Kernfusion: Strom aus dem Sonnenofen
10.01.2006
2050 soll das erste kommerzielle Kernfusionskraftwerk mit der Stromerzeugung beginnen
Das Konzept:
Für die Fusionsreaktoren benötigt man lediglich ein Gasgemisch aus schwerem
Wasserstoff (Deuterium) und überschwerem Wasserstoff (Tritium). Verschmelzen zwei
Kerne dieses Gemisches zu Helium, werden große Energiemengen freigesetzt: Ein
Gramm Brennstoff könnte in einem Kraftwerk 90.000 Kilowattstunden Energie
erzeugen – die Verbrennungswärme von 11 Tonnen Kohle. Doch bei der Kernfusion
entsteht klein klimaschädliches Kohlendioxid. Fusionsreaktoren gelten überdies als sehr
sicher, da keine nukleare Kettenreaktion stattfindet.
Die Forschung:
Wasserstoffkerne verschmelzen nur in einem so unwirtlichen Klima, wie es etwa im
Zentrum unserer Sonne herrscht. Dort ist es etwa 15 Millionen Grad heiß, der Druck
beträgt 100 Milliarden Bar.
Kernfusions-Experten experimentieren mit
übermannshohen, reifenförmigen Reaktionskammern "Tomaks" genannt. In ihnen
werden die Wasserstoff-Teilchen auf 100 Millionen Grad erhitzt und ionisiert, also
elektrisch geladen.
In diesem Zustand als "Plasma" lassen sich die Partikel von
starken, ringförmigen Magneten wie in einem Käfig gefangenhalten. Bleibt die
Temperatur lange genug stabil, entzündet sich das Plasma zu einem energiespendenden
Fusionsfeuer.
Bisheriger Rekord: 16 Megawatt Fusionsleistung - herkömmliche Atomkraftwerke
leisten 1000 Megawatt.
Der Fahrplan:
2008 beginnt der Bau des Versuchsreaktors "ITER" im südfranzösischem Cadarache.
2018 soll die Anlage fertiggestellt sein, das erste Plasma soll zünden und fünf Jahre später
Energie in größerem Stil erzeugen.
2035 wollen die Fusionsforscher "Demo" in Betrieb nehmen - den ersten Prototyp eines
Fusionskraftwerks.
2050 soll das erste kommerzielle Kernfusionskraftwerk mit der Stromerzeugung beginnen.
Bis 2100 könnten solche Meiler 20 bis 30 Prozent des europäischen Strombedarfs decken.
Und wenn wir bis dahin nicht gestorben sind, dann leben wir . . . . . ?