Klimawandel ist nicht mehr zu stoppen
Quelle: diepresse v. 22.02.2007
Nur noch 13 Jahre Zeit für Trendwende - Die Treibhausgase müssten dafür bis 2020 stark abnehmen
Die Menschheit hat neuen, in Medienberichten zitierten Ergebnissen zufolge nur mehr rund 13 Jahre Zeit, um eine unumkehrbare Klimakatastrophe durch die rasche Einführung effizienter Technologien zu verhindern. Dies geht aus dem noch unveröffentlichten dritten Teil des Weltklimaberichtes der Vereinten Nationen hervor, aus dem die "Spiegel Online" und "Financial Times Deutschland" am Mittwoch zitierten.
Wenn der Ausstoß von Treibhausgasen nicht spätestens bis zum Jahr 2020 substanziell abnähme, werde der letzten Entwurfsfassung des Berichtes zufolge die Erderwärmung unumkehrbare Prozesse wie das Abschmelzen der Eisschilde in Grönland und die Übersäuerung der Ozeane in Gang setzen. 16 Billionen Dollar (12,16 Billionen Euro) sollen bis 2030 vornehmlich in CO2-arme Technologien gesteckt werden.
Landwirtschaft im Fadenkreuz der Klimaforscher
Aber die Weltgemeinschaft dürfe sich nicht mehr nur auf klimaschädliches Kohlendioxid konzentrieren. Stattdessen
müsse eine "Multi-Gas-Strategie" auch die Zunahme von Methan, Lachgas und anderer Treibhausgase in der Atmosphäre
eindämmen. Damit seien nicht mehr nur Autos und Kraftwerke im Fadenkreuz der Klimaforscher, Diplomaten und Politiker, hieß es.
Methan und Lachgas stammen zu einem Großteil aus Viehhaltung, Nassreisanbau beziehungsweise Stickstoffdüngung in der
Landwirtschaft. Enorme Mengen Methan könnten auch freigesetzt werden und die Erdatmosphäre weiter aufheizen, wenn die
Permafrostböden der Arktis auftauen. Wenn diese Treibhausgase stärker reduziert werden sollen, seien vor allem auch
Entwicklungs- und Schwellenländer in der Pflicht.
2 Grad wärmer
Den Forschern zufolge sollte die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau von höchstens 420 Anteilen pro einer Million Luftmoleküle (ppm) stabilisiert werden. Aktuell betrage dieser Wert aber schon 383 ppm, und jährlich kämen aktuell 2,5 hinzu. Die Warnung des Klimarates: Die Zielmarke sei "nur in den stringentesten Szenarien" noch zu erreichen - und damit ein Stopp der globalen Erwärmung bei maximal zwei Grad Celsius. Ein Überschreiten dieser Temperaturschwelle muss nach Ansicht vieler Klimaforscher vermieden werden, weil die Folgen des globalen Wandels dann unbeherrschbar würden. Die Autoren der insgesamt sechs Studien nennen Werte zwischen 48 und 86 Prozent, um die der Gaseausstoß bis 2050 im Vergleich zu 2000 gedrosselt werden müsste.
Das von den Vereinten Nationen beauftragte Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) schlägt ein ganzes Bündel von Maßnahmen vor. Dazu gehören der verstärkte Einsatz von Biokraftstoffen, Hybridfahrzeuge, neue Atomkraftwerke, aber auch die Umstellung des Reisanbaus auf Sorten, die nicht mehr im Wasser wachsen müssen, wodurch weniger klimabelastendes Methan erzeugt wird.
Kohlendioxid
Kohlendioxid hat im Zeitraum zwischen 2000 und 2005 stärker zugenommen als in den 90er Jahren. Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen hat seit 1970 um mehr als 50 Prozent zugenommen. Die Emissionen von CO2 sind seither sogar um rund zwei Drittel gestiegen. Knapp 60 Prozent Anteil haben daran die Industrieländer - obwohl sie nur ein Fünftel der Weltbevölkerung stellen.
Mit dem ersten Teil des Weltklimaberichtes hatte das von den Vereinten Nationen beauftragte IPCC Anfang Februar eine globale Diskussion ausgelöst. Während im ersten Teil die Erkenntnisse über die physikalischen Grundlagen des Klimawandels dargelegt wurden, trägt der dritte Teil wissenschaftliche Erkenntnisse darüber zusammen, wie sich die Folgen des Klimawandels abmildern lassen. Er soll Anfang Mai vorgelegt werden.
Etliche Folgen der Erderwärmung wären auch mit einer sofortigen klimapolitischen Wende nicht mehr zu verhindern
Quelle: KURIER vom 03.03.2007 von Barbara Schwarz und Alexander Uccusic
Selbst mit einem sofortigen Gegensteuern lassen sich einige gravierende Folgen des Klimawandels bestenfalls abmildern: Zu diesem erschreckenden Ergebnis kommen UN-Umweltexperten im zweiten Teil ihres Klimaberichts. Der UN-Klimarat rechnet fix mit einer Zunahme der hitzebedingten Sterblichkeit vor allem in Europa und Asien, zudem wird es immer häufiger zu Überschwemmungen, Stürmen und Waldbränden kommen.
Zwar ist die Welt noch zu retten - und die Staaten könnten die notwendigen Maßnahmen auch finanzieren. Doch selbst eine schnelle klimapolitische Wende würde laut Experten nicht mehr verhindern, dass die Mittelmeertemperatur bis zum Jahr 2100 um 6 Grad steigen wird.
Gefahr an den Küsten
Allein durch den Anstieg des Meeresspiegels sind Hunderte Millionen Menschen in dicht besiedelten Küstengebieten bedroht.
Mehr als ein Sechstel der Weltbevölkerung lebt in Regienen, in denen Gletscher und Schnee wichtige Wasserspeicher sind - diese
werden aber "sehr wahrscheinlich" weiter schwinden.
Am meisten in Mitleidenschaft gezogen werden laut der Klimaprognose jedoch das südliche Afrika, die Flussdeltas in Asien, die
pazifischen Inselstaaten und die Arktis.
Und gerade Nordamerika, wo ein Großteil der Treibhausgas-Emissionen verursacht wird, ist auf die drohenden Folgen wie
Unwetter und Sturmfluten kaum vorbereitet.
Der Klimawandel ist laut UN Generalsekretär Ban Ki Moon eine ebensogroße Bedrohung für die Menschheit wie Kriege.
"Unglücklicherweise war meine Generation etwas unachtsam dabei, auf unseren Planeten zu achten", gestand Ban Ki Moon ein.