Was wir alle nicht wollen
Hohe Öl-Preise fördern Rückkehr zur Kernenergie
Nach zehn Jahren wird in der EU erstmals ein neues AKW gebaut und Deutschland überdenkt Ausstiegspläne.
Was hohe Ölpreise bewirken hätten, nämlich die konkurrenzfähigkeit Erneuerbarer Energien zu erleichtern, wird unter
diesen Umständen schwer zu erreichen sein.
Die steigenden Energiepreise und der Klimawandel verschaffen Befürwortern der
Atomenergie Aufwind. In Finnland wird erstmals seit 10 Jahren wieder ein AKW in der EU gebaut, der britische Premierminister Tony Blair
wirbt um die Wiedereinführung der Kernenergie und in Deutschland wackelt der bereits beschlossene Ausstieg. Österreichs
Nachbarn wollen ihre Kraftwerke ausbauen und länger betreiben.
In Finnland soll der erste Reaktor eines neuen Typs gebaut werden. Schon 2007 soll der gleiche Reaktor in Frankreich errichtet werden.
Die Atomindustrie argumentiert mit dem steigenden Erdölpreis und mit dem Klimaschutz. Sie übersieht aber geflissentlich, dass auch die
Uranvorräte (Zeitraum ähnlich wie bei Erdöl) begrenzt sind, dass bei der Herstellung der Uranbrennstäbe sehr
viel CO2 freigesetzt wird, dass zum Betrieb eines AKW Kühlwasser erforderlich ist (Wasserdampf wird in die Atmosphäre abgegeben
oder es wird ein Fluß aufgewärmt).
Letztlich muß ein AKW bei Wassermangel abgeschaltet werden und die Endlagerung ist völlig ungelöst.
England symphatisiert mit einer Wiederbelebung der Atomenergie und zwar im Rahmen der EU. Österreich warnt davor, dass durch die Ölkrise
die Atomenergie "nicht durch die Hintertür" als EU-Strategie zurückkommen dürfe. Deutschland liebäugelt, den bereits
beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie aufzuheben.
Die Frist, wonach 2021 das letzte AKW vom Netz gehen soll, war nie im Sinn der Deutschen Industrie. Sie deponierte bei Kanzlerin Merkel, dass
eine "zuverlässige, umweltschonende und preiswerte Stromversorgung" ohne Kernenergie "nicht denkbar" sei.
Steht die EU tatsächlich vor der Trendwende zu Atomkraft ?
Für das atom-kritische Österreich, das neben zehn europäischen Staaten nie ein AKW betrieben hat, wäre die
Situation besondern unangenehm. Denn in unmittelbarer Nähe gibt es Pläne für Neu- und Umbauten oder Verlängerung von Laufzeiten.
In Ungarn soll die Laufzeit des AKW Paks um 20 Jahre verlängert werden, das Kraftwerk soll bis 2037 in Betrieb bleiben.
In Tschechien wird in Temelin der Bau von weiteren AKW überlegt. Kürzlich erklärte der Energiekonzern CEZ, man werde bis
Ende 2005 entscheiden, welche Kraftwerke gebaut werden.
In Slowenien könnte in Krsko ein zweites AKW entstehen.
In der Slowakei sind seit 1999 in Mochovce zwei Blöcke in Betrieb. Nach Übernahme des slowakischen Energiekonzerns SE durch
die italienische ENEL sollen die wegen Geldmangels unvollendeten Blöcke drei und vier fertiggestellt werden.