„Neue Ölkrise wird schlimmer als Finanzkrise“
09.02.2010 | 18:34 | (Die Presse)
Milliardär Richard Branson warnt vor höherem Ölpreis. Er ist damit nicht allein. Vergangenen Herbst enthüllte ein Insider, dass selbst die IEA die Gefahr schwindender Reserven herunterspiele, um Panik zu verhindern.
Seit Monaten kostet ein Fass Erdöl (159 Liter) mit rund 70 Dollar nicht einmal die Hälfte dessen, was noch im Sommer 2008 dafür zu bezahlen war. Bewegung ist nur wenig in Sicht. Dennoch mehren sich Stimmen, die vor einem rapiden Anstieg des Ölpreises warnen. Den jüngsten Vorstoß wagte der britische Milliardär Richard Branson. Der Gründer von Virgin Airlines rechnet mit einer veritablen Ölkrise innerhalb der kommenden fünf Jahre, berichtet der britische „Guardian“. Die Auswirkungen, so Branson, würden jene der Finanzkrise bei Weitem in den Schatten stellen.
Branson steht mit seiner Meinung nicht allein da. Schon im Vorjahr warnte die Internationale Energieagentur (IEA) vor steigenden Ölpreisen, da Mineralölkonzerne ihre Budgets für die Erschließung neuer Förderstätten um ein Fünftel gekürzt hätten. Weltweit, so die Berechnungen, dürfte die bestehende Ölförderung bis 2015 um 15 Mio. Fass pro Tag sinken – von derzeit etwa 82 Mio. Fass. Bis 2030 soll sie sich sogar um 43 Mio. Fass verringern. Das entspricht der vierfachen täglichen Fördermenge von Saudi-Arabien. 2009 wurde mit 3,5 Mrd. Tonnen erstmals seit 2002 wieder weniger Öl gefördert.
Ölproduktion in Österreich steigt
Geht der Welt also das Erdöl aus? Schließlich enthüllte vergangenen Herbst ein Insider, dass selbst die IEA die Gefahr schwindender Reserven herunterspiele, um Panik auf den Aktienmärkten zu verhindern. Produzentenländer versichern hingegen, dass ausreichend Öl vorhanden sei. Ende 2009 reichten die weltweit „sicheren und wahrscheinlichen“ Ölvorräte für 55 und die Gasvorräte für 61 Jahre. Die erwarteten Ressourcen liegen noch darüber.
In Österreich wurde im Vorjahr erstmals seit 2007 wieder mehr Erdöl und Erdgas gefördert. Die Ölproduktion stieg um sechs Prozent auf knapp eine Mio. Tonnen und die Erdgasproduktion um 2,4 Prozent auf 1,58 Mrd. Kubikmeter. Damit deckt Österreich rund sieben Prozent seines jährlichen Öl- und ein Fünftel seines Gasverbrauchs selbst.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2010)
Energie: OMV stellt vorsorglich 55Mio. Euro zurück
Die Krise setzt dem österreichischen Erdöl- und Erdgaskonzern OMV zu. Einerseits sinken infolge rückläufiger Bestellungen die Absätze, gleichzeitig treibt die Erwartung einer Konjunkturerholung den Preis für Rohöl nach oben. Zudem steigen die Kosten für die eigene Energieversorgung. Die Raffineriemarge sank in der Folge im vierten Quartal 2009 auf 0,79Dollar (0,57Euro) pro Fass, nach 1,30Dollar im Vorquartal. Im Vergleichszeitraum 2008 waren es noch 7,25Dollar.
Die OMV hat die Öl- und Gasförderung deutlich verstärkt, und zwar von 317.000 Barrel Öläquivalent (BOE) pro Tag im dritten Quartal auf 327.000 im vierten. Im Quartalszwischenbericht kündigte der Konzern an, als Vorsorge für mögliche Steuernachzahlungen der rumänischen Tochter Petrom 55Mio. Euro zurückzustellen.