Ölkanister

Zurück in die Zukunft
Kurier: Artikel vom 09.01.2006 |Niki Nussbaumer

Öl: Noch immer der wichtigste Energieträger Österreichs

Die Botschaft Putins war klar und beängstigend:
Dreht Russland den Gashahn zu, könnten auch bei uns viele Wohnungen kalt bleiben.

Woher kommt eigentlich die Energie in unseren Haushalten? Wie abhängig ist Österreich vom Ausland? Und welche Alternativen gibt es?

"Die österreichische Energieerzeugung ist gekennzeichnet durch eher bescheidene Vorräte an fossilen Energieträgern und die hohe Nutzung umweltfreundlicher erneuerbarer Energien", analysiert das World Energy Council. Dazu kommt, dass sich Österreich zu einem Nein zur Atomkraft entschlossen hat. Die Folge: Österreich ist zu 70 Prozent vom Ausland abhängig. Erdöl, Erdgas und Kohle müssen importiert werden, hauptsächlich aus Osteuropa. Und das kostet jährlich ca. sechs Milliarden Euro.

Der Ausweg: Verstärkt auf alternative Energie zu setzen.
Viele Konsumenten besinnen sich traditioneller Heiztechniken, etwa dem Kachelofen; andere bauen ihr Heim zwecks Wärmegewinnung mit Sonnenkollektoren aus.

"Je näher die Energie herkommt, desto besser ist es", sagt Wolfgang Mehl, Geschäftsführer vom Klimabündnis Österreich. "Das lässt das Geld in den Regionen und spart Energie. Denn natürlich kostet auch der Transport von Energie wieder Energie. Und man macht sich nicht von Ländern mit politisch unklarer Situation abhängig."

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Energieaufbringung in Österreich: Ein Überblick:

Erdgas:

Nahezu eine Million Wohnungen in Österreich werden mit Erdgas beheizt. Damit ist Gas der meistverwendete Brennstoff.

1848 wurde beim Wiener Ostbahnhof erstmals Erdgas gefunden. Bis 1962 war Österreich sogar in der Lage, seinen gesamten Bedarf an Erdgas aus eigenen Vorkommen zu decken. Heute deckt die heimische Produktion nur noch ein Fünftel des Bedarfs – und das, obwohl die OMV in den vergangenen Jahren die Förderung fast verdoppelt hat.

"In Österreich gibt es Erdgas im Wiener Becken und in der Molassezone zwischen Salzburg und Wels", sagt Gerhard Ruthammer, Professor für Erdöl- und Erdgasgewinnung an der Montanuniversität in Leoben. Die in Österreich lagernden (sicheren und wahrscheinlichen) Reserven entsprechen 11,5 Jahresförderungen. Das ist zu wenig.

Denn seit den 70er Jahren hat sich die Nachfrage nach Erdgas mehr als verdreifacht. Da ein rasanter Verbrauchsanstieg zu erwarten war, schloss Österreich bereits 1968 als erstes westliches Land einen Liefervertrag mit der damaligen Sowjetunion, dem größten Erdgasproduzenten der Welt.

Das Gas, mit dem wir daheim heizen, stammt großteils aus den reichen Lagerstätten Westsibiriens. Für die etwa 4000 Kilometer nach Österreich braucht es sechs Tage. Neben Russland (73 Prozent) importieren wir Erdgas aus Deutschland (15,7 Prozent) und Norwegen (11,3 Prozent).

Erdöl:

Wichtigster Energieträger Österreichs.
43 Prozent des gesamten Energieverbrauchs entfallen auf Öl; 28 Prozent der Haushalte heizen damit.

In Österreich wurden 2004 über 900.00 Tonnen Erdöl gefördert, fast 95 Prozent davon fand man im Wiener Becken. Im selben Zeitraum wurden 7,56 Millionen Tonnen Rohöl nach Österreich geliefert.
Kasachstan ist das Land, das unsere Wohnungen wärmt und unsere Autos fahren lässt.

Mit 1,73 Millionen Tonnen (22,85 Prozent) ist Kasachstan die Nummer 1 in der Versorgung Österreichs. Den Rest beziehen wir aus aller Welt, etwa aus Osama bin Ladens Heimat Saudi-Arabien (19,9 Prozent), aus Russland (17,46 Prozent), aus Gaddafis-Wüstenstaat Libyen (12,51 Prozent) und aus Nigeria (8,48 Prozent).

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Kohle:

Die industrielle Förderung von Kohle ist in Österreich Geschichte. Trotzdem hat Kohle noch immer 12,3 Prozent Anteil an der Energieversorgung des Landes, vor allem durch den Einsatz in den Wärmekraftwerken der Elektrizitätsbetriebe. Der Verbund verfeuert eine Million Tonnen Kohle im Jahr. Die Importe stammen aus Polen und Tschechien. Der Preis hat sich in den vergangenen Jahren um 50 Prozent verteuert.

Alternativen

Nach Norwegen (47,4 Prozent) und Schweden (27,5 Prozent) hält Österreich in Europa mit 21,39 Prozent (2003) den dritthöchsten Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch.

Biomasse:

Glückliches, waldreiches Österreich: Jedes Jahr wächst mehr Wald nach, als abgeholzt wird.
Dazu kommen organische Abfälle (etwa bei der Ernte), die derzeit noch zu 90 Prozent weggeworfen werden und auch genützt werden könnten. Österreichweit gibt es 600 Gemeinde, die mit Biomasse-Nahwärme-Anlagen heizen (z.B. Bruck/Leitha).

Eine krisensichere Art des Heizens sind Holzpellets, gepresste Röllchen aus Hobel- oder Sägespäne mit extrem wenig Feuchtigkeit und daher sehr hohem Brennwert. Der Absatz an Hackgut-, Pellets- und Rindenfeuerungen ist 2004 um 13,6 % gestiegen.

Solarenergie:

Auch hier nimmt Österreich eine Vorreiterrolle ein: International wird nur in Griechenland die Kraft der Sonne mehr genützt. "Eine Anschaffung rechnet sich spätestens nach fünf Jahren bei den Heizkosten", sagt Wolfgang Mehl vom Klimabündnis. Noch ist Solarenergie aber auf private Haushalte beschränkt.

"Wenn die Technik soweit ist, wird die Sonne global der wichtigste Energieträger sein."
Denn: In nur 30 Minuten strahlt die Sonne mehr Energie auf die Erde, als die Menschheit in einem Jahr verbraucht.