US-Militärs untersuchten sicherheitspolitische Folgen der Klimaveränderungen
18.04.2007
Angesichts der globalen Klimaveränderungen drücken jetzt auch die US-Militärs auf den Alarmknopf.
Denn: "Der Klimawandel ist eine Frage der nationalen Sicherheit", sagt der frühere Stabschef der US-Armee General Gordon R. Sullivan. "Die Instabilität des Klimas wird geopolitische Instabilitäten zur Folge haben und so die amerikanischen Militäroperationen rund um den Globus beeinflussen."
General Sullivan stand an der Spitze einer Expertenrunde aus elf Admirälen und Generälen, die die Studie "Die nationale Sicherheit
und die Bedrohung durch den Klimawandel" zusammengestellt hat. Für die Spitzenmilitärs ist dabei klar:
• Der projektierte Klimawandel stellt eine gravierende Gefahr für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten dar.
• Der Klimawandel kann die Instabilität in einigen der Unruhegebiete der Welt noch erhöhen.
• Die Klimaveränderungen können aber auch zu verstärkten Spannungen in stabileren Regionen der Welt führen.
• Klimawandel, nationale Sicherheit und Energieabhängigkeit bilden gleichsam ein Paket globaler Herausforderungen.
Die Zunahme von extremen Stürmen, Dürren und Überflutungen, der ansteigende Meeresspiegel, schmelzende Gletscher und die
rasche Ausbreitung von Seuchen als Folge der Klimaveränderungen werden gewöhnlich als ökologische Herausforderungen gesehen.
Die vom Zentrum für Marine-Analysen herausgegebene Studie richtet das Hauptaugenmerk auf die militärischen Implikationen und
nennt als wichtigste Risikofaktoren:
• massive Migrationsströme;
• erhöhte Spannungen an zwischenstaatlichen Grenzen;
• verstärkte weltweite Nachfrage nach Rettungs- und Evakuierungsmissionen:
• vermehrte Konflikte um lebenswichtige Ressourcen, Wasser und Lebensmittel eingeschlossen.
Migrationsdruck auf Europa
Admiral Joseph Lopez, Ex-Kommandant der US-Seestreitkräfte in Europa, glaubt, dass der Klimawandel auch "Bedingungen
schaffen kann, die den Krieg gegen den Terror verlängern". Als Gegenmaßnahme sei der CO2-Ausstoß unbedingt zu
verringern", fordert General Anthony Zinni, früherer Befehlshaber der US-Streitkräfte im Nahen Osten:
"So oder so werden wir dafür bezahlen müssen: Entweder wir zahlen heute wirtschaftlich dafür, wenn wir uns zur Verringerung der Treibhausgase entschließen. Oder wir werden später einmal militärisch dafür bezahlen, auch mit Menschenleben."
Für Europa prognostiziert die Studie neue Spannungen durch den erhöhten Migrationsdruck aus Afrika und Nahost, ausgelöst durch die Klimaveränderungen: "Einige der engsten Verbündeten der USA werden dadurch abgelenkt sein, dass sie darum kämpfen werden müssen, ihre eigenen Grenzen zu schützen." Und: "Es ist durchaus möglich, dass einige starke US-Verbündete durch die anschwellenden Migrationsströme und die mangelnde Grenzkontrolle einer inneren Zerreißprobe ausgesetzt sein werden."
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2007)