuft überaus
positiv", erklärt Heinz Kopetz, Vorsitzender des Österreichischen
Biomasse-Verbandes, heute bei einer Pressekonferenz zur aktuellen Situation am
Biomasse-Markt. "Das bietet die Chance, dass die Land- und Forstwirtschaft ihre
vorhandenen Potenziale voll nutzt. Denn die Potenziale sowohl der Forst- wie
auch der Landwirtschaft sind enorm. Das gilt für Österreich, für Europa und
weltweit." Kopetz präsentiert dazu wichtige Parameter der zukünftigen
Biomasse-Rohstoffversorgung:
Ausweitung der Produktion aus der Forstwirtschaft
Zuwachs: 31,3 Mio. Festmeter Nutzung: 18,8 Mio. Festmeter, das sind rund 60%
Eine Ausweitung der Nutzung um 4 bis 5 Mio. Festmeter in den nächsten Jahren
ist daher dringend erforderlich. Der Einschlag ist zu erhöhen, und zwar schon in
den nächsten Wochen und Monaten.
Um das Anbot zu erhöhen, müssen auch die Preise steigen, damit Holzsegmente,
die bisher nicht kostendeckend genutzt werden konnten, aber im Sinne der
Waldpflege entnommen werden sollten, auch tatsächlich geschlägert werden.
Ausweitung der Produktion an fester Biomasse für Wärme und Strom aus der Landwirtschaft
Mittelfristig werden mindestens 2 bis 3 Mio. Festmeter Holzersatz aus der
Landwirtschaft benötigt. Dazu müssen neue Kulturen eingeführt werden:
Kurzumtriebswälder wie Weide oder Pappel. Vorbilder sind dabei Schweden und
Italien. Darüber hinaus ist Miscanthus (Elefantengras) als Basis für die
Pelletserzeugung oder Hackguterzeugung gezielt anzubauen.
Anbau- und Demonstrationsprogramme sollen durch das
Landwirtschaftsministerium koordiniert werden. Ab dem Frühjahr 2007 sollen
jedenfalls mehrere 100 ha, wenn möglich einige 1.000 ha angebaut werden.
Mittelfristiges Ziel: 100.000 ha.
Klare Grundsätze zur weiteren Entwicklung der Biomasse
- Prioritäten für Verfahren mit hohen Wirkungsgraden - Priorität für Verfahren
mit hohen Endenergieerträgen je Hektar - Wettbewerbsfähige und kostengünstige
Verfahren
Die höchsten Wirkungsgrade werden bei der Verbrennung von Biomasse zu Wärme
in modernen Biomasse-Anlagen erzielt; sie liegen bei 80 bis 90 %. Diese hohen
Wirkungsgrade sprechen für die Wärmeversorgung als erste Priorität. Die
geringsten Wirkungsgrade werden bei der Verstromung von Biomasse ohne
Wärmenutzung erreicht. Sie legen nur bei 25 bis 30 %. Solche Anlagen sollten
daher nicht errichtet werden.
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Endenergie-Ertrag je Hektar. Dieser
schwankt je nach Pflanzenart und Umwandlungstechnologie zwischen 1.000 Liter bis
7.000 Liter Öläquivalent/ha. Angesichts der begrenzten Flächenreserven in
Österreich schlägt der Österreichische Biomasse-Verband vor, jene Kulturen und
Verfahren zu forcieren, die einen besonders hohen Endenergie-Ertrag je Hektar
ermöglichen. Dazu zählen Mais, Zuckerrüben, aber auch Miscanthus und
Kurzumtriebswälder. Bei der Auswahl spielen die regionalen
Produktionsbedingungen eine wichtige Rolle, so kann in Trockengebieten auch
Energiegetreide eine wichtige Rolle übernehmen.
Es liegt auch auf der Hand, dass Verfahren, die die Ganzpflanzennutzung
ermöglichen, wie die Biogas-Technik oder die Ganzpflanzen-Verbrennung, höhere
Energieerträge je Hektar liefern als Verfahren, die nur einen Teil der Pflanze,
wie zum Beispiel die Stärke, zur Ethanolerzeugung nutzen.
Hinsichtlich der Kosten liegt die Wärmeerzeugung voran, da die Primärenergie
zur Wärmenutzung in Form von Biomasse um 2 bis 3 c/kWh erzeugt werden kann.
Entwicklung der Nachfrage nach fester Biomasse für Wärme und Strom
Seit dem Jahre 2006 zeigt sich am Markt eine dynamische Nachfrageentwicklung.
In den Jahren von 2000 bis 2005 stieg die Nachfrage nach fester Biomasse
jährlich um einige 100.000 Festmeter. Dieser Bedarfszuwachs wurde durch die
steigende Produktion problemlos gedeckt.
In den letzten 12 Monaten hat sich der Markt gedreht, die Nachfrage steigt
sehr rasch - daher liegt der Schwerpunkt in nächster Zeit in der Vergrößerung
des Anbotes.
Im Vergleich zum Jahre 2004 werden 2006 zusätzlich etwa 1,4 Mio. Festmeter
für die neuen Kraft-Wärme-Koppelungs-Anlagen (KWK-Anlagen) und 1,5 Mio.
Festmeter für neue Biomassefeuerungsanlagen, in Summe also 2,9 Mio. Festmeter
gebraucht. Dieser Mehrbedarf wird 2007 auf über 5 Mio. Festmeter steigen.
Der Nachfrageboom hat zwei Gründe: Der Bau von neuen großen KWK-Anlagen durch
das Ökostromgesetz 2002 sowie die Preisanstiege von Öl und Gas um fast 100 % in
zwei Jahren.
Daher spricht sich der Österreichische Biomasse-Verband gegen neue große
Verstromungsanlagen auf Basis fester Biomasse aus.
Europäische Aspekte und der Pelletsmarkt
Die EU forciert Biomasse - das ist sehr positiv, allerdings wird zu viel
Gewicht auf die Strom- und zu wenig Gewicht auf die Wärmeproduktion gelegt.
Mittlerweile werden Kohlekraftwerke in Belgien und Holland auf Pellets
umgestellt. Das führt zu Preisanstiegen bei Pellets. Pellets sind europaweit
genug verfügbar, allerdings zu deutlich höheren Preisen als bisher.
Daher der Vorschlag: Die Pelletsproduktion in Österreich ist wesentlich
auszudehnen, um in den weiter rasch steigenden Bedarf nach Pellets in Österreich
auch in Zukunft aus dem Inland decken zu können.