Das Kyoto-Ziel
Die Industriestaaten haben sich zur Reduzierung von Treibhausgasen verpflichtet
Die Industriestaaten haben sich 1997 auf der UN- Klimakonferenz im japanischen Kyoto in einem Protokoll zur Reduzierung von sechs
Treibhausgasen verpflichtet. Danach soll ihr Ausstoß bis 2012 um mindestens 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden.
Das Kyoto-Protokoll gilt als erster Schritt, um den menschengemachten Treibhauseffekt zu bremsen.
Es tritt am 16. Februar 2005, 90 Tage nach dem offiziellen Beitritt Russlands, formell in Kraft. Mehr als 130 Staaten haben sich verpflichtet, das
Vertragswerk umzusetzen. Die USA, Australien, Kroatien und das Fürstentum Monaco sind nicht dabei.
Grundlage
Grundlage des Kyoto-Protokolls ist die Klimaschutzkonvention des Erdgipfels von Rio de Janeiro. Darin hatte die Staatengemeinschaft 1992 unter
anderem vereinbart, den Ausstoß der Treibhausgase so zu begrenzen, dass "sich die Ökosysteme auf natürliche Weise den Klimaänderungen
anpassen können" und "die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird".
Kohlendioxid wird für rund die Hälfte des Treibhauseffekts verantwortlich gemacht. Zu den im Kyoto-Protokoll aufgeführten
Treibhausgasen zählen zudem Methan, Lachgas, perfluorierte und teilhalogenisierte Kohlenwasserstoffe sowie Schwefelhexafluorid.
Ein konkretes Regelwerk zum Kyoto-Protokoll wurde 2001 in Bonn und Marrakesch (Marokko) vereinbart, nachdem die USA den
Verhandlungen den Rücken gekehrt hatten. Zur Erfüllung ihrer Klimaschutzziele dürfen die Industrieländer auch mit Emissionsrechten handeln,
Projekte zur umweltfreundlichen Entwicklung in ärmeren Ländern finanzieren oder Projekte in anderen Industrieländern fördern wie etwa
energieeffizientere Kraftwerke in Ländern Osteuropas. Zudem dürfen Wälder und Böden in bestimmten Grenzen als Klimaschutzbeitrag
einberechnet werden, da sie Kohlenstoff speichern.
Umweltorganisationen und Wissenschafter kritisieren die exzessive Ausnutzung dieser "flexiblen Mechanismen" des Kyoto-Protokolls
allerdings als weitgehend bloß rechentechnische Emissions-"Reduktionen" und als potenzielle "Schlupflöcher".
Ziele und Quoten
Aufteilung der Ziele:
Die Reduktion der sechs wichtigsten Treibhausgase ist nach Ländern aufgeteilt. So muss etwa die EU ihre Emissionen um acht Prozent
verringern, die USA um sieben (hätten sie den Vertrag unterschrieben) und Japan um sechs.
Im Sinne dieses Abkommens und im Rahmen der EU-Aufgabenverteilung hat sich Österreich verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen
um 13 % in diesem Zeitrahmen zu verringern.
Wie die Treibhausgase nach dem Kyoto-Protokoll reduziert werden sollen, ist Gegenstand der derzeitigen Verhandlungen in Montreal.
Im Folgenden einige Möglichkeiten, die zur Debatte stehen:
Feste Quoten:
Die Staaten könnten sich auf neue Quoten zur Emission von Treibhausgasen einigen. Diese würden die
Verabredungen im Kyoto-Vertrag ersetzen oder verlängern. Entwicklungsländer sind strikt dagegen, weil ihr bisheriger
Energieverbrauch relativ gering ist, bei einem Ausbau von Wirtschaft und Infrastruktur aber steigen wird.
Dynamische Quoten:
Die USA wollen ihre Treibhausgase entsprechend ihrer Wirtschaftsleistung reduzieren. Dafür berechnen sie ihren Ausstoß je Dollar erreichter
Wirtschaftsleistung. Diese Menge soll im Jahrzehnt bis 2012 um 18 Prozent gesenkt werden (aktueller US-Wert: -0,8 Prozent). Solche
Vorgaben sind weniger strikt als die Quoten des Kyoto-Vertrags und könnten auch von einigen Entwicklungsländern akzeptiert werden.
Quoten für Branchen:
Die großen Verursacher von Treibhausgasen wie die Auto-, Stahl- oder Zementbranche könnten internationale Emissionsstandards vereinbaren.
Quoten für Technologien:
Die Industriestaaten könnten in neue Technologien wie Filter für Kohlenstoffdioxid investieren und sie an Entwicklungsländer weitergeben.
Differenzierte Quoten:
Für Entwicklungsländer könnten Quoten eingerichtet werden, die über dem gegenwärtigen Niveau liegen.
Abgestufte Quoten:
Die ärmsten Länder - in denen das Jahreseinkommen pro Kopf unter 4000 Dollar liegt - erhalten gar keine Quoten und dürfen frei Treibhausgase emittieren.
Andere Staaten erhalten dafür umso striktere Vorgaben.
Quelle: DER STANDARD, Print-Ausgabe