Mitsubishi liefert Elektro-Auto an PSA
Quelle:Handelsblatt.com vom 8. Januar 2009
Autos, die mit Strom fahren - das ist zweifellos der große aktuelle Trend in der Autobranche.
Praktisch jeder Autobauer will sich im Moment positionieren. Meistens kooperieren Autobauer mit Zulieferern, die in der Batterietechnik stark sind. Manchmal arbeiten aber auch Autobauer direkt zusammen, wie nun auch PSA Peugeot Citroen und Mitsubishi.
Der japanische Autohersteller Mitsubishi Motors wird vermutlich für seinen französischen Kooperationspartner PSA Peugeot Citroen Elektroautos bauen. Noch sei nichts entschieden, eine Zusammenarbeit habe aber für beide Seiten offensichtliche Vorteile, sagte ein Sprecher gestern in Tokio. Es liefen Gespräche, in denen die Auftragsfertigung als Option diskutiert werde. In der japanischen Autobranche gilt das Geschäft indes bereits als abgemacht.
Peugeot könnte ohne großen Aufwand eines der technisch ausgereiftesten Elektroautos der Welt anbieten - pünktlich zum Start einer Förderung für den Kauf umweltfreundlicher Autos durch die französische Regierung. Mitsubishi könnte auf einen Schlag die Produktion für sein Zukunftsprodukt erhöhen und damit die Kosten senken. Die Autos mit rein japanischer Technik würden unter einer der Marken des Peugeot-Citroen-Konzerns auf den Markt kommen. In Japan heißt der Prototyp "i Miev". Das Fahzeug soll ab Sommer in den Autohäusern stehen.
Gerade in der Wirtschaftskrise gelten Umweltprodukte als Hoffnungsträger. In Japan, in den USA und in der EU ist ein Teil der staatliche Förderungen aus den milliardenschweren Konjunkturpakten für klimaschonende Produkte vorgesehen. Europa gilt Japans Großunternehmen daher als einer der wichtigsten Märkte weltweit. Solarzellenhersteller profitieren bereits vom deutschen Einspeisegesetz und vom spanischen Kraftwerksbau. Panasonic wird demnächst energiesparende Waschmaschinen und Kühlschränke in Europa auf den Markt bringen.
Die japanische Autoindustrie kam zwar jedoch bisher in Europa nicht so gut zum Zuge wie in den USA. Denn auch die Deutschen bauen spritsparende Autos. Die Japaner haben zudem zwar Hybride, aber kaum Dieselmodelle. Sie könnten jedoch mit Steckdosenhybriden und reinen Elektroautos Marktanteile gewinnen. Toyota beispielsweise will möglichst bald einen benzinelektrischen Hybrid marktreif haben, der sich nachts am gewöhnlichen Stromnetz aufladen lässt.
Auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen würde der stolze Besitzer wie mit dem i Miev überhaupt kein Benzin mehr verbrauchen. Westliche Autohersteller wie und VW entwickeln hektisch an diesen Konzepten, liegen technisch jedoch bis zu einem Jahr zurück.
Die Prototypen des i Miev fühlen sich bereits sehr fertig an und fahren nach Firmenangaben verlässliche 160 Kilometer mit einer Ladung der neuartigen Lithium-Ionen-Batterie. Mitsubishi beginnt im Sommer in Japan mit dem Verkauf des Autos. In den zwölf Monaten nach Produktionsbeginn will das Unternehmen zunächst nur 1000 Stück absetzen, im Jahr darauf 4000 Stück. Mit zusätzlichen Aufträgen aus Frankreich könnte Mitsubishi das Produktionsvolumen schneller anheben.
Die französische Regierung unterstützt den Kauf eines Elektroautos mit 5000 Euro und bietet Steuererleichterungen an. Auch Deutschland und Großbritannien kommen als Märkte in Frage, auch hier soll der Erwerb eines Elektroautos gefördert werden. Zudem sind in Europa Programme zur Schaffung eines Netzes von Ladestationen außerhalb der eigenen Garage im Gespräch. In Israel ist ein solches Programm bereits beschlossen. Hier liefert ebenfalls ein japanisch-französisches Team die nötigen Autos: Nissan-Renault will dafür ein Fahrzeug entwickeln, dessen Daten denen des i Miev ähneln.
Mitsubishi gehörte in den Jahren 2000 bis 2005 mehrheitlich zu Daimler. In dieser Zeit war das Unternehmen an mehereren Fronten in Schwierigkeiten geraten. Der Versuch, Qualitätsmängel zu vertuschen, schädigte das Image in der japanischen Öffentlichkeit schwer. Nachdem sich Daimler wieder aus Japan zurückzog, fehlte zudem der kapitalstarke Partner für neue Projekte. Nach dem Rückzieher der Ausländer sprangen jedoch wieder andere Firmen der weit verzweigten Mitsubishi-Gruppe ein und ermöglichten nicht nur das Überleben, sondern mit der Entwicklung von Autos wie dem i Miev einen Schritt vor die Wettbewerber.
Mit Peugeot kooperiert Mitsubishi seit 1999 erfolgreich auf mehreren Feldern. Die Unternehmen wollen beispielsweise ab 2011 in Russland gemeinsam Geländewagen produzieren. Mit dem Peugeot 4007 und dem Citroen C-Crosser fahren bereits jetzt bereits Autos mit Mitsubishi-Technik innen und französischem Logo außen auf Europas Straßen. Umgekehrt hilft PSA den Japanern mit Dieseltechnik.
Den meisten Gewinn macht Mitsubishi derzeit in Schwellenländern. Das Unternehmen hat mit seinen bezahlbaren und praktischen Wagen außer in Russland und Südmerika auch in den Schwellenländern Ost- und Südostasiens eine starke Marktposition und genießt ein unverändert gutes Image.