Frankreich befürchtet Stromausfälle - jedes dritte AKW abgeschaltet
Quelle:strom-magazin.de vom 03.11.2009

In Frankreich steht derzeit fast ein Drittel aller Atomreaktoren wegen Wartungsarbeiten oder Störfällen still. Netzbetreiber haben schon vor Stromausfällen gewarnt, da die meisten Franzosen mit Strom heizen und der Stromverbrauch nun in der kalten Jahreszeit kräftig ansteigt.

18 der 58 Reaktoren seien derzeit nicht in Betrieb, ergab eine AFP-Befragung der Kraftwerksbetreiber vor Ort am Montag. Normalerweise sind maximal vier bis fünf Reaktoren zu Beginn der kalten Jahreszeit gleichzeitig abgeschaltet, wenn viele Franzosen ihre Elektroheizungen einschalten. Der französische Netzbetreiber RTE hat schon am Freitag vor möglichen Stromausfällen bei einer starken Kältewelle gewarnt. Er kündigte an, dass Frankreich schon ab Mitte November voraussichtlich Strom importieren müsse.

Viele Franzosen heizen mit Strom

Frankreich erzeugt etwa drei Viertel seiner Elektrizität in Atomkraftwerken. Ein Drittel der Haushalte heizt mit Strom. Die Kraftwerke des Energiekonzerns EDF sind bei Wartungsarbeiten und der Brennstoffversorgung im Frühjahr durch einen Streik in Verzug geraten. Diese Arbeiten können jetzt nicht weiter aufgeschoben werden. Gewerkschaften bei EDF machen ihrerseits Kostensenkungen und die Auslagerung an externe Dienstleister für eine steigende Ausfallquote bei den Kraftwerksanlagen verantwortlich. Tatsächlich fiel die Verfügbarkeit der französischen Atomkraftwerke von durchschnittlich 83,4 Prozent im Jahr 2005 auf nur noch 79,2 Prozent im vergangenen Jahr.

Atomanlagen im schlimmsten Zustand

Der französische Stromriese EDF, der Atomkonzern Areva und das Atomenergiekommissariat hätten in den vergangenen fünfzig Jahren "unzählige Atomanlagen" gebaut, "die heute in einem schlimmen Zustand der Baufälligkeit sind", kritisierte der Verband.

Material zum Bau von fünf Atombomben

In den Einrichtungen befinde sich "verschiedenes atomares Material in oft unbestimmter Menge", wodurch "schwere Atomunfälle" drohten. Das staatliche Atomenergiekommissariat CEA hatte zuvor mitgeteilt, dass in Cadarache ein Lager mit zehn Kilogramm niedrig angereichertem Uran gefunden worden sei. Laut Gesetz dürften höchstens vier Kilogramm gelagert werden. Vor zwei Wochen war in Cadarache kiloweise hochgefährliches Plutonium gefunden worden, das nirgendwo verzeichnet war. Nach Angaben von Greenpeace würde die Menge zum Bau von fünf Atombomben reichen. In den Fall schaltete sich die französische Justiz ein.