UN-Klimasekretariat:
"Keine Entschuldigung mehr"
Quelle: DiePresse vom 17.11.2007

Für Yvo de Boer, Leiter des UN-Klimasekretariats, ist der Klimarat-Bericht ein "wissenschaftlicher Kompass" für die bevorstehenden Verhandlungen auf Bali.

Der jüngste dramatische Bericht des Weltklimarats über die globale Erwärmung ist aus Sicht der Vereinten Nationen ein klarer Handlungsauftrag. "Was der Bericht bedeutet - auch wenn es nicht so explizit drin steht - ist: Für Politiker gibt es keine Entschuldigung mehr, nicht zu handeln", sagte der Leiter des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, am Samstag der Nachrichtenagentur AP. Neu sei die Eindeutigkeit des Berichts und die Tatsache, dass Möglichkeiten zum Gegensteuern aufgezeigt würden.

"Kompass" für Bali-Verhandlungen

Nun müssten bei der UN-Klimakonferenz auf Bali Anfang Dezember die Weichen für das nächste weltweite Klimaabkommen gestellt werden, forderte der UN-Vertreter. "Ich glaube, der IPCC hat uns mit einem wissenschaftlichen Kompass für diese Verhandlungen ausgestattet."

Allerdings werde es auf Bali nur um drei Dinge gehen, nämlich den Start von Verhandlungen über das Abkommen für die Zeit nach 2012, eine Agenda für die Verhandlungen und die Festlegung, dass sie 2009 abgeschlossen werden sollen. "Ich glaube, das wäre schon ein ungeheurer Erfolg", sagte de Boer.

Mehr zu erwarten, wäre übertrieben. "Man muss bedenken, dass es darum geht, die Weltwirtschaft auf einen neuen Kurs zu bringen", sagte er. "Das ist nichts, was man in zwei Wochen erreichen kann. Tatsächlich wäre es eine Riesenleistung, wenn wir das in zwei Jahren schaffen würden."

Klimarahmenkonvention und Kyoto reichen nicht aus

Der IPCC-Bericht erkenne an, dass die Klimarahmenkonvention von 1992 und das Kyoto Protokoll aus dem Jahr 1997 wirksame Instrumente gegen den Klimawandel seien, dass sie aber nicht ausreichen. "Es gibt jede Menge Handlungsoptionen", sagte de Boer. "Es gibt ein riesiges Potenzial für die Weltwirtschaft, auf nachhaltigere Weise weiter zu wachsen." Allein durch Maßnahmen, die sich schon binnen zwei bis drei Jahren über geringere Energiekosten rechneten, könnten große Mengen Treibhausgase eingespart werden.

(APA)