Der lange Weg bis zur Steckdose
Quelle: Kurier-Ausgabe vom 21.1.2010; Author Markus Stingl
Elektrisch will die Autobranche aus der Krise fahren und wollen Staaten ihre Klimabilanz aufbessern. Der Weg dahin ist allerdings steinig.
Grünes Herz, was willst du mehr: Laut Verkehrsclub Österreich tummelten sich 2009 um fast 50 Prozent mehr Elektroautos auf heimischen Strassen als drei Jahre zuvor. Ein Blick auf die Absolutzahlen bringt allerdings schnell die Ernüchterung: Lediglich 185 E-Autos waren 2009 in Österreich zugelassen.
Da muten Pläne, wonach diese Zahl bis 2020 auf 250.000 hinaufgeschraubt werden soll, auf den ersten Blick illusorisch an. Doch es gibt Initiativen, die sich genau diese ambitionierten Ziele stecken: Etwa die vergangenes Jahr ins Leben gerufene Plattform "Austrian Mobile Power", bei der sich Österreichs Leitindustrie (Verbund, Magna, Siemens, etc.) anschickt, Elektromobilität auf die Überholspur zu bringen.
Nachdem das Infrastrukturministerium seine Forschungsförderungstöpfe für das Zauberwort "Elektrische Mobilität" jüngst aufgestockt hat, zieht nun auch das Umweltministerium gemeinsam mit der Wirtschaftskammer mit einem 10-Punkte-Aktionsplan nach. Dieser sieht beispielsweise Anschaffungsförderungen, steuerliche Anreize oder die Forcierung von Modellregionen für E-Mobilität vor.
Bereits jetzt sei es für Städte, Gemeinden und Betriebe über die Lebensmittelministerium-Initiative "Klima:aktiv Mobil" möglich, finanzielle Zuschüsse für die Umrüstung von Fuhrparks zu bekommen, erklärt Umweltminister Niki Berlakovic. Modellregionen, wie etwa "Vlotte" in Vorarlberg hätten zudem über den Klimafonds Unterstützung erhalten. Ziel des neuen Aktionsplans sei es nun, die Kräfte zu bündeln.
Freilich geht es auch darum, den heimischen Betrieben den neu entstehenden Millionen-Markt schmackhaft zu machen: "Wir wollen Aufklärungsarbeit leisten", sagt WKÖ-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser.
"E-Mobilität wird kommen. Was wir uns jetzt noch aussuchen können ist, ob wir vorne mit dabei sind, oder hinterherhinken", sagt Verbund-Boss Wolfgang Anzengruber. Er hofft auf die baldige Bündelung staatlicher Förderungsmittel.
Funktionieren könne E-Mobilität nur im europäischen Gleichklang, was die EU bereits aufgegriffen hat: Am Mittwoch forderte Ratsvorsitzender Zapatero einen "Entwicklungsplan für Elektrofahrzeuge".
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automobil: 09.02.2010
Der angeschlagene Autobauer Opel plant neben dem bereits angekündigten Ampera weitere Elektrofahrzeuge.
Das sieht das am Dienstag vorgestellte Sanierungskonzept von Opel-Chef Nick Reilly vor.
Es werde neben dem Ampera ein Elektrofahrzeug mit verlängerter Reichweite geben und zusätzlich rein batteriebetriebene Elektroautos in kleineren
Fahrzeugklassen, sagte Reilly: "Die heutige Ankündigung markiert den Anfang einer neuen Ära."
Der Opel Ampera
Der Ampera ist ein Hybridfahrzeug mit Elektroantrieb und Verbrennungsmotor. Strecken bis 60 Kilometer legt das Fahrzeug rein elektrisch zurück, nähert sich der Lithium-Ionen-Akku dem Ende, werden die Batterien von einem integrierten Verbrennungsmotor aufgeladen.
Die Reichweite vergrößert sich damit auf 500 Kilometer. Am Ziel angelangt, kann der Akku an einer normalen 230-Volt-Steckdose angesteckt und mit Strom gespeist werden.
Das Elektrofahrzeug soll Ende 2011 auf den Markt kommen.
Premiere für Elektro-"Trabi"
Trabant-Nachfolger auf Internationaler Automobilausstellung
Der legendäre DDR-Kleinwagen Trabant soll einen umweltfreundlichen Nachfolger bekommen. Auf der Internationalen
Automobilausstellung (IAA), die von 17. bis 27. September 2009 in Frankfurt stattfindet, wird eine Version des von einem
Firmenkonsortium initiierten "New Trabi" vorgestellt. "Er wird als Elektroauto für die Stadt und den stadtnahen Bereich präsentiert", sagte Ronald Gerschewski,
Geschäftsführer des sächsischen Spezialfahrzeugbauers IndiKar am Samstag. Der moderne Nachfolger der "Rennpappe" solle ebenso wie einst die ostdeutsche
Marke Trabant "für eine breitere Masse erschwinglich und praktikabel" sein.
Start 2012 angepeilt
Es sei denkbar, dass schon 2012 die ersten der neuen Fahrzeuge auf der Straße zu sehen sein könnten, sagte Gerschewski. Bisher sei das neue Auto mit den Mitteln
des Konsortiums und ohne staatliche Finanzspritzen konzipiert worden. "Wir suchen jetzt nach Investoren, die es mit uns fortentwickeln möchten", sagte der Geschäftsführer.
Der fränkische Miniaturmodell-Hersteller Herpa hatte auf der IAA 2007 das Modell eines neuen Trabis im Maßstab 1:10 vorgestellt. "Es war eigentlich eine Marketingidee zum 50. Geburtstag des Trabant", sagte Gerschewski. Damals seien 12.000 Besucher schriftlich befragt worden, ob es das neue Modell auch als "echtes Auto" geben sollte - und mehr als 90 Prozent hätten das gewünscht.
Zu dem Konsortium, das seither den "New Trabi" entwickelt, gehören neben IndiKar und Herpa unter anderem auch ein Designer, der einst bei VW gearbeitet hatte, sowie der Glashersteller Polartherm.
Auch Solardach geplant
Zwischen 1957 und 1991 wurden in Zwickau rund drei Millionen "Trabis" gebaut. Der Trabant war für viele DDR-Bürger ein treuer Begleiter. Allerdings war der
Zweitakter nicht umweltfreundlich: Sein Benzinölgemisch hinterließ eine stinkende Abgasfahne. Dieses Manko soll bei seinem Nachfolger behoben werden.
Außer dem Elektroantrieb ist auch ein Solardach geplant.