Gibt es Schattenkraftwerke?
26.12.2009

Ja - aber nur auf dem Papier und in den Köpfen der Elektrizitätswirtschaft

In den Presse-Aussendungen der Elektrizitätswirtschaft taucht immer wieder der Ausdruck "Schattenkraftwerk" auf.
Gemeint ist ein Kraftwerk, das ständig in Betrieb gehalten werden muss um bei einem eventuellen Ausfall eines Ökoenergie-Kraftwerkes möglichst rasch den fehlenden Strom zu ergänzen. Dadurch würde die Wirtschaftlichkeit der eigenen Anlagen reduziert und damit einen Vorwand für etwaige Strompreiserhöhungen geliefert werden.
Versteckte und subtile Argumente den Wert von Ökostrom in Frage zu stellen und die Errichtung von fossilen Kraftwerken zu fordern, nicht ohne den Hinweis, dass fossile Kraftwerke eine hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung haben.

Wissentlich verschwiegen wird die Tatsache, dass fossile Kraftwerke (und auch Atomkraftwerke) einen miserablen Wirkungsgrad haben und keineswegs in der Lage sind die geforderte Leistung dauernd zu erbringen, da diese dauernd gekühlt werden müssen.
Die neuen Kraftwerke, die über Kraft-Wärmekopplung verfügen, haben zwar bessere Wirkungsgrade aber auch nur dann, wenn Strom und Wärme gleichzeitig benötigt werden. Zum Beispiel hätte das Atomkraftwerk Zwentendorf bei Niedrigwasser der Donau abgeschaltet werden müssen, da die Kühlung