Der Kernfusionsreaktor ITER wird gebaut
01.04.2006
Das ehrgeizige Projekt ist mit Investitionen von 9,6 Milliarden Euro verbunden.
Bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze können damit entstehen. Das ITER-Projekt soll in den nächsten 35 Jahren eine saubere und unerschöpfliche Energiequelle erschließen. Bei der kontrollierten Kernfusion werden ähnlich wie bei den Vorgängen auf der Sonne Atomkerne des Deuteriums (schwerer Wasserstoff) mit denen des radioaktiven Tritiums (überschwerer Wasserstoff) miteinander verschmolzen.
Bau soll "so schnell wie möglich" beginnen
Der für Forschung zuständige EU-Kommissar Janez Potocnik bezeichnete die Entscheidung als "großen Schritt vorwärts in Richtung internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit". Die EU werde nun alles in Gang setzen, damit der Bau von des Kernfusionsreaktors ITER "so schnell wie möglich" beginnen könne.
Steiniger Weg zur unerschöpflichen Energiequelle
Beherrschung der enormen Temperaturen fordert Forscher und Ingenieure.
Der Traum von der Kernfusion als vergleichsweise saubere, sichere und nahezu unerschöpfliche Energiequelle ist viele Jahrzehnte alt und begann mit einem Albtraum - in Form der ersten Zündung einer Wasserstoffbombe am 1. März 1954 in der Nähe des Bikini-Atolls. Dabei wurde das gleiche physikalische Prinzip angewendet, das auch den geplanten Fusionsreaktor ITER in Cadarache (Frankreich) mit Energie versorgen soll.
Bei der Zündung der H-Bombe passierte für einen kurzen Augenblick das, was in der Sonne kontinuierlich abläuft und damit auch unseren Planeten mit Energie versorgt: Es verschmelzen zwei Wasserstoff - Atomkerne zu einem Heliumkern und dabei werden enorme Energien frei. Damit sich die Kerne vereinigen können, bedarf es bestimmter Voraussetzungen. Atomkerne sind nämlich positiv geladen und stoßen einander elektromagnetisch ab. Erst wenn sie sich entgegen dieser abstoßenden Kraft mehr oder weniger berühren, kommt ein neuer Faktor ins Spiel, nämlich die so genannte Kernkraft. Diese ist wesentlich stärker als die abstoßende elektromagnetische Kraft und hält den neu entstandenen Kern zusammen.
In der Sonne wird die abstoßende Kraft durch die hohe Masse des Sterns im Inneren überwunden. Die Teilchen werden, vereinfacht gesagt, durch die Gravitation so stark zusammengequetscht, bis die Kernkraft zwischen ihnen zu wirken beginnt. In der H-Bombe wurde die nötige Start-Energie für die Fusion dagegen mit einer kleinen Atom-Bombe produziert. Dabei entstehen kurzfristig Temperaturen von bis zu 50 Millionen Grad.
Das Hauptproblem für die friedliche Nutzung der Fusion ist daher schlicht die Wahl der Materialien, welche Hitze und Neutronenstrahlung aushalten und für einen kontrollierten Ablauf sorgen.
1997: Fusionsleistung von zwölf Megawatt erreicht
Am erfolgreichsten waren die Forscher bisher beim 1983 gestarteten europäischen Kernfusionsprojekt JET (Joint European Torus), wo 1997
erstmals eine - kurzzeitige - Rekordfusionsleistung von zwölf Megawatt erzeugt wurde. Damit wurden bereits 65 Prozent der hineingesteckten
Energie zurückgewonnen, später wurden sogar 90 Prozent erreicht. ITER soll 500 Megawatt erzeugen, allerdings frühestens in einigen Jahrzehnten.
Die Fusion hat gegenüber der Kernspaltung - wie sie in herkömmlichen Atomkraftwerken abläuft - entscheidende Vorteile. Vor allem entstehen
gleichsam als Asche keine radioaktiven Spaltprodukte, die dann endgelagert werden müssten. Auch kann ein Fusionsreaktor - so versichern die
Wissenschafter - nicht durchgehen.
Wer braucht den ITER ?
In die Forschung für die Entwicklung des ITER werden vorerst einmal 9,6 Milliarden Euro gesteckt.
- der Forschungsreaktor ITER wird lediglich eine Leistung von 500 MW aufweisen - gerade einmal die Hälfte von Temelin und
bestenfalls im Jahr 2050 ans Netz gehen
- bis Fusionsreaktoren kommerziell eingesetzt werden können werden wieder Jahrzente vergehen
- wie teuer der Strom aus Fusionsreaktoren kommen wird ist nicht vorhersehbar
- bei Fusionskraftwerken handelt es sich um große Anlagen die Strom nur zentral erzeugen - ein ideales Ziel für Terroristen
- um den Strom zu den Verbrauchern transportieren zu können sind lange und teure Höchstspannungsleitungen erforderlich
- um bei einem Ausfall dieser Leitungen oder einer Notabschaltung derart großer Anlagen einen Zusammenbruch des europäischen
Verbundnetzes zu verhindern, muss eine entsprechende Kraftwerksleistung ständig in Vorrat gehalten werden - damit entstehen zusätzliche Kosten
- die weitverbreitete Ansicht, daß in einem Fusionskraftwerk keine radioaktive Strahlung entsteht, ist grundlegend falsch.
Nach Angaben des Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Garching bei München entsteht bei einem Fusionskraftwerk eine vergleichsweise
geringe Menge an RADIOAKTIVITÄT.
Die in der Kernverschmelzung frei werdenden Neutronen erzeugen radioaktive Elemente, wenn sie auf die
Reaktorwand treffen. Das strahlende Reaktorgefäss muss daher nach Betriebsende entsorgt werden. In 100 Jahren sinke die Radioaktivität auf ein
Zehntausendstel des Anfangswertes
Damit entpuppt sich der ITER als Spielerei um zu zeigen was die Technik einmal leisten könnte - vermutlich zu einem Zeitpunkt wo mit der Besiedlung von Planeten begonnen wird.
Wir werden es uns nicht leisten können solange zu warten, bis dahin werden:
Die gigantischen Mittel für die Kernfusion fehlen bei der Entwicklung von Energietechnologien, die zum Klimaschutz beitragen. Würde man die 10 Mrd. Euro in diese Bereiche investieren, könnten langfristig ein Vielfaches jener 100.000 Arbeitsplätze geschaffen werden, die der Fusionsreaktor angeblich bringen soll. Der derzeitige Vorschlag der EU-Kommission für das neue Euratom - Forschungsprogramm, aus dem ITER finanziert werden soll, muss daher von Österreich abgelehnt werden.