Der Ausbau der erneuerbaren Energieträger gilt als ein zentraler Baustein der europäischen Klimaschutzpolitik
30.10.2011

Ziel ist es durch Herkunftsnachweise den Konsumenten transparent mit "sauberer" Energie zu versorgen.

Der europäische Energiemarkt ist weiterhin im Umbruch begriffen.

Die Rahmenbedingungen haben sich im Jahr 2011 durch die Katastrophe von Fukushima und den daran anschließenden Entwicklungen in Deutschland überschlagen. "Wir befinden uns derzeit - zufolge des fulminanten Aufschwungs der erneuerbaren Energien - am Übergang von einer nachfrageorientierten Stromversorgung hin zu einer erzeugungsorientierten und ressourcenschonenden Versorgung".

Wind und Sonne fallen losgelöst von der aktuellen Verbrauchssituation an - Erzeugung und Nachfrage sind zukünftig intelligent miteinander zu verknüpfen um die Bedürfnisse der Konsumenten in Übereinstimmung mit der jeweiligen Stromaufbringungsstruktur zu decken.

Das sollte der Einstieg in eine smarte, ressourcenschonende Energiewelt sein.

Intelligente Anreize gefragt

Wenn der Anteil an Ökostrom am Österreichischen und Europäischen Strommix langfristig steigen soll, sind intelligente Marktanreize notwendig. Zu berücksichtigen ist freilich, dass (per se) eine physikalische Differenzierung des Stroms in den Übertragungs- und Verteil-Netzen nicht möglich ist, da sich elektrische Energie, aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wird, physikalisch nicht von fossilem Strom oder Atomstrom unterscheidet. "Eine intelligente und sichere Lösung bietet der Handel mit Herkunftsnachweisen für Strom aus erneuerbaren Energiequellen".

Dieser bestätigt dem Konsumenten die umweltfreundliche Erzeugung und schafft sowohl Produktsicherheit beim Kunden als auch Anreize für Investitionen in die Erzeugung erneuerbarer Energien.

Sicheres, europaweites Handelssystem

Die Voraussetzungen, damit der Handel mit Herkunftsnachweisen europaweit funktionieren kann, existieren bereits heute. Unabhängige Energiebörsen einerseits sowie ein transparentes und sicheres Handels- und Zertifizierungssystem anderseits. Jede einzelne gehandelte bzw. zertifizierte Kilowattstunde wird registriert, entwertet und durch die Energie-Regulatoren kontrolliert. Das von der EU initiiertes Handelssystem ermöglicht im liberalisierten Strommarkt den sicheren, transparenten und nach EU-Standards zertifizierten Handel mit Ökostrom-Zertifikaten unabhängig vom physikalischen Transport innerhalb Europas.
Der Markt für Herkunftsnachweise operiert mit höchsten Sicherheitsstandards - Doppelzählungen sind damit definitiv ausgeschlossen. Die Umwelt bekommt einen eigenen Markt. Charakteristisch für die Gestaltung des Herkunftsnachweissystems ist, dass der physikalische Stromhandel vom Zertifikatehandel getrennt ist. Ökostrom wird also gewissermaßen in die beiden Gütereigenschaften "Qualität " und "Quantität " differenziert, die in Folge getrennt gehandelt werden.

Die Umwelt bekommt einen eigenen Markt

Charakteristisch für die Gestaltung des Herkunftsnachweissystems ist, dass der physikalische Stromhandel (z.B. über Börsen oder OTC) vom Zertifikatehandel getrennt ist. Ökostrom wird also gewissermaßen in die beiden Gütereigenschaften "Qualität (Öko et al)" und "Quantität (Commodity)" differenziert, die in Folge getrennt gehandelt werden. Dadurch entsteht, wie wir erwarten, neben dem Stromhandel kurzfristig ein eigener (hinreichend liquider und transparenter) Markt für Herkunftsnachweise von umweltfreundlich erzeugtem Strom, der eigenständig entsprechend dem Kundenbedarf (bzw. der Angebots /Nachfragefunktion) bepreist wird. Diese Trennung der Stromqualitäten ermöglicht eine bessere Transparenz bei der Nutzung erneuerbarer Energiequellen.

