Deutsche Energiewende irritiert Polen
14.02.2012

Windstrom aus Norddeutschland verstopft das Stromnetz in Polen.

Dort fürchtet man Stromausfälle und Netzengpässe und beabsichtigt radikale Maßnahmen. Das polnische Stromverteilungsnetz ist auf die deutsche Energiewende schlecht vorbereitet.
Der Windstrom kennt keine Grenzen, wenn in Norddeutschland der Wind bläst, fließt der Strom zum Nachbarn nach Polen. Dort kommt es zu unkontrollierten gefährlichen Stromflüssen, die die polnischen Leitungen sowohl überbelasten und auch zu hohen Verbraucherspannungen führen.

Der deutsche Windstrom blockiert an der Grenze zu Deutschland die Kapazitäten der polnischen Kraftwerke - Polen will seinen Strom ja selbst erzeugen. Auch kann es zu Instabilitäten im Netz und sogar zu regionalen Stromausfällen führen.

Polen plant daher an der Grenze zu Deutschland einen sogenannten Phasenschieber zu installieren.
Mit Hilfe des riesigen Geräts, das einem Transformator ähnelt, kann Polen die Stromflüsse aus Deutschland besser regulieren.
Die Lage ist so ernst, dass Polen sogar bereit ist, einen zweistelligen Millionenbetrag zu investieren, um den deutschen Windstrom besser zu kontrollieren. Ziel sei es, ihn bis zum Jahr 2014 in Betrieb zu nehmen.

Vereinfacht gesagt kann Polen so die Strommenge aus Deutschland nach Bedarf reduzieren. Ein Phasenschieber wirkt wie eine Türsperre. So will Polen sein Netz im strukturschwachen Nordwesten entlasten, wo es gerade einmal zwei Höchstspannungsleitungen gibt.

Auf deutscher Seite sorgen die Pläne für Aufregung, der für den Norden und Osten Deutschlands zuständige Netzbetreiber hat wenig Interesse an einer polnischen Stromsperre.
Wenn Polen weniger Windstrom aus Deutschland abnimmt, sorgt dies für noch mehr Stress im deutschen Stromnetz. Das ist schon heute an manchen Tagen an der Belastungsgrenze. Immer öfter müssen Netzbetreiber wegen der schwankenden Einspeisung eingreifen: Sie fahren manche Kraftwerke herunter, dafür andere hoch. Das macht das Stromnetz anfälliger für Störungen.

Lediglich zwei Höchstspannungsleitungen verbinden bislang das polnische und deutsche Stromnetz. Eine der beiden Leitungen soll von 220 kV auf 380 kV hochgerüstet werden um den europäischen Strombinnenmarkt auszubauen.

Zuerst wird also die Tür für den Stromfluss weit geöffnet - und dann macht Polen sie mit dem Phasenschieber wieder ein Stückchen zu.