Überschwemmung

China legt vor Kopenhagen CO2-Ziel vor
Quelle: Reuters Deutschland v. 26.11.2009

Eineinhalb Wochen vor dem Weltklimagipfel in Kopenhagen hat nach den USA auch China erstmals ein konkretes Ziel zur Begrenzung der Treibhausgase vorgelegt.

Die Volksrepublik will den Kohlendioxidausstoß relativ zur Wirtschaftleistung bis 2020 um 40 bis 45 Prozent gegenüber 2005 reduzieren, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag meldete. Mit der Zusage dürften die lange festgefahrenen Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll neuen Schwung bekommen. China ist neben den USA der weltgrößte Luftverschmutzer. Hoffnung machte auch die Ankündigung, dass Chinas Ministerpräsident Wen Jibao an dem Weltklimagipfel teilnehmen will. Auch US-Präsident Barack Obama will ebenfalls nach Kopenhagen reisen.

Das Emissionsziel sei eine freiwillige nationale Anstrengung und keine internationale Verpflichtung, erklärte die chinesische Regierung. Der Schritt sei aber bindend, sagte der Vizechef der einflussreichen Reformkommission, Xie Zhenhua. China stehe zu seinem Wort und wolle zudem durchsetzen, dass der Gipfel des CO2-Ausstoßes rasch erreicht werde. Dem solle das chinesische Klimaziel dienen. Er forderte von den Industrienationen stärkere finanzielle Anstrengungen zugunsten der armen Länder, damit diese die Folgen des Klimawandels bewältigen könnten.

Ziel lässt Anstieg von Treibhausgasen zu

Sein Klimaziel erreichen will China unter anderem durch einen Ausbau der erneuerbaren Energien, der Kernkraft und der modernen Kohlestromtechnologie. Die Zielsetzung lässt jedoch auch einen Anstieg beim Treibhausgasausstoß zu, da China seine Emissionszahlen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt messen will. Sollte die chinesische Wirtschaft also sehr schnell wachsen, würde auch eine starke Verbesserung bei der sogenannten Kohlenstoffintensität einen gefährlichen Anstieg des CO2-Ausstoßes nicht verhindern können. China lehnt es bislang ab, die Reduzierung des Schadstoffausstoßes in absoluten Zahlen zu bemessen, weil es sein Wirtschaftswachstum nicht gefährden will.

Analysten zufolge hat China durch seinen Modernisierungskurs in der Industrie und im Energiesektor sein Ziel schon fast zur Hälfte verwirklicht. Kritiker forderten daher größere Anstrengungen: Angesichts der Dringlichkeit und Größenordnung der Klima-Krise brauche das Land stärkere Maßnahmen, erklärte Greenpeace China. Zugleich begrüßte die Umweltschutzorganisation die Ankündigung Chinas aber als grundsätzlich wichtigen Schritt.

Auch international stieß die chinesische Ankündigung auf ein wohlwollendes Echo. "Das ist eine sehr gute Nachricht", sagte Knut Alfsen vom Zentrum für internationale Klima- und Umweltforschung in Oslo. Die Führung in Peking habe nunmehr anerkannt, dass der Kampf gegen die Erderwärmung eine Aufgabe aller Länder und nicht nur der reichen Nationen sei. Auch das internationale Klimasekretariat begrüßte die Entscheidung aus Peking. "Das gibt einen großen moralischen Schub", sagte Sekretariatssprecher John Hay. Der australische Klimaforscher Frank Jotzo kritisierte das chinesische Ziel indes als unzureichend. Allerdings blieben auch die anderen Länder mit ihren Zusagen hinter den Forderungen der Wissenschaft zurück.

Am Mittwoch hatten die USA erstmals einen eigenen Beitrag im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe in Aussicht gestellt. Dieser sieht eine Kürzung des Treibhausgasausstoßes im Jahr 2020 von etwa 17 Prozent gegenüber 2005 vor. Bis 2025 auf soll er auf 30 Prozent steigen. Die Konferenz von Kopenhagen soll die Grundlagen für ein Nachfolgeabkommen von Kyoto liefern, das 2012 ausläuft. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Teilnahme an dem Gipfel angekündigt.