Klimawandel kommt schneller und heftiger
Die Bedrohung durch den Klimawandel ist offenbar stärker als gedacht: Schon vor dem Jahr 2050 drohen laut einer Klima-Studie katastrophale und unumkehrbare Schäden.
Allein durch den steigenden Meeresspiegel sind 136 Millionenstädte an den Küsten gefährdet. Es drohen Schäden in Höhe von über 18 Billionen Euro, heißt es in der Erhebung von WWF und Allianz.
Die Erkenntnisse der Studie des Naturschutzbundes WWF und des Versicherungskonzerns Allianz sind alarmierend. Offenbar wird der Klimawandel viel schneller verlaufen als ursprünglich gedacht. Einzelne Klimaphänomene könnten in zahlreichen Regionen bereits vor 2050 einen Punkt überschreiten, ab dem sie unumkehrbar sein und den weiteren Wandel noch zusätzlich verstärken werden.
Zu diesen sogenannten "Tipping Points" (Kipp-Punkten) zählen die Eisschmelze an den Polen, die Trockenheit in Kalifornien, die Veränderungen des Sommermonsuns in Indien und das Waldsterben am Amazonas. Hunderte von Millionen Menschen und ihre Vermögenswerte werden davon unmittelbar betroffen sein, heißt es in der Studie "Tipping Points".
"Die prognostizierten katastrophalen Folgen der Kipp-Punkte betreffen viele Regionen. Eine gemeinsame weltweite Anstrengung aller Länder zur Bewältigung des Klimaproblems ist für alle ökonomisch und ökologisch von Vorteil. Auch die USA müssten im Eigeninteresse ihre Treibhausgasemissionen massiv reduzieren. Der wichtigste nächste Schritt auf diesem Weg ist ein rechtlich verbindliches Abkommen in Kopenhagen", erklärte Regine Günther, Leiterin Klima- und Energiepolitik des WWF Deutschland.
Steigender Meeresspiegel gefährdet Küstenstädte
Das Abschmelzen der Polkappen könnte bereits vor 2050 zu einem Meeresspiegelanstieg von einem halben Meter führen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass dies in den 136 Küstenstädten mit mehr als einer Million Einwohner Vermögenswerte von umgerechnet über 18 Billionen Euro gefährdet. Küstenregionen sind stärker von diesen Folgen des Klimawandels betroffen, weil hier Stürme und Fluten gleichzeitig verheerende Auswirkungen haben können, wie der Hurrikan Katrina 2005 in New Orleans zeigte.
Der Südwesten der USA, hauptsächlich Kalifornien, könnte hingegen ähnlich wie Südeuropa von extremer Trockenheit betroffen sein. Laut der Studie werden Dürren spätestens ab Mitte des Jahrhunderts das regionale Klima bestimmen und weitreichende Folgen für die Landwirtschaft, die Wasserversorgung und für die Wälder haben. Die Studie schätzt, dass sich die Schäden durch Waldbrände bis 2050 auf jährlich bis zu 2,5 Milliarden US-Dollar verzehnfachen könnten. Hinzu kommen indirekte Schäden durch die sozio-ökonomischen Veränderungen in der Landwirtschaft und anderen Wirtschaftsbereichen.
Möglicher Ausfall des Monsuns bedroht Millionen Inder
Veränderungen im indischen Sommermonsun wie etwa die Verschiebung von Niederschlagsgebieten und –zeiten sowie das Abschmelzen der Gletscher im Himalaya könnten zunehmenden Dürren und Trockenheit auslösen. Über 70 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind in Indien von der Landwirtschaft abhängig, ihre Existenz damit unmittelbar gefährdet. Die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Nahrungsmitteln und ebenso die Gesundheit der Menschen in der Region wären bedroht. Die Kosten werden auf rund 40 Milliarden Dollar pro Jahrzehnt bis zur Mitte des Jahrhunderts geschätzt.
Irreversible Veränderungen in Ökosystemen sind teilweise schon lange angelegt, bevor sie sichtbar werden. Häufig auftretende Dürren und erhöhte globale Temperaturen könnten dazu führen, dass bis zur Mitte des Jahrhunderts das Absterben von bis zu 70 Prozent des Amazonas Regenwaldes bis 2100 vorprogrammiert ist.
In Folge würden in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts große Mengen Kohlenstoffdioxid freigesetzt werden. Bei einer Temperaturerhöhung von zwei Grad Celsius ist ein Verlust von rund 1,6 Millionen Quadratkilometer Regenwald zu erwarten. Umgerechnet würden dadurch zusätzliche CO2-Minderungskosten von bis zu drei Billionen US-Dollar verursacht werden.