Wie wirkt der Klimawandel?
Quelle: Der Westen; Sabrina Radeck
Neun Tage vor dem Beginn des Weltgipfels in Kopenhagen ist der Klimawandel in aller Munde. Wie dringend ein Umsteuern ist, zeigt ein Blick nach Süden. Dort bekommen die Menschen die Auswirkungen der globalen Erwärmung schon zu spüren.
In Teilen Afrikas, Südamerikas und Asiens verändert der Klimawandel den Alltag der Menschen.
Wie wirkt sich die Erderwärmung im Süden aus?
In Äthiopien beobachten die Bauern Veränderungen bei den Regenzeiten, berichtet Negusu A. Woldemedhin, Direktor des Umweltforums. Dürreperioden und damit der Hunger nehmen zu. Im Süden des Landes wurden die Monate früher nach den Folgen benannt, die sie für die Menschen hatten, also Trockenheit und damit wenig Ernte, oder Regen und Wohlstand. „Jetzt sagen die Monatsnamen nichts mehr aus”, sagt Woldemedhin, es gibt fast nur noch Dürremonate. Landsleute erzählen ihm, dass sie keine rituellen Tänze mehr aufführen, die Hitze sei tagsüber unerträglich.
Trockenheit verschärft das Problem der Trinkwasserversorgung?
Genau, und zugleich haben es die Menschen in anderen Teilen der Erde mit viel zu viel Wasser zu tun. „In Laos, Kambodscha, Vietnam und Thailand steigt die Wassermenge des Flusses Mekong wegen der Gletscherschmelze”, berichtet Wanun Permpibul aus Thailand. Fluten nehmen zu, kommen immer öfter. Manchmal fließt das Wasser gar nicht mehr ab. „Die Bewohner haben ihr Leben angepasst. Ihre Häuser stehen auf Stelzen. Mancher Reisbauer lebt jetzt vom Fischfang.”
Ist das die Ausnahme oder eine Perspektive für viele?
In Bangladesch können sich die Menschen in den Küstenregionen nicht mehr anpassen. Sie müssen ihre Heimat verlassen, um ihr Leben zu retten. Jeder Zentimeter, den der Meeresspiegel steigt, vertreibt mehr Menschen aus dem Küstengebiet, berichtet Atiq Rahman aus Bangladesch. Der Weltklimarat schätzt in seinem Bericht von 2007, dass allein in Afrika bis 2020 zwischen 75 und 250 Millionen Menschen von Überflutungen betroffen sein werden.
Welche Folgen hat das?
In Bangladesch wie auch in Nigeria und Thailand sind die Fälle von Malariaerkrankungen und Dengue-Fieber schon angestiegen. Nach den Schätzungen des Weltklimarates könnte Malaria zusätzlich bei 220 bis 400 Millionen Menschen auftreten. An Dengue-Fieber könnten bis 2085 sogar fünf bis sechs Billionen Menschen erkranken.
Die kleinen Inselstaaten im südwestlichen Pazifik sind vom Untergang bedroht?
Ja, der Anstieg des Meeresspiegels hat etwa für Tuvalu ganz existenzielle Folgen. Durchschnittlich liegen die Inseln etwa 4,5 Meter über dem Meer, die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) schätzt den Anstieg des Meeresspiegels bis 2100 auf etwa 50 Zentimeter. Tuvalu wird also allmählich an Substanz verlieren. Lebensraum, Trinkwasser und Ackerflächen werden knapp.
Was wird aus den Bewohnern?
Für die 11 000 Einwohner hat die Regierung schon Asyl in Neuseeland und Australien beantragt, eine kleine Insel wurde schon evakuiert. Ungeklärt ist, wer in solchen Fällen haftet und die Kosten trägt. Der UN-Menschenrechtsrat hat erstmals die Zusammenhänge von Menschenrechten und Klimawandel auf die Tagesordnung gesetzt.