Toyota Prius - neue Plug-In Version
Feldversuch in Frankreich und neue Tests in Großbritannien
Seit einem Jahr setzt Toyota die Plug-In-Version des Prius in einem Feldversuch in Frankreich ein. Der neue Test in Großbritannien soll die
Ergebnisse bestätigen und neue Erkenntnisse bringen.
Die aus dem Langzeitversuch in Frankreich gewonnenen Ergebnisse stimmen die Toyota-Techniker mehr als zuversichtlich: Vor allem im
Kurzstreckenverkehr bis zu einer Distanz von 25 Kilometern lag die Kraftstoffeffizienz des Plug-In-Prius deutlich höher als bei der Serienversion.
Unter diesen Bedingungen konnte der Verbrauch bis zu 60 Prozent gesenkt werden.
Der Feldversuch in Großbritannien soll diese vielversprechenden Ergebnisse bestätigen, allerdings auch Aufschlüsse über die Kundenakzeptanz und die vorhandene Infrastruktur auf den britischen Inseln geben. Was letzteres betrifft, arbeitet Toyota bei diesem Versuch mit dem Energieversorger "EDF Energy" zusammen, der bereits 40 öffentliche Ladestationen installiert hat, deren Zahl bis zum Frühjahr noch erhöht werden soll.
Die Plug-In-Version des Toyota Prius ist mit einer stärkeren Batterie ausgestattet, die mit 13 Ah über die doppelte Leistung des Serien-Prius verfügt, allerdings nur vier Zentimeter höher ist. Der 1,5 Liter-Benzinmotor wurde beim Plug-In unverändert von der im Handel verfügbaren Version übernommen, die Gesamtleistung aus Elektroantrieb und Verbrennungsmotor beträgt 136 PS. Zehn Kilometer kann das Toyota-Versuchsfahrzeug bei einer Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h rein elektrisch zurücklegen: Das genügt, um einen Großteil des täglichen Arbeitswegs emissionsfrei zu bewältigen.
Ab Ende des kommenden Jahres werden die ersten Serien-Plug-In-Modelle des Prius in gewerblichen Fuhrparks zum Einsatz kommen. Diese werden dann allerdings im Gegensatz zu heute über hochmodernen Lithium-Ionen-Batterien verfügen.
Batterietechnik als größte Herausforderung
Seit elf Jahren setzt Toyota als Standardstromquelle für Hybridfahrzeuge Nickel-Metallhydrid-Speicher (NiMH) ein. Bald gibt es weitere Lösungen.
Auch die für nächstes Jahr geplante neue Prius-Generation wird mit NiMH-Batterien ausgerüstet werden. 2010 soll dann die Plug-In-Variante des
Prius mit einem Lithium-Ionen-Speicher bestückt werden. Die beiden Batteriesysteme werden in Zukunft je nach Bedarf in den unterschiedlichsten
Fahrzeugtypen eingesetzt.
Damit Toyota das geplante Ziel von jährlich einer Million Hybridfahrzeugen ab den frühen 2010er Jahren erreichen kann, baut der japanische Konzern zusammen mit Panasonic EV Energy gerade eine neues Werk, in dem die beiden Batterietypen produziert werden. Bis 2020 soll es Hybridversionen von allen angebotenen Modellen geben. Zu diesem Zweck wird Toyota ein neues Forschungszentrum für Batterietechnik einrichten, in dem fieberhaft an der Reduktion von Größe und Gewicht der Stromspeicher bei besserer Leistung gearbeitet wird.
Hauptaufgabe der dort beschäftigten Techniker wird allerdings die Arbeit an einem neuen Typ sein – der sogenannten Sakichi-Batterie, die alles bisher Dagewesene an Leistung deutlich übertreffen soll. Benannt ist sie nach dem Firmengründer Sakichi Toyoda, der bereits in den 1920er Jahren die Entwicklung von Speicherbatterien großzügig vorantrieb. Die ursprüngliche Sakichi-Batterie sollte bei einem Gewicht von nicht über 225 Kilogramm 36 Stunden lang 100 PS bereitstellen – ein bis heute unerreichter Wert. Vielleicht werden die Visionen des Firmengründers fast ein Jahrhundert später Wirklichkeit.
Doch auch in anderen Bereichen zeigt Toyota Kreativität und Umweltbewusstsein. Einerseits stellt man mit dem "Winglet" einen raffinierten Elektroroller vor: Der Fahrer steht auf einem Trittbrett mit zwei Reifen; im Gehäuse des bis 6 km/h schnellen "Winglets" befindet sich eine Konstruktion aus Elektromotoren und komplexer Sensorelektronik. Durch Verlagerung des eigenen Körpergewichts kann man vorwärts, rückwärts und um die Kurve fahren (etwas Ähnliches gibt es bereits in Form des Segway).
