Betreff: OTS0056
Von: OTS Verteiler
Datum: 23.05.06 11:57
/OTS0156 5 WI 0689 BMV0001 CI
Di, 23.Mai 2006/
/Umwelt/Energie/Alternativen/EU/
*Zugpferd Biomasse: Vorreiter Österreich?*
Utl.: Rohstoffmobilisierung als Kern eines nationalen Biomasse-Aktionsprogramms =
Wien (OTS) - "Der Biomasse-Aktionsplan der Europäischen Union bietet Österreich die einmalige Chance, durch ein eigenständiges Aktionsprogramm zu
demonstrieren, wie diese europäischen Vorgaben auf nationaler Ebene umsetzbar und welche Vorteile damit für Wirtschaft, Versorgungssicherheit, Beschäftigung
und Umwelt erzielbar sind", so Heinz Kopetz, Präsident des Österreichischen sowie des Europäischen Biomasse-Verbandes, anlässlich der Präsentation eines
dementsprechenden Entwurfs.
Der Europäische Aktionsplan sieht eine Erhöhung des Beitrags der Bioenergie zur Energieversorgung bis 2010 von 4 % auf 9 % vor, der österreichische Anteil
dafür würde etwa zusätzliche 75 Petajoule (PJ) betragen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten 500.000 Wohneinheiten auf Biomasse-Heizsysteme umgestellt,
etwa 2,5 Terawattstunden (TWh) Strom aus Biomasse erzeugt und etwa 550 Millionen Liter Biotreibstoffe und 100 Millionen Kubikmeter (m3) Biomethan als
Treibstoff produziert werden.
Kosten und Nutzen
Ausgehend von den Untersuchungen der Europäischen Kommission lassen sich bei
Realisierung dieser Vorgaben folgende Vorteile erreichen:
Die Abhängigkeit Österreichs von Energieimporten wird durch den Ausbau der Biomasse um über 5 % verringert und gleichzeitig der Anteil der erneuerbaren
Energieversorgung unter Einbeziehung der Ausweitung der Wasserkraft, der Windenergie und der Solarthermie auf über 30 % erhöht.
Die Treibhausgasemissionen Österreichs um etwa 10 Millionen Tonnen reduziert. Dadurch kann sich Österreich, gerechnet zu
heutigen Preisen, jährlich 250 Millionen Euro an Ausgaben für CO 2 -Zertifikate ersparen.
Die Zahl der Beschäftigten würde durch diese Umstellung um 8.000 zunehmen. Die Sekundäreffekte, die vor allem die ganze
vorgelagerte Industrie betreffen, würden im Zeitraum der Umstellung zusätzlich 10.000 bis 20.000 Arbeitsplätze schaffen.
Der rasche Ausbau des Inlandsmarktes für biogene Verbrennungsanlagen wird zu großen Erweiterungsinvestitionen in
der österreichischen Kesselindustrie führen, die damit gut gerüstet wäre, in Zukunft ihre Exportzahlen wesentlich
auszuweiten. Auf diese Weise würden auf Dauer zusätzlich neue Arbeitsplätze entstehen.
Diesem Nutzen stehen betreffend Wärmesektor keine laufenden Kosten, sondern Einsparungen gegenüber. Allerdings ist eine großzügige Umstiegshilfe mit
öffentlichen Mitteln notwendig, um tatsächlich 500.000 Haushalte zu bewegen, von fossiler auf erneuerbare Wärmeversorgung umzusteigen. Im Bereich der
Stromerzeugung würden sich dadurch zusätzliche Kosten von 0,2 bis 0,3 Cent je kWh Strom ergeben, das entspricht etwa acht bis elf Euro je Haushalt und Jahr.
Im Bereich der Treibstoffe werden die Mehrkosten voraussichtlich minimal sein, weil anzunehmen ist, dass bis zum Jahre 2010 die Erdölpreise so weit gestiegen
sind, dass sich durch die Biotreibstoffe kaum noch Zusatzkosten ergeben.
Investitionsprogramm für Umstieg auf Holz
"Der Schwerpunkt unseres Aktionsplans liegt dabei eindeutig auf der Wärmeproduktion", erklärte Kopetz, "Das habe ich auch in der Diskussion über den
Biomasse-Aktionsplan vor dem Europäischen Parlament in Straßburg vergangene Woche betont. Hier ist die Energieausbeute am höchsten und die konkurrenzlos
preisgünstigen Holzbrennstoffe entkräften das Argument einer Überförderung nicht marktreifer Technologien." Zum erfolgreichen Umbau des Wärmesystems sei aber
eine wirksame Umstiegshilfe nötig. Der Österreichische Biomasse-Verband schlägt dafür ein bundeseinheitliches Förderprogramm, das (auf vier Jahre begrenzt) 30 %
der Investitionskosten beim Einbau einer Biomasseheizung, eines Fernwärmeanschlusses oder einer Solaranlage finanziert. Das Programm würde ein
Investitionsvolumen von 4,2 Milliarden Euro auslösen, die dadurch lukrierten Mehreinnahmen durch die Umsatzsteuer und die Ausgabeneinsparungen im
Sozialbereich (Stichwort: Heizkostenzuschuss) würde die Programmfinanzierung fast wieder wettmachen.
In den letzten Jahren hat sich der Markt ohnehin bereits rasant in diese
Richtung entwickelt, die Verkaufszuwächse betrugen 2005 bei Biomassefeuerungen
42,5 %, bei Großanlagen (über 100 kW) sogar über 70 %, letztes Jahr wurden damit
erstmals mehr Pellets-, als Ölkessel verkauft. "Die entscheidende Wende kann
aber nur durch eine Investitionsförderung gelingen", ist der Vorsitzende
überzeugt, "Noch immer sinkt insgesamt die Zahl der holzbeheizten Wohnsitze."
Rohstoffmobilisierung dringend notwendig
Der Boom im Bereich der Biomasseheizungen hat aber große Auswirkungen auf den Rohstoffmarkt. Der Biomasse-Experte ruft daher zur verstärkten
Rohstoffmobilisierung als Hauptaugenmerk einer erfolgreichen Biomasse-Politik auf. Neben der forstwirtschaftlichen wird vermehrt die landwirtschaftliche
Biomasse-Produktion einen Beitrag zur Wärme- und Stromerzeugung leisten müssen. "Ausschlaggebend für das Gelingen unseres Aktionsplans ist in jedem Fall die
Rohstoffversorgung", so Kopetz abschließend. "Wir schätzen den zusätzlichen Flächenbedarf für die Bioenergieproduktion auf 240.000 Hektar. Dazu ist die
Mobilisierung still gelegter Flächen und bisher nicht genutzter Holzzuwächse notwendig. Es bedarf aber auch eines Umdenkprozesses: Der Anbau von
Energiepflanzen und Energiehölzern muss Teil der österreichischen und europäischen Agrarpolitik werden."
Rückfragehinweis:
Österreichischer Biomasse-Verband
DI Stephan Grausam
Franz Josefs-Kai 13, A-1010 Wien
Tel.: +43-1-533 07 97-32
Fax: +43-1-533 07 97-90
E-Mail: office@biomasseverband.at
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