Kopetz: Streit um Wald als Kohlenstoffsenke - österreichische Position ist richtig!
"In Kopenhagen ist unter Experten ein Streit um die künftige Behandlung des Waldes als Kohlenstoffsenke entbrannt.
Die österreichische Position in dieser Auseinandersetzung ist grundvernünftig und richtig und wird nicht ohne Grund von anderen Ländern mit einer gut entwickelten Forstwirtschaft wie Schweden und Finnland geteilt", betont Heinz Kopetz, Vorsitzender des Österreichischen Biomasse-Verbandes.
Nicht mehr entnehmen, als zuwächst!
Dies ist am einfachsten zu erklären, wenn man sich den Kohlenstoffkreislauf eines unberührten Ökosystems, wie ein nicht von Menschenhand bewirtschafteter Wald, vor Augen hält. Im stehenden Holz dieses Waldes ist je Hektar eine Menge von etwa 400 Tonnen an CO2-Äquivalent gespeichert.
Der Ur-Wald ist Teil des natürlichen Kohlenstofflaufes: Jährlich werden durch die Photosynthese der Bäume fünf bis zehn Tonnen Kohlendioxid aus der Luft aufgenommen und die gleiche Menge durch Vermoderung, Zersetzung und Abfaulen des Holzes wieder an die Atmosphäre abgegeben. Dieser Wald ist daher ein Kohlenstoffspeicher, aber keine Kohlenstoffsenke, in dem Sinne, dass er jährlich mehr Kohlendioxid aufnimmt, als er abgibt. Zwischen Kohlendioxidaufnahme und Rückgabe besteht ein Gleichgewicht.
Der Sinn einer nachhaltigen Forstwirtschaft besteht darin, diesem natürlichen Prozess zu folgen, allerdings mit dem Unterschied, dass das Holz genutzt wird, bevor es im Wald ungenutzt vermodert. Daher gilt der Grundssatz, dass nicht mehr Holz entnommen werden soll, als laufend zuwächst. Dies ist seit Jahrhunderten das Grundprinzip der österreichischen Fortwirtschaft und Forstgesetzgebung.
Verschiedene Klimaexperten verrennen sich nun in der Idee, dass der Wald nicht nur ein wichtiger Kohlenstoffspeicher, sondern auch eine Kohlenstoffsenke sein soll in dem Sinn, dass er jedes Jahr mehr Kohlenstoff aufnimmt als abgibt. Dies ist in einer auf Langfristigkeit angelegten Forstwirtschaft nicht möglich, weil Abbau, Vermodern und Zersetzung des Holzes durch eine Unzahl mikrobieller Prozesse nicht verhindert oder verboten werden kann und jeder Wald auch ohne Nutzung auf Dauer keine Senke, sondern eben nur ein wertvoller Kohlenstoffspeicher ist. Hier zeigt sich ein grundsätzliches Missverständnis der biologischen Abläufe in Ökosystemen durch manche Klimaexperten.
Es ist natürlich schon möglich, dass Wälder für gewisse Zeit mehr Kohlendioxid aufnehmen als sie abgeben und daher als Kohlenstoffsenken wirken: Dies trifft auf neu ausgepflanzte Wälder zu und zwar solange, bis sie ihren Gleichgewichtszustand erreicht haben, oder auf Umstellungen in der Forstwirtschaft von einer extensiven Wirtschaftsweise auf eine nachhaltige, intensivere Wirtschaftsweise, ebenfalls, solange, bis der Gleichgewichtszustand erreicht ist.
Das Streitthema
Nun wurde in Kopenhagen vorgeschlagen, dass nicht die Erhaltung der Wälder als Kohlenstoffspeicher maßgebend sein soll - eine aus europäischer Sicht absolut vernünftige und berechtigte Forderung - sondern, dass in jedem Land der Wald auch jährlich mehr Kohlendioxid aufnehmen soll als er abgibt und zwar gemessen an den Zahlen des Jahres 1990. Um dieser Forderung auf längere Sicht zu entsprechen, müsste ganz Europa zugeforstet werden - ein eher skurriler Vorschlag, doch das ist die Konsequenz der von Österreich abgelehnten Berechungsmethode. Dennoch unterstützen einige Länder diese Idee, weil sie ihre Forstwirtschaft erst entwickeln wollen oder gerade große Aufforstungsprogramme laufen haben und daher ihr Wald in den kommenden Jahren als Kohlenstoffsenke wirken wird.
Österreich vertritt gemeinsam mit Schweden und Finnland die einzig vernünftige Position. Länder, die schon seit Jahrzehnten aufforsten und eine nachhaltige produktive Forstwirtschaft betreiben, wie eben Österreich, können im bestehenden Wald nicht zusätzlich jährlich mehr Kohlendioxid speichern als im Jahre 1990, es sei denn, hunderttausende Hektar werden zusätzlich aufgeforstet, was nicht möglich ist. Die vorgeschlagene Berechungsmethode wäre daher eine Bestrafung jener Länder, die sich schon seit Jahrzehnten um eine vorbildliche Forstwirtschaft bemühen. Daher ist strikt abzulehnen, dass ein solch unsinniger Vorschlag im neuen Klimavertrag verpflichtend verankert wird. Dazu kommt, dass in vielen Ländern die genaue Erfassung dieser biologischen Abläufe statistisch sehr schwierig ist, und es daher wichtiger ist, die Erhaltung der Wälder als Kohlenstoffspeicher zu sichern, anstatt Kohlenstoffsenken für die Forstwirtschaft zu vereinbaren, die im Widerspruch zum natürlichen Kohlenstoffkreislauf stehen. Diese Fragen lenken teilweise vom Hauptproblem ab - nämlich vom fossilen Energiesystem. Nur wenn die fossilen Energien durch erneuerbare Energien ersetzt werden, kann das Klimaproblem entschärft werden. Dazu ist auch eine nachhaltige Nutzung der Biomasse unerlässlich und ein Konzept, dass auf das Vermodern der Biomasse im Wald setzt anstatt sie zu nutzen, gänzlich untauglich.