Es besteht im Sinne einer optimierten Ressourcenallokation zukünftig die Absicht Windenergie verstärkt im Norden Europas und Sonnenenergie im Süden Europas zu nutzen. Das führt nolens volens in verschiedenen Zeitperioden zu Überangeboten, sodass Strom (im "großen Stromsee") bis zur Nutzung durch die Konsumenten zwischengespeichert werden muß. Aus welchen Quellen aber die Speicher in den Alpen oder in Norwegen gefüllt werden, läßt sich nicht ohne weiteres feststellen. Herkunftsnachweise, die direkt von der ursprünglichen Erzeugungsquelle stammen, ermöglichen es aber, beim Endkunden die Erzeugungsart transparent zu belegen. Der Vorteil des differenzierten Marktmodells: Die steigende Nachfrage von Konsumenten nach "grünem Strom" vor allem in Mitteleuropa - mit einer hohen Affinität zu erneuerbaren Energieträgern - führt indirekt über den verstärkten Kauf von Qualitäts- bzw. Herkunftsnachweisen zu einem zusätzlichen Zufluß an Investitions-mitteln und ermöglicht damit einen forcierten Ausbau von Erzeugungskapazitäten für erneuerbare Energie.

Nachfrage übersteigt österreichisches Angebot

Österreich ist aufgrund des steigenden Energieverbrauchs seit dem Jahr 2001 Netto-Stromimporteur. Österreich importiert (Netto) über das Jahr gerechnet derzeit ein bis fünf TERAWATTSTUNDEN (TWh) elektrische Energie aus dem Ausland. Die tatsächlichen Importe belaufen sich über das Jahr verteilt auf 19 bis 20 TERAWATTSTUNDEN (gleichzeitig beträgt der Export 15 bis 19 TWh). Ein grenzübergreifender Energiehandel für ganz Europa - nicht nur für die EU - ist vor diesem Hintergrund in jedem Fall notwendig. Im Falle einer positiven Konjunkturentwicklung würde der Verbrauch von elektrischer Energie in den kommenden Jahren weiterhin um mehr als ein Prozent pro Jahr steigen. Eine Konjunktureintrübung und die europaweiten Anstrengungen zur Steigerung der Endenergieeffizienz wirken dem massiv entgegen. Demgegenüber wächst die Qualitäts-Nachfrage nach Ökostrom aufgrund veränderter Konsumentenpräferenzen stetig. "Der Bedarf an erneuerbarer Energie kann mit der österreichischen Produktion derzeit nicht befriedigt werden", meint WOJTA. "Daher ist der europaweite Handel mit Herkunftsnachweisen eine wichtige Unterstützung, um der Nachfrage der Konsumenten nach erneuerbarer Energie in Österreich gerecht zu werden. Mit Herkunftsnachweisen beispielsweise aus Norwegen kann der Kunde sicher sein, dass die gekaufte Strommenge aus regenerativer Energie hergestellt wurde."

Norwegische Stauseen - Stromspeicher Europas

Norwegen produziert seinen Strom fast ausschließlich aus Wasserkraft und kann darüber hinaus noch reichlich saubere Energie exportieren. Die norwegische hydraulische Stromerzeugung im Ausmaß von 124,4 TWh entspricht zur Zeit etwa 60 Atomkraftwerken.

Die norwegischen Stauseen könnten zudem als Speicher für überschüssigen Ökostrom aus Kontinentaleuropa dienen. Denn eine Energiewende wird nur gelingen, wenn in Europa nationenübergreifend, sinnvolle Erzeugungssysteme für erneuerbare Energie aufgebaut werden und die elektrische Energie über transparente, geprüfte Produktkennzeichnung den Konsumenten angeboten wird. "Das ist eine große Chance, um die Energiewende in Europa zu schaffen - unter der Voraussetzung, dass ein europaweites Marktsystem installiert und akzeptiert wird, das auf dem Handel von Herkunftsnachweisen basiert", sagt WOJTA abschließend.