Frischer Wind am Schwarzen Meer
Quelle: Kurier, Ausgabe vom 4.Dezember 2008, Author: Irmgard Krischko
Ökostromfirmen investieren Millionen in Windparks in Bulgarien. Sie verdienen dort mehr als in Österreich.
Ein Tieflader mit unglaublichen 50 Metern Länge bemüht sich die nicht sehr breite Küstenstraße im Nordosten Bulgariens entlang. Er hat eine besondere Fracht geladen: Das 45 Meter lange Rotorblatt für die Windenergieanlage nahe Kavarna, 35 Kilometer vom Schwarzmeerhafen Varna entfernt.
"Bulgarien hat viel bessere Tarif-Bedingungen für Windenergie als Österreich."
Auf einer Hochebene bei Kavarna, wo der Wind vom Schwarzen Meer kommend übers Land fegt, entsteht ein beachtlicher Windpark. Und Österreichs Ökostromfirmen sind eifrig mit dabei.
150 Mio.Euro wollen sie in einer ersten Ausbaustufe bis Ende 2009 in bulgarische Windenergieanlagen stecken.
50 Windräder mit insgesamt 100 Megawatt Leistung sollen aufgestellt werden. Strom für 50.000 bulgarische
Haushalte können damit auf umweltfreundliche Weise erzeugt werden.
Weitere 150 Windräder mit 300 Megawatt Leistung sollen in einer weiteren Ausbaustufe gebaut werden. Insgesamt 700 Mio.Euro wollen österreichische Unternehmen in die bulgarische Windkraft invesieren, sagt Stefan Hantsch von der Interessensgemeinschaft IG Windkraft. "Wir würden das auch gerne in Österreich tun, zumal in Zeiten einer Rezession solche Investitionen vorteilhaft wären. Aber Bulgarien hat einfach viel bessere Bedingungen", erklärt Rudolf Plasil von Raffeisen Energy&Environment. 16 Windräder will das Unternehmen in Kavarna aufstellen.
Vorteil:
Warum die heimischen Firmen lieber in Bulgarien investieren als in Österreich hat einen Hauptgrund:
9,5 Cent je Kilowattstunde Windstrom bekommen sie in Bulgarien, garantiert auf zwölf Jahre. In Österreich dagegen gibt es nur 7,54 Cent. "Zu diesem
Tarif investiert niemand".
"700 Millionen Euro wollen österreichische Windenergiefirmen in Bulgarien investieren."
"Das rechnet sich nicht", betont Stefan Hantsch von der Interessentensgemeinschaft IG Windkraft. Schade für Österreich, gut für Bulgarien.
Denn Österreichs Firmen sind im Bereich Windenergie gut aufgestellt. So liegt die Osteuropazentrale des dänischen Windanlagenherstellers
Vestas - der auch die Rotorblätter nach Bulgarien liefert - in Schwechat bei Wien. In Öberösterreich produziert die Tochter des britischen
Hexcell-Konzerns Flügelkomponenten für Windräder. Insgesamt sieben österreichische Ökostromfirmen planen Windkraftwerke in
Bulgarien: Neben Raiffeisen, die Verbund-Tochter, Renewable Power IWP. evnnaturkraft, WEB-Windenergie, Windkraft Simonsfeld und Aquavento.