Wo Verbund drauf steht, steckt die Atomlobby drin
Quelle: Global 2000, vom 13.04.2011

UmweltschützerInnen warnen bei Verbund-Hauptversammlung: Angeblicher "Wasserkraftkonzern" betreibt KonsumentInnentäuschung.

Der Verbund-Konzern, zu 80 Prozent in öffentlicher Hand (51 Prozent Staat und 29,6 Prozent über Landesversorger), betreibt in großem Stil Atomstromhandel: Wie aus dem gestern veröffentlichten Nachhaltigkeitsbericht 2010 hervorgeht, bezieht der Konzern 44,2 Prozent seines Stroms aus undeklarierten Fremdbezügen, also von Strombörsen. "Wir warnen: Wo Verbund drauf steht, steckt die Atomlobby drin. Rechnerisch sind es mindestens 12 Prozent Atomstrom, die der angebliche Wasserkraftkonzern umsetzt.
Der Einblick in die Lieferverträge wird nicht gestattet, es ist aber anzunehmen, dass noch weit mehr Geld im Atomstromhandel des Verbund fließt", warnt Reinhard Uhrig, Atom-Experte von GLOBAL 2000. "Ein Stromkonzern in mehrheitlich öffentlicher Hand muss Vorbild sein für die restliche Branche, und nicht der neoliberale Klotz am Bein der Energiewende", appelliert Uhrig an den verantwortlichen Eigentümervertreter, Wirtschaftsminister Mitterlehner.

Die Behauptung des Verbund-Konzerns, dass der Ausstieg aus dem Strom-Großhandel, ein Schritt zurück in die Zeit vor der Liberalisierung des Strommarkts wäre, ist richtig. "Das ist ein notwendiger Schritt zurück in die Zeiten vor dem Handel mit Atomstrom, zurück zum Handel mit heimischen Strom mit eindeutigen, nachverfolgbaren Ursprungszeugnissen und raus aus dem Handel mit Dreckstrom aus 'unbekannter Herkunft'", so Uhrig.

Bereits vor der Fukushima-Katastrophe haben die UmweltschützerInnen den Verbund-Konzern aufgefordert, einen Ausstiegsplan aus dem Atomstromhandel vorzulegen, wie dies zwischenzeitlich einige Energieversorger in Österreich aus Betroffenheit über die japanische Nuklearkatastrophe getan haben. "Wir bekamen als Antwort nur die kalte Schulter - und die Bestätigung, dass sich der Verbund-Konzern gezielt mit Wasserkraft behübscht und damit die Menschen in die Irre führt", berichtet Uhrig. Der Konzern hatte am 15.März 2011 geantwortet: "Eine optimale Vermarktungsstrategie der Eigenerzeugung im liberalisierten Markt führt also zu einer Ausweitung des Absatzes." "Zu Deutsch: Atomstrom rein, wo es keinen interessiert, vorgetäuscht "Strom aus 100 Prozent Wasserkraft" an die StromkundInnen", stellt Uhrig klar.

Dreck am Stecker

"Diese ungenierte und skandalöse Vorgehensweise des Verbunds hat den drastischen Vergleich des Verbundes mit einem 'Atomstrom-Bordell' nahegelegt", berichtet Uhrig. Die UmweltschützerInnen stellen als "Strom-Prostituierte" dar, wie der Verbund mit jedem Atomstrom-Erzeuger Europas für Geld ins Bett steigt, um seinen Profit zu maximieren. "Wir fordern den Verbund auf: Schluss mit dem 'Dreck am Stecker': Schluss mit dem Atomstromhandel, Ausstieg aus der extrem klimaschädlichen Verbrennung von Steinkohle!" Laut Verbund Nachhaltigkeitsbericht 2010 sind dies in den Kraftwerken Dürnrohr und Mellach 1.078.808 Tonnen Steinkohle jährlich oder 2.956 Tonnen pro Tag, die insgesamt 3.241.000 Tonnen CO2-Emissionen jährlich verursachen. Die Besitzverhältnisse des Verbund-Konzerns zeigen, wie stark dieser mit der konventionellen Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern und Atomkraft verbandelt ist.