Energie aus der Natur
Quelle: Deutschlandfunk radie.de vom 11.07.2007

Rund 70.000 Menschen sind derzeit in Deutschland mit der Planung und dem Bau von Windkraftanlagen beschäftigt. Weltweit steigt die Nachfrage, auch im arabischen Raum. Deutsches Wissen ist dabei gefragt.

Das weltweite Potenzial der Windenergie ist so groß, dass man mit drei Prozent dieses Potenzials bereits den Weltenergiebedarf decken könnte. Marokko, Libyen und Ägypten, aber auch Syrien, Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emirate sind Gebiete, in denen der Wind kräftig weht. Insofern sind es wichtige Märkte der Zukunft für europäische Produzenten, erläutert Professor Olav Hohmeyer, Mitglied im Weltklimarat:

"Wir werden sehen, dass mit Fortschreiten der Klimadiskussion es wichtig ist für diese Länder, den einen Markt zu erschließen, um dann eventuell auch - Beispiel Marokko - deutlich über den eigenen Bedarf hinaus produzieren zu können, um zum Beispiel Europa mit sauberem Strom versorgen zu können."

Gleichzeitig steigt der Energiebedarf in den Ländern selber. Über die Entwicklung des nationalen Marktes kommt Schwung in die Windenergie, von dem Schwellenländer wie Entwicklungsländer profitieren, betont Dieter Uh von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ:

"Das Wissen verbreitet sich mehr und mehr, dass Windenergie eine relativ kostengünstige erneuerbare Energie ist, dass die Technik ausgereift ist. dass es in vielen Fällen keine zusätzliche ökonomische Belastung ist, sondern es ist eine CO2-freie Energiequelle."

Dabei dient die Windenergie in diesen Ländern nicht nur dem Energiemarkt, sondern auch der Strukturentwicklung in den ländlichen Räumen. Die Rahmenbedingungen spielen eine wichtige Rolle. Dazu gehört das ökologische Bewusstsein in einem Land. In den USA ist es inzwischen ein wichtiger Motor. Aber auch die Entscheidung darüber, wieviel Megawatt pro Jahr realisiert werden sollen. Doch der US-amerikanische Markt ist trotzdem noch schwierig. Olaf Hohmeyer:

"Der zwar immer wieder eine gewisse Steuervergünstigung einführt, die so genannten Production Tax Credits, damit Anlagen wirtschaftlich werden. Aber im Gegensatz zum deutschen Markt, wo sie wissen, was sie in den nächsten 20 Jahren für ihre Investitionen zurückbekommen, wissen sie das in den USA nicht."

Sicherheit gibt es dort nur für ein bis zwei Jahre, anders in Kanada. Dr. Nikolai Ulrich von der HSH Nordbank in Kiel:

"Ein wesentlicher Unterschied ist, dass der Steueranreiz, der dort gewährt wird, unbefristet verabschiedet worden ist. Und man erwartet, dass dort eine kontinuierlichere Entwicklung stattfinden wird, als das in den USA in der Vergangenheit war."

In Kanada soll die installierte Windenergieleistung mit diesen Rahmenbedingungen sprunghaft steigen. Während man 2001 noch bei unbedeutenden 200 Megawatt stand, will man bis 2010 4000 Megawatt installierte Leistung erreichen. Netzbetreiber und Energieversorger sollen nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten, um das Ziel schneller zu erreichen. Auch in Polen ist der Markt in Bewegung gekommen. Rosa Tarragó vom Kompetenzzentrum erneuerbare Energien der Commerzbank:

"Vor allem haben wir eine Regulierung, die der Windenergie hilft, die Rahmenbedingungen zu konsolidieren. Wir haben ein Vergütungssystem, wir haben klare Regelung über die Einspeisung. Die europäische Union hat es bewirkt, dass Polen auch ein Quotensystem im Land implementiert, bei dem bestimmte Prozente der Erzeugung aus Erneuerbaren Energien erreicht werden müssen. In der letzten drei, vier Jahren hat sich viel verbessert."

Die Einspeisevergütung liegt in Polen bei etwa neun Cent pro Kilowattstunde, höher als in Deutschland. Aber auch das Bewusstsein für die Windenergie wächst, weil Windenergie Arbeitsplätze schafft. 30 Prozent der Landesfläche stehen für diese Form der erneuerbaren Energie zur Verfügung. Darüber hinaus wird Polen immer mehr zum Vermittler für die Klimapolitik im Osten. Rosa Tarragó:

"In vielen Aspekten arbeiten die osteuropäischen Länder zusammen. Die lernen voneinander. Auch das Thema Implementierung vom Kyoto-Protokoll hat auch Lerneffekte zwischen den Ländern und die tauschen sich aus."