Netzumbau für Erneuerbare Energien
Stromnetze total überaltert
Seit der Deregulierung der US-Stromversorgung in den späten 90er-Jahren wurden die privaten Stromfirmen radikal auf Gewinnmaximierung getrimmt. Der Kampf um Marktanteile entfachte einen knallharten Preiskrieg. Dies führte wiederum zu Finanzproblemen bei den Stromfirmen und verhinderte, dass die Netzbetreiber in ihre eigenen Stromnetze investieren.
Diese Kosten konnte und wollte sich niemand mehr leisten, und heute fehlt es an Starkstromleitungen, die die Stromengpässe ausgleichen könnten. Denn in den letzten zehn Jahren wuchs der US-Stromverbrauch um satte 30 Prozent, die Leitungskapazität jedoch nur um 15 Prozent. Auch die Nachrüstung der Leitungen ist für die Stromlieferanten schwer möglich: Kaum werden eine Starkstromleitung oder ein neues Kraftwerk geplant, machen kampferprobte Bürgerinitiativen dagegen mobil. Mit weiteren Stromausfällen kann also gerechnet werden.
Es mag für europäische Ohren beruhigend klingen, dass derartige Stromausfälle auf dem alten Kontinent derzeit nicht möglich
sind, wie Experten versprechen.
Das Stromverbundsystem, dem ganz Europa angehört, verhindert solche Debakel. Außerdem verbrauchen
wir Europäer weniger Energie als die Amerikaner. Aber wir holen täglich ein wenig auf.
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Dezentrale Erzeugung erfordert neue Struktur der Stromnetze
Die meisten erneuerbaren Energien - vor allem Sonne , Wind und Biomasse - fallen in der Fläche an. Bei einem steigenden Anteil der dezentralen Stomerzeugung bedeutet dies, dass in der Bilanz immer mehr Strom aus ländlichen Gebieten in die Verbrauchszentren transportiert werden muß. Historisch sind die elektrischen Netze aber überwiegend in den Ballungszentren selber und zu einzelnen standortgebundenen Kraftwerken gebaut worden.
Der weitere Ausbau der EE erfordert daher eine grundlegende Umstrukturierung der Netze.
Dies ist nichts neues. Für die Atomenergie hat man seinerzeit einen massiven Ausbau des Übertragungsnetzes betrieben, um die großen
Strommengen transportieren und im Falle eines Kraftwerksausfalls schnell genug Reserveleistung aus anderen Regionen bereitstellen zu können.
Wind- und Sonnenenergie spart Kraftwerkskapazität und erfordert keine zusätzlichen Reservekraftwerke
Im Gegenteil es wird der Bedarf an konventioneller Kraftwerkskapazität verringert - der Mythos der "Schattenkraftwerke" ist durch umfangreiche Netzstudien längst widerlegt.
Weder für Windflauten oder für die Nachtstunden bei Photovoltaikanlagen (sichere Deckung der Höchstlast) noch Fehler in den
Prognosen (Regelenergie) müssen zusätzliche Kraftwerke errichtet werden.
Die Kosten für Regelenergie und Reserve für Flauten sind deutlich geringer als bisher behauptet. Die ohnehin anstehende Erneuerung
des konventionellen Kraftwerkparks ergibt die Möglichkeit zu sehr geringen Kosten eine Einbindung von EE-Anlagen zu realisieren.
Der technische Aufwand dafür ist moderat und entspricht einem normalen Strukturwandel, wie er auch für die Einbindung der Kernenergie
oder der Verbindung von Wasserkraft- und Kohlekraftwerken in der Vergangenheit betrieben wurde.
Der technische Aufwand von rund einem Zehntel Cent pro verbrauchter Kilowattstunde belegt, dass es gesamtwirtschaftlich günstiger ist
Netzumbau zu betreiben und herkömmliche Regelkraftwerke einzusetzen, als die EE mit unbewiesenen Behauptungen in Mißkredit zu bringen.