Eine Idee macht Karriere
Die Idee, einen Benzin- mit einem Elektromotor zu kombinieren ist viele Jahrzehnte alt. Serienreif ist sie aber erst vor ziemlich exakt zehn Jahren mit der ersten Generation des Toyota Prius geworden. Mittlerweile finden wir uns am Steuer des Prius II wieder und erleben modernste Hybridtechnik im leistbaren Gewand. Die Ausrede, dass umweltfreundliche Technik unbezahlbar ist, hat damit ausgedient. Ob dies auch andere Vorurteile betrifft, galt es für uns zu erfahren.
Schon das Design macht klar, dass Verwechslungen mit anderen Fahrzeugen ausgeschlossen sind. Die bei der ersten Generation noch gerne kritisierte Silhouette ist einer modernen, wenngleich noch immer sehr eigenständigen Form gewichen. Die Verantwortung dafür trägt niemand anderer als der Windkanal, dem die eine oder andere Designidee geopfert wurde, um nicht nur bei geringen Geschwindigkeiten, sondern auch auf der Autobahn, wo der Luftwiderstand eine tragende Rolle in Sachen Verbrauch einnimmt, mit wenig Treibstoff unterwegs zu sein.
Bewusst futuristisch inspiriert ist hingegen der Innenraum. Das Lenkrad scheint geradezu am Armaturenbrett zu kleben, was es, bedingt durch die fehlende Tiefenverstellung, auch tut. Alle Anzeigen für Geschwindigkeit, Getriebestellung und Tankinhalt finden sich unterhalb der Scheibe und sind dort auch gut ablesbar. Auf die Modeerscheinung mit mittig platzierten Displays hat man bei Toyota glücklicherweise verzichtet und die Anzeige zwar rechts des Lenkrads, aber immer noch im Sichtfeld des Fahrers untergebracht. Dafür, dass der Blick des Fahrers trotzdem gerne in die Mitte des Armaturenbrettes wandert, ist der große und ebenfalls gut ablesbare Bildschirm verantwortlich. Ständig möchte man wissen, ob gerade Energie gespeichert oder verbraucht wird und wie es mit dem aktuellen Verbrauch aussieht, zumal das Touchscreen-Display wirklich jede Information liefert. Als Ausgleich dazu muss zur Verstellung des Raumklimas, des Radios und für die Bedienung des Tempomats das Lenkrad nicht verlassen werden.
Schon nach kurzer Eingewöhnung funktioniert dies problemlos, wobei sich die Frage einschleicht, ob es wirklich notwendig ist, dass auch die Heckscheibenheizung am Lenkrad aktiviert werden kann. Eindruck macht es aber auf alle Fälle. Etwas weniger spannend, aber keineswegs unbequemer zeigt sich der Beifahrerplatz, und in der zweiten Reihe finden drei Personen recht bequem Platz. Für Langstrecken empfiehlt es sich des Komforts wegen, die hintere Sitzbank nur mit zwei Personen zu besetzen, die dann überaus bequem reisen, zumal der Gepäckraum ohnedies schnell an sein Limit stößt. Hier wären wir dann auch beim ersten konstruktionsbedingten Kritikpunkt angelangt. Da im vorderen Bereich des Gepäckraums die Batterien untergebracht sind, ergibt sich die Kombination aus einem recht flachen Laderaum und einem darunterliegenden Fach, das Kleinzeug aller Art aufnimmt und für Außenstehende unsichtbar transportiert.
Bevor es ans Fahren geht, muss wie bei jedem anderen Auto auch der Motor zum Leben erweckt werden. Prius-Anfänger müssen dabei lernen, dass es genügt, den Startknopf zu drücken und darauf zu achten, dass das Display unter der Frontscheibe aufleuchtet. Der Motor beginnt erst dann zu arbeiten, wenn die Fahrstufe mittels Joystick gewählt und das Bremspedal verlassen wurde. Zur Wahl stehen dabei ohnedies nur zwei Möglichkeiten. Vorwärts oder rückwärts - und das reicht auch völlig aus. Ohne merkbare Verzögerung setzt sich der Prius in Bewegung, wobei bei Kaltstarts der Benzinmotor zwecks Erreichen der Betriebstemperatur recht aktiv ist.
