IEA schönte angeblich Daten: "Peak Oil bereits erreicht"
Quelle: Diepresse; Ausgabe vom 10.11.2009
Die weltweiten Ölvorräte könnten kleiner sein als bislang angenommen. Die Internationale Energieagentur soll diese auf Druck der USA bewusst geschönt haben, um eine Panik an den Finanzmärkten zu verhindern.
Die Internationale Energieagentur (IEA) soll Daten über die weltweiten Ölreserven auf Druck der USA bewusst geschönt haben. Das sagt ein hoher Beamter der IEA der britischen Tageszeitung "Guardian" zufolge. Demnach sollen die Möglichkeiten, neue Ölreserven zu finden, aufgebauscht worden sein. Das Ausmaß des Rückgangs der Förderung aus bestehenden Ölfeldern sei wiederum heruntergespielt worden.
"Panik an Finanzmärkten könnte ausbrechen"
"Viele innerhalb der Organisation halten angesichts der schwindenden Vorkommen selbst eine Ausbeutung von 90 bis 95 Millionen Barrel am Tag kaum für denkbar. Aber es herrscht die Angst vor, dass an den Finanzmärkten Panik ausbrechen könnte, wenn die Zahlen noch weiter gesenkt werden", sagte der Mitarbeiter der britischen Zeitung. Die IEA hat erst heute in ihrem "World Economic Outlook" eine Fördermenge von 105 Millionen Barrel für 2030 vorhergesagt.
Noch 2005 sagte die IEA voraus, die Ölförderung könne bis 2030 auf 120 Millionen pro Tag gesteigert werden. Erst 2008 wurde die Zahl auf 105 Millionen zurückgefahren. Der derzeitige Verbrauch beträgt übrigens rund 85 Millionen. "Die Zahl 120 war immer Unsinn, doch selbst die heutige Schätzung ist unrealistisch, und die IEA weiß das" sagt der Insider.
"Peak Oil ist erreicht"
Es sei zudem eine Grundregel, die USA nicht zu verärgern, sagt ein zweiter IEA-Informant. "Wir haben bereits die 'Peak Oil'-Zone erreicht. Ich denke, die Lage ist wirklich schlecht", malt er schwarz. Peak Oil bedeutet, dass das Ölfördermaximum erreicht ist.
Wann dieser Zeitpunkt erreicht ist, gilt unter Experten als äußerst umstritten. Laut Matthew Simmons, US-Investmentbanker und früherer Berater von US-Präsident George W. Bush, wurde "Peak Oil" bereits überschritten, schreibt die "Basler Zeitung". Er stützt sich auf die Beobachtung, dass die Super-Ölfelder der Welt wie das saudi-arabische Ghawar erste Anzeichen des Versiegens zeigen. Optimisten hingegen gehen davon aus, dass Peak Oil noch Jahrzehnte entfernt ist.
Spekulanten wetten auf 100 Dollar-Ölpreis
Die Weltwirtschaft erholt sich. Das verlockt Spekulanten zu Wetten auf steigende Energiepreise. Doch ein Experte warnt: Saudi-Arabien könnten ihnen einen Strich durch die Rechnung machen.
Die Zahl der Optionen für einen Ölpreis von 100 Dollar (Sorte WTI) im März 2010 ist im Oktober um rund 20.000 Kontrakte auf 27.482 angestiegen, berichtet "Financial Times Deutschland" (FTD). Investoren spekulieren mit diesen Kontrakten darauf, dass der Ölpreis im Frühjahr 2010 über 100 Dollar liegt. Sie könnten das Barrel Rohöl dann aber zu einem Preis von 100 Dollar kaufen und damit Gewinn machen.
Ölpreis-Wetten sind riskant
Investoren setzen bei diesem Geschäft darauf, dass sich die Erholung der Weltwirtschaft 2010 fortsetzt und folglich die Energiepreise wieder ansteigen. Sie hoffen darauf, dass das Angebot die Nachfrage nicht abdecken kann. "Das sollte den Ölpreis stützen", zitiert FTD auch den Ölexperten der Deutschen Bank, Adam Sieminski.
Doch Wetten sind immer mit Risiken verbunden. So wird Öl immer noch auf über 100 Tankern gebunkert. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Ölraffinerien weniger Rohöl verarbeiten und ihre Kapazitäten zurückfahren werden.
"Man sollte den Saudis zuhören"
Den Spekulanten steht aber vor allem eines im Weg: Die Förderpolitik der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Besonders Saudi-Arabien, das nach Fördermenge größte Opec-Land, könnte Investoren einen Strich durch die Rechnung machen. So hat der saudische Ölminister Ali al-Naimi wiederholt erklärt, einen Preis von 75 Dollar je Barrel anzustreben.
"Man sollte den Saudis zuhören. Sie haben gesagt, dass sie den Preis bei diesem Niveau haben wollen. Und sie haben auch die Fähigkeit, ihn dort zu halten", sagt Rohstoff-Experte Lawrence Eagles von JP Morgan Chase der FTD zufolge.