Energie ganz „bio“
Quelle NÖN vom 15.3.2010
NÖ-Umweltlandesrat Stephan Pernkopf will bis 2015 den gesamten Strombedarf des Landes aus erneuerbarer Energie decken.
Interview geführt von Harald Servus
Bei Ihrem Amtsantritt vor einem Jahr haben Sie für NÖ die Energiewende angekündigt. Ist sie in Sicht?
Pernkopf: Ja, beim Strom ist sie in Sicht. Wir haben für NÖ ein neues strategisches Ziel definiert, wonach bis zum Jahr 2015 100 Prozent des Stroms aus erneuerbarer
Energie kommen sollen. Das ist ein sehr ehrgeiziges Energieziel – immerhin wollen wir damit das erste Bundesland sein, das seinen Strombedarf zur
Gänze aus erneuerbaren Energien deckt.
Ist dieses Ziel einigermaßen realistisch?
Pernkopf: Ja – weil wir auf dem Weg dorthin schon sehr weit sind. Wir haben gegenwärtig in NÖ die Situation, dass wir bereits heute 89 Prozent des Stroms aus
erneuerbarer Energie gewinnen: 66 Prozent aus Großwasserkraft, 23 Prozent aus Wind, Biomasse, Biogas, Photovoltaik und Kleinwasserkraft.
Trotzdem fehlt da noch einiges...
Pernkopf: Wir dürfen die Hände sicher nicht in den Schoß legen. Wir müssen konsequent am Ausbau der erneuerbaren Energien arbeiten. NÖ liegt da
nicht schlecht, vor einigen Tagen haben wir beispielsweise das 500. Biomasse-Heizwerk in Betrieb genommen. Das ist schon etwas. 80 Millionen an jährlicher
Wertschöpfung bleiben im Land und wandern nicht zu den Ölscheichs oder nach Russland. Mit der Biomasse ersetzen wir 1500 Sattelschlepper Öl.
Stimmen die politischen Rahmenbedingungen?
Pernkopf: Ganz offen: Bei der Umsetzung unserer ehrgeizigen Energieziele ist der Bund gefordert. Wir brauchen endlich optimale
Rahmenbedingungen und eine lange fällige Energiestrategie. Es muss einfach mehr Geld für erneuerbare Energien zur Verfügung gestellt werden, die 21 Millionen
Euro, die im Rahmen des neuen Ökostromgesetzes vorgesehen sind, sind einfach zu wenig. Der Bund ist aufgerufen, für wettbewerbsfähige
Rahmenbedingungen in der Ökostromförderung zu sorgen. Beim Bund geht mir derzeit aber etwas eine Gesamtstrategie im Energiebereich ab – da wäre die Regierung gefordert.
Wird sich das 100-Prozent-Ziel auch erreichen lassen, wenn der Stromverbrauch so rasant weiter steigt?
Pernkopf: Da wird sicher ein Umdenken einsetzen müssen, wir alle werden den Stromverbrauch drosseln müssen – das heißt ja nicht unbedingt, dass man auf
den gewohnten Komfort verzichten muss.
Es gibt heute schon viele technische Möglichkeiten, den Stromverbrauch zu senken. Unsere Energiesparexperten haben ausgerechnet, dass ein Haushalt
mit einer einmaligen Investition von 600 Euro gleich 200 Euro Stromkosten im Jahr sparen könnte. Investieren müsse man dazu nur in
Energiesparlampen, Steckerleisten zur Vermeidung von Standby und in eine neue Heizungspumpe. Das sind einfache Dinge – die aber viel bringen können.