Der große Solarangriff aus Japan: Dünnschichtsolarzellen
Quelle: FrankfurterRundschau vom 15.3.2010 FR-online.de von Martin Fritz

Japans Solarindustrie drängt wieder an die Weltspitze.

Die japanische Shell-Tochter Showa Shell Sekiyu will mit ihren preisgünstigen Dünnschichtsolarzellen fast aus dem Stand zehn Prozent des Weltmarkts erobern. Dafür eröffnet das Unternehmen im April Vertriebsbüros in München und Nordkalifornien. Branchenführer First Solar aus den USA kommt aktuell auf 13 Prozent.

Mitsubishi Electric verdreifacht bis 2012 ihre Fertigungskapazität, während Toshiba mit einem Komplettsystem aus Solaranlage, Stromregler und Batteriespeicher in Japan die ersten intelligenten Stromnetze bestückt. Daneben wollen auch Panasonic nach der Fusion mit Sanyo sowie Sharp mit der weltgrößten Fabrik für Silizium-Solarzellen die deutsche und chinesische Konkurrenz angreifen.

Den Verdrängungswettbewerb auf dem überlaufenen Markt werden nur kapitalstarke Hersteller günstiger Module überleben. Spätstarter Showa Shell hat dabei gute Chancen: Zum einen sind die Ölkonzerne Shell und Saudi Aramco an Japans fünftgrößter Ölverarbeiter beteiligt. Zum anderen produzieren die Japaner nach eigenen Angaben fast genauso günstig wie Weltmarktführer Solar First aus den USA.

70 Prozent der Showa-Solarzellen sollen ins Ausland gehen. Die Kürzung der Subventionen in Deutschland stört die Japaner, die ab April unter der Marke "Solar Frontier" antreten, nicht. Die Zuschüsse seien weiterhin hoch, heißt es in Tokio.

Dafür wird richtig geklotzt: Im zweiten Halbjahr 2011 nimmt Solar Frontier in Miyazaki die weltgrößte Fabrik für CIS-Solarzellen in Betrieb und verzehnfacht damit ihre Fertigungskapazität auf 900 Megawatt. Schon in fünf Jahren soll das Solargeschäft die Hälfte des Gewinns beisteuern.

Die Showa-Dünnschichtmodule aus Kupfer, Indium und Selen kosten wegen ihrer einfachen Fertigung und billigerer Rohstoffe bis zu ein Drittel weniger als multikristalline Siliziummodule, obwohl sie mit einem Wirkungsgrad von 14,2 Prozent einen ähnlich hohen Anteil des Sonnenlichts in Strom umwandeln.

"Wir sind so wirtschaftlich, dass wir sogar mehr als ein Gigawatt verkaufen könnten", tönt Brooks Herring von Solar Frontier. Die Zellen enthalten zudem viel weniger Schadstoffe als die Cadmiumtellurid-Module von First Solar.

Mitsubishi Electric stockt ihre Fabrikkapazität für Siliziumzellen zunächst um 50 auf 270 Megawatt auf. Von 2012 an soll sie auf 600 Megwatt steigen. Der Konzern stellte zuletzt neue Wirkungsgradrekorde für multikristalline Siliziummodule in handelsüblicher Größe auf.

Toshiba kombiniert hocheffiziente Solarzellen des US-Herstellers Sunpower mit einer eigenen, besonders sicheren Speicherbatterie und einer mitdenkenden Steuerung. So will der Computer- und Energiekonzern, die Solar- und Kernkraftwerke im Angebot hat, im Zukunftsgeschäft mit intelligenten Stromnetzen mitmischen.

Solarworld baut Siliziumfabrik in Katar

Großauftrag für den Solarkonzern: Das Auftragsvolumen für das Projekt liegt bei 500 Millionen Dollar. An der Börse profitiert davon aber nicht Solarworld, sondern der schwäbische Zulieferer Centrotherm.

Der Solarkonzern Solarworld baut in Katar zusammen mit einem lokalen Partner eine Fabrik zu Produktion von Silizium. Die Fabrik soll vom dritten Quartal 2012 an zunächst 3600 Tonnen Polysilizium im Jahr herstellen, teilte der Bonner Konzern mit.

An dem Gemeinschaftsunternehmen mit der Qatar Foundation und der Qatar Development Bank halte Solarworld 29 Prozent. Beim Bau der Fertigung sei der schwäbische Anlagenbauer Centrotherm mit von der Partie. Das Projekt lassen sich die Unternehmen insgesamt 500 Millionen Dollar kosten.

Der Großauftrag von Solarworld hat Centrotherm Börsianern zufolge an die Spitze des Tec-Dax gehievt. Die Titel des Spezialanlagen-Bauers stiegen um bis zu 5,3 Prozent auf 31,25 Euro. Für Centrotherm sei das ein großer Auftrag, schrieb DZ-Bank-Analyst Sven Kürten in einem Kommentar und bekräftigte seine Kaufempfehlung.

Für Solarworld sei er dagegen skeptisch. Der Aufbau von Silizium-Anlagen sei häufig problembehaftet. Außerdem sei die Preisentwicklung nur schwer abschätzbar. Er bleibe daher bei der Einstufung "Sell". Solarworld-Aktien notierten 0,3 Prozent höher bei 10,16 Euro.

Das Werk soll in Ras Laffan Industrial City, 80 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Doha, entstehen. Der Hafen-Standort mit einer guten Chemie-Infrastruktur und günstigen Energiepreisen ist nach Einschätzung von Firmenchef Frank Asbeck für den Ausbau entlang der gesamten Wertschöpfungskette - vom Silizium bis zum fertigen Solarstrommodul - geeignet.

Qatar Foundation wurde 1995 vom Emir von Katar gegründet und ist eine Stiftung für Bildung, Wissenschaft und Entwicklung mit Sitz in Doha. In der Region spielt das Thema Solarenergie zunehmend eine Rolle. Das Emirat Katar plant seit geraumer Zeit ein Mega-Solarkraftwerk im Wert von einer Milliarde Dollar.