Klimawandel gefährdet Artenvielfalt
WWF: Sichere Deiche nur bis 2060 - Der Klimawandel bedroht die Artenvielfalt an der deutschen Nordseeküste.
Schon bis Mitte des Jahrhunderts steigt der Meeresspiegel nach jüngsten Prognosen um mehr als einen halben Meter, die Stürme werden stärker, die Sturmfluten höher. Nach einer heute vom WWF veröffentlichten Studie werden in den Flussmündungen von Elbe, Weser, Ems und Eider wertvolle Lebensräume wie Salzwiesen, Auwälder und Flachwasserzonen verloren gehen. Der Sauerstoffmangel in Elbe und Ems wird sich verschlimmern. Seltene Arten wie Rotschenkel und Finte sind davon betroffen. „Der Mensch hat den einst artenreichen Flussmündungen durch zahlreiche Eingriffe arg zugesetzt. Die Klimafolgen werden die ökologische Krise drastisch verschärfen, wenn wir nicht heute radikal umsteuern“, so WWF-Expertin Beatrice Claus.
Auch die Deichsicherheit könne angesichts des steigenden Meeresspiegels nur bis 2060 garantiert werden, betont der WWF. Für die Zeit danach seien neue Konzepte zum Küstenschutz erforderlich. „Wir brauchen eine Allianz zwischen Küsten- und Naturschutz, um langfristig die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern“, fordert WWF-Expertin Beatrice Claus.
Der WWF geht in seinem Szenario von einem Meeresspiegelanstieg von 55 Zentimetern bis 2050 aus. Aufgrund der Eisschmelze in der Arktis und steigender CO2-Emissionen gilt diese Prognose, die vor Jahresfrist noch als „Worst-Case“-Szenario galt, mittlerweile als realistisch. Zudem nehmen die Sturmstärken um drei bis sieben Prozent zu. Bis zum Ende des Jahrhunderts steigen die Sturmflutwasserstände um 60 bis 80 Zentimeter. „Der Klimawandel kommt schneller und heftiger, als bislang erwartet. Darauf sind wir an der Küste noch nicht vorbereitet“, betont Beatrice Claus.
Die geplanten Eingriffe in Elbe, Weser und Ems für die Schifffahrt hält der WWF vor dem Hintergrund des Klimawandels für unverantwortlich. Die bisherigen Ausbauten seien der Hauptgrund für die Klimaanfälligkeit der Flüsse. Der WWF fordert deshalb ein „ökologisches Fitnessprogramm“ für die Ästuare. Davon würden Mensch und Natur profitieren. So könne beispielsweise durch die Rückverlegung von Deichen die Sicherheit für die Anwohner erhöht und neue Lebensräume gewonnen werden.
Derzeit ringt die Weltgemeinschaft beim UN-Klimagipfel in Posen um die nächsten Schritte im Kampf gegen den C02-Ausstoß. Der WWF fordert von den Industriestaaten bis 2050 eine Verringerung der Klimagase um mindestens 80 Prozent. Auch die Schwellenländer müssten einen Beitrag leisten. Doch selbst wenn diese Ziele erreicht werden, wird Norddeutschland die Folgen des Klimawandels deutlich zu spüren bekommen, betont der WWF.