Die neun Kippelemente des Klimawandels

Das arktische Meereis, Grönlands Eisschild, das Eisschild der Westantarktis, Boreale Wälder, Thermohaline Atlantikzirkulation, die Sahrazone, der El Nino und die Südpazifische Oszillation, der Regenwald, der indische Sommermonsun.

Arktisches Meereis
Wenn die Eisflächen im Norden schmelzen, tritt darunter die dunklere Wasseroberfläche hervor. Sie nimmt mehr Sonnenstrahlen auf als weiße Eisflächen, was die Erwärmung verstärkt. Das übrige Eis schmilzt also schneller. Die kritische Grenze liegt nach Einschätzung der Studienautoren bei 0,5 bis 2 Grad Celsius Erwärmung, daher könnte die Arktis nach Ansicht der Forscher bereits in wenigen Jahrzehnten im Sommer eisfrei sein. In den vergangenen 16 Jahren hat die Eisbedeckung des Polarmeeres im Sommer bereits deutlich abgenommen. Einige Forscher meinen daher, dass dieses Element schon gekippt ist - andere bezweifeln das aber.

Grönlands Eisschild
Wenn es wärmer wird über dem Eisschild, schmelzen die Gletscher am Rand schneller - und fließen ins Meer. So wird der Eisschild weniger dicht und taut noch schneller ab. Falls die Temperatur um drei Grad steigt, könnte der Eisschild innerhalb von 300 Jahren abschmelzen. Sollte Grönlands Eis komplett schwinden, würde der Meeresspiegel um bis zu sieben Meter steigen.

Eisschild der Westantarktis
300 Jahre würde es auch dauern, bis der Eisschild der Westantarktis getaut ist. Dieser Prozess würde durch eine Erwärmung von fünf bis acht Grad im antarktischen Sommer in Gang gesetzt. Der Meerespiegel würde dadurch um fünf Meter steigen.

Boreale Wälder
Sie machen den größten Teil der Wälder auf der Nordhalbkugel aus und bilden insgesamt ein Drittel der weltweiten Waldflächen: die borealen Nadelwäder. Bei drei bis fünf Grad Erwärmung würden in nur 50 Jahren große Teile der Wälder vernichtet.
Der Grund: Die Wälder würden im Sommer unter Trockenheit und Hitze leiden, diverse Baumkrankheiten würden sich schneller verbreiten und Feuer häufiger ausbrechen. Andere Baumarten, die die Hitze im Sommer vertragen, könnten die Nadelbäume nicht ersetzen, da sie die immer noch kalten Winter nicht überstehen. Die Klimaforscher nehmen an, dass sich auf den ehemaligen Waldflächen dann Steppe oder offenen Grasflächen ausbreiten.
Eine der Folgen: Es würden große Mengen Kohlendioxid freigesetzt, was die Erwärmung weiter antriebe.

Thermohaline Atlantikzirkulation
Durch Unterschiede in der Temperatur und im Salzgehalt entstehen große Strömungen in den Ozeanen. Im Nordatlantik sinkt kaltes, salzreiches Wasser in die Tiefe und strömt Richtung Süden. Würde mehr Süßwasser aus Flüssen und von schmelzenden Gletschern einfließen - oder sich die Temperatur des Wassers erhöhen - könnte diese Strömung aussetzen.
Eine der Folgen: Der Meeresspiegel im nordatlantischen Raum würde steigen. Ob ein Zirkulationsstopp wieder umkehrbar ist oder nicht, ist unter Klimaforschern umstritten.

Sahara und Sahelzone - mehr Niederschläge oder längere Dürreperioden
Wie sich die Sahara und die Sahelzone verändern, können Klimaforscher kaum vorhersagen. Zum einen würde eine Erwärmung den Monsun verstärken.
Zum anderen könnte durch eine um drei bis fünf Grad höhere Durchschnittstemperatur die Luftzirkulation, die den Monsun in diese Regionen bringt, abreißen. Mehr Niederschläge in der Sahelzone wären eines der wenigen Beispiele, bei denen sich ein Kippelement in eine für den Menschen positive Richtung entwickeln kann.

El Nino und die Südpazische Oszillation (ENSO)
Drei bis sechs Grad höhere Temperaturen würden voraussichtlich die Stärke des Wetterphänomens El Nino erhöhen, das unter anderem zu Überschwemmungen an der Westküste Südamerikas führt, wie hier in Bolivien zu sehen.
Häufiger würde es allerdings nicht auftreten. In anderen Regionen löst El Nino Dürre oder Wirbelstürme aus.

Regenwald
Dem Amazonasregenwald macht nicht nur die Erwärmung zu schaffen. Auch durch das Abholzen wird er stark geschädigt. Eine um drei bis vier Grad höhere Durchschnittstemperatur würde sowohl zu längeren Trockenzeiten im Sommer als auch zu häufigeren Waldbränden führen. Die Forscher geben an, dass der Wald unter diesen Umständen in rund 50 Jahren großflächig zerstört sein könnte. Dann würden große Mengen Kohlendioxid freigesetzt - und viele Tier- und Pflanzenarten wären unwiederbringlich verloren.

Indischer Sommermonsun
Der Monsun in Indien könnte deutlich weniger berechenbar werden. Denn einerseits würde die Erwärmung zu einer Zunahme der Regenmassen führen. Andererseits dämpfen Luftverschmutzung und Landnutzung den Monsun.
Beides zusammen könnte dazu führen, dass der Monsun mal sehr stark, mal sehr schwach verläuft.