E-Control bedroht unabhängige Stromerzeugung
E-Control Chef Walter Bolz versucht Erhöhung der Netztarife als Verminderung der Stromkosten für Verbraucher zu verkaufen
" Maßgebliche Neuerungen der Verordnung - Pumpstrom nicht mehr von Netznutzungs- und Netzverlustentgelten befreit."
Bisher mussten den Großteil der Netzkosten die Konsumenten tragen, der Bezug von Strom durch Pumpspeicherkraftwerke war unverständlicherweise davon befreit. Damit dieses Ungleichgewicht abgestellt wird, werden den Betreibern von Pumpspeicherkraftwerken jetzt ebenfalls Systemnutzungstarife verrechnet.
Die Netzverlustkosten sind nunmehr auch von Einspeisern
(Kraftwerken) größer 5 MW zu tragen, wodurch eine bessere Aufteilung der Netzverlustkosten zwischen Erzeugern und
Verbrauchern erfolgen soll und angeblich die Verbraucher nicht die volle zusätzliche Belastung zu spüren bekommen werden.
"Dies ist eine kostenverursachungsgerechte, transparente und faire Betrachtung
- auch Einspeiser müssen in Zukunft für verursachte Kosten
aufkommen, so Boltz.
Im Bereich der Einspeiser bis 5 MW - hierbei sind im wesentlichen geförderte Ökostromanlagen betroffen - kommt es zu einer wesentlichen
Entlastung.
Bisher hatten sämtliche Erzeugungsanlagen mit einer Leistung von mehr als
Für grössere Ökostromanlagen bringt diese Regelung überhaupt nichts
Betroffen von der Erhöhung des Systemdienstleistungsentgeltes und der Verrechnung der Netzverluste sind rund 60 große Windparks, 10 große Biomasseanlagen und etwa 70 Wasserkraftanlagen, wobei gerade diese Wasserkraftanlagen vorwiegend keine Einspeisetarife gemäß Ökostromverordnung erhalten und frei am Markt agieren.
Senkung der Netzgebühren für Endkunden nur auf dem Papier
Die Aufbringung der Strom-Netzgebühren sollen mit einer Novelle der Systemnutzungstarife-Verordnung (SNT-VO) neu geordnet werden. In Zukunft sollen die inländischen Erzeuger massiv bei den Netzkosten mitbezahlen. Geplant ist eine drastische Erhöhung der Netzgebühren für österreichische Erzeuger zwischen 130 und 270% (auf 0,25 bis 0,41 Cent/kWh).
Durch die Aufteilung der Netzgebühren auf Verbraucher und Erzeuger soll der Anschein einer Netzgebührensenkung für Verbraucher erweckt werden. Doch die Erzeuger werden ihre zusätzlichen Kosten erst wieder an die Endverbraucher weitergeben.
5 MW Untergrenze hilft 83% nichts - "großer Windpark" beginnt ab 3 Windrädern
"Die Darstellung der E-Control, dass mit der Anhebung der Untergrenze von einem auf fünf MW nun für den Ökostrom quasi alle Probleme gelöst seien und nur "die Großen" betroffen seien, ist der schlechteste Witz des ganzen Jahres", kommentiert Mag. Stefan Hantsch, Geschäftsführer der IG Windkraft. "Eine ganz normale Windkraftanlage hat 2 MW. Ein "großer Windpark", wie ihn die E-Control bezeichnet, fängt also schon ab drei Rädern an. Das kann ich nur als Schrebergartendenken bezeichnen", so Hantsch.
Da "große Windparks" eben nicht groß sind, bleiben 83% der installierten Windkraftleistung weiterhin betroffen. Diese 820 MW sind im überwiegenden Teil in Besitz von neuen und unabhängigen Stromerzeugern. Aufgrund der fixen Einspeisetarife können sie die Mehrkosten nicht weitergeben. Das führt zu einer existenzbedrohenden Reduktion der Wirtschaftlichkeit, auch wenn dies die E-Control durch seltsame Zahlenannahmen kleinzureden versucht. Da die Erlöse aus dem Windstromverkauf für die unabhängigen Erzeuger die Haupteinnahmequelle bedeuten, sind sie in aller Härte von diesem Kostenschock betroffen. Damit gefährdet die E-Control gerade neue Akteure am Strommarkt.