Lizenz zur Geldvernichtung
31.12.2005
Ende Juni ist die Entscheidung für den Standort eines Fusionsreaktors in Frankreich gefallen. Sage und
schreibe zehn Milliarden Euro wollen die EU, Japan, Russland, China und Südkorea in das gemeinsame Forschungsprojekt stecken.
Als Gegenleistung gibt es dafür das vage Versprechen, frühestens in einem halben Jahrhundert die erste nutzbare Kilowattstunde Strom
zu erzeugen - wenn überhaupt.
Im Zeichen des Klimaschutzes wird eine Kraftwerkstechnik reanimiert, die, bezieht man Urangewinnung und -aufbereitung ein, pro erzeugter Kilowattstunde mehr CO2 freisetzt als jede andere. Gleichzeitig verpacken Wintersportgemeinden in der Schweiz und in Österreich die ersten Gletscher im Sommer mit einer Schutzfolie, die das schnelle Abschmelzen des Eises verhindern soll, fordert der Generalplan Küstenschutz des Landes Schleswig-Holstein, dass neue Deiche 50 cm höher gebaut werden müssen als zuvor, sagen Klimaforscher eine Erhöhung des Meeresspiegels bis 2100 um 40 cm voraus, zu denen sich bei immer stärker werdenden Stürmen aus westlicher Richtung schnell noch einmal 30 cm addieren können - eine Liste, die sich fortsetzen ließe. Eine Liste, die aber auch zeigt, dass weder der Ausbau der Regenerativen noch das Prinzip Hoffnung ausreichen.
Man versuche nur einmal sich vorzustellen, was mit zehn Milliarden Forschungsmitteln erreicht werden könnte, wenn man sie in die Nutzung der kostenloszur Erde geschickten Sonnenenergie stecken würde, statt sinnlos versuchen, die Sonne auf der Erde nachzubauen.
Zukunftsfähig ist auch wieder die Kernspaltung: Laufzeit-Verlängerung für Reaktoren, Gorleben als Endlager, Deutschland als AKW-Exporteur, diese Themen werden medial entsprechend aufbereitet und dem Publikum als Alternative dargestellt.
In diese kuschelweiche Stimmung passt es dann auch, dass am 1.Juli 2005 AKR-2 in Betrieb genommen wurde. Das ist kein putziger Roboter aus einem Scienc-Fiction-Film, sondern Deutschlands jüngster Atommeiler. Diesen "Ausbildungsreaktor" dürfen Studenten an der TU Dresden in einem Praktikum schon mal selbst steuern, um zu lernen, wie man eine Kettenreaktion gefahrlos regelt. 500 Schüler sollen dort jährlich den "sachgemäßen Umgang mit radioaktiven Strahlung" lernen. Ach ja, der Reaktor wurde zu gleichen Teilen vom Land Sachsen und von der rot-grünen Bundesregierung gefördert.
Bush will doch Klimaerwärmung als Fakt anerkennen
Um eine Isolierung zu vermeiden, will US-Präsident George W. Bush britischen Zeitungen zufolge nunmehr anerkennen, dass die
Klimaerwärmung eine Tatsache ist.
Der britische Premierminister Tony Blair soll Bush, den Berichten zufolge unter Druck gesetzt und damit gedroht haben, zur Not auch ohne
die USA eine Resolution des G8-Gipfels zum Klimawandel zu verabschieden.
Aus Sorge vor einer daraus folgenden Isolation soll Bush nach Berichten der "Sunday Times" und des "Observer" nun bereit sein, die Klimaerwärmung als Fakt anzuerkennen. Bush wolle damit verhindern, dass die anderen Staaten ohne ihn eine Klimaerklärung beschließen, zitierten die Blätter US-Unterhändler, die an den derzeit in London stattfindenden Vorbereitungstreffen teilnehmen.
Die "Sunday Times" zitierte eine hohe britische Regierungsquelle mit den Worten: "Was Bush betrifft, hoffen wir, dass er eine Erklärung
unterschreiben wird, die besagt, 'Klimawandel ist eine Realität, und wir müssen durch Anwendung neuer Technologien Lösungen für das
Problem finden'. Wir glauben, dass Bush das hauptsächlich aus Freundschaft zu Tony Blair schlucken wird."
Der Klimawandel ist neben der Armut in der Dritten Welt das wichtigste Thema des Gipfels. In der schottischen Hauptstadt Edinburgh
demonstrierten 225.000 Menschen für eine Erhöhung der Entwicklungshilfe, einen weitgehenden Schuldenerlass und einen gerechteren Welthandel.
Der schottische Kardinal Keith O'Brien verlas bei der Demonstration eine Botschaft von Papst Benedikt XVI.: "Die Völker der reichen Länder
müssen dazu bereit sein, die Bürde des Schuldenerlasses der armen Länder auf sich zu nehmen." Die Politiker müssten ihren Teil dazu
beitragen, eine gerechtere Verteilung der Güter in der Welt zu gewährleisten, hieß es weiter, "damit die glühende Hoffnung wahr wird, dass die
Geißel der Armut eines Tages der Geschichte angehört".
Quelle: Der Spiegel v. 3.7.2005
Bush selbst warnte vor zu hohen Erwartungen an den G8-Gipfel. Trotz der engen Partnerschaft mit Großbritannien werde er dem britischen Premier und derzeitigen G8-Vorsitzenden Blair keine Gefälligkeiten erweisen, sagte Bush in einem Interview. Sollte bei den USA ein dem Kyoto-Klimaschutz-Protokoll ähnliches Papier vorgelegt werden, sei die Antwort eindeutig "Nein".