Das Verlassen der Tiefgarage erfolgt somit noch benzingetrieben, doch spätestens an der ersten roten Ampel ist Schluss mit Motorlärm. Der Prius, beziehungsweise die komplexe Bordelektronik, stellt fest, dass aktuell kein Vortrieb gewünscht wird und schaltet den Motor aus. Wird es wieder grün, gibt der Elektromotor den ersten Anstoß, um das ohne Fahrer gut 1.300 Kilogramm schwere Fahrzeug in Gang zu setzen, um kurze Zeit später den Benzinmotor wieder dazu zu bitten. Dieses Spiel wiederholt sich bei jedem Stopp und schon nach wenigen Minuten fällt es einem als Fahrer gar nicht mehr auf, nachdem die Klimaanlage, betrieben durch Strom, auch während der Stopps kalte Luft in den Innenraum schickt und auch das Radio unverändert Österreichs beliebtesten Sender hereinholt. Kurzum, es wird Energie genau dort gespart, wo sie uns nicht abgeht, wovon der Verbrauch nachhaltig profitiert. Nicht ganz so kräftig kann sich die vorhandene Technik auf der Landstraße in Szene setzen, was auch für die Autobahn gilt. Wer vernünftig mit dem Gaspedal umgeht, kann aber dennoch sparen ohne dabei später am Ziel anzukommen.
Unvernunft oder mangelnde Aufmerksamkeit des Fahrers bestraft der Prius mit zusätzlichem Verbrauch. Abgelenkt durch Telefon und unkonzentriert durch die Stadt gelenkt zeigt der Bordcomputer einen um zwei Liter höheren Wert als wenn man die gleiche Strecke voll konzentriert, vorausschauend und mit einem gefühlvollen Gasfuß absolviert. Von letzterer Fahrweise profitiert damit nicht nur die Sicherheit, sondern auch die eigene Brieftasche. Zeit geht keine verloren, konnte doch bei beiden Versuchen die exakt gleiche Durchschnittsgeschwindigkeit erzielt werden.
All dies klingt jetzt nach einem unheimlich braven Fahrzeug, woran auch der Blick in den Zulassungsschein nichts ändert, der über das
Vorhandensein von ganzen 78 PS informiert. Nichts erzählt wird dort von den zusätzlichen 68 Pferden des Elektromotors.
Wichtig ist es an dieser Stelle, die Dinge selbst zu probieren und sich nicht auf die reinen Zahlen zu verlassen.
Der Prius ist zwar in vielen
Belangen ein Vorzugsschüler, aber wenn irgendwo eine Autoparty in Form von Kurven steigt, vermag er dies auch richtig zu feiern.
Das Gaspedal zu Boden gedrückt, zieht er mit der Kraft zweier Motoren durch Kurven, hebt an Kuppen mitunter gar ein
Bein und ist sich auch nicht zu blöd, dabei die Reifen quietschen zu lassen. Einen Gang runterschalten ist erst dann, wenn die zusätzliche
Batteriepower nach längerer Bergauffahrt aufgebraucht ist und sich der Prius nur noch auf die Kraft des Benzinmotors berufen kann.
Im Wienerwald ist das nie passiert, bei einem Ausflug in die schöne Steiermark dafür zweimal hinter einander. Details wie der
Umstand, dass sich bei flotter Gangart das ESP-Fangnetz nicht deaktivieren lässt, verzeiht man ihm ebenso wie den Lärm, den er bei
maximaler Leistung in den Innenraum abgibt. Was aber viel wichtiger ist: man kann mit ihm durch eine Kurvenkombination zirkeln und nur ein
paar Sekunden später wieder den Oberlehrer für den topmotorisierten Kleinwagen, der kurzzeitig aus dem Rückspiegel entschwunden ist, spielen.
Gar nicht nach Rasen, sondern vielmehr nach vernünftiger und vorausschauender Fahrweise war uns auf der SaubereAutos - Testrunde rund um
Wien zumute.
Sogar auf die Klimaanlage haben wir trotz 30 Grad Außentemperatur zwecks besserer Vergleichswerte verzichtet, was uns tüchtig ins
Schwitzen brachte.
Möglich wird dies nicht nur durch das gute Zusammenspiel aus Benzinmotor und Elektroantrieb, auch der günstige Luftwiderstandsbeiwert trägt zum Erfolg bei. Der Prius vermag seinen Besitzer zu kleiden. Sein effizienter Umgang mit Treibstoff und die gute Alltagstauglichkeit heben ihn über jede Designdiskussion hinweg und machen ihn auch irgendwie klassenlos. Kein Mensch erfährt, ob Sie der Preis persönlich ans Limit führt oder ob nicht vielleicht doch noch ein Ferrari ihre Garage ziert. Wie auch immer, mit der zweiten Generation des Prius setzt Toyota den eingeschlagenen Weg erfolgreich fort und sorgt damit, dass alle Welt von Hybrid spricht, wovon auch der internationale Mitbewerb längst ein Lied singen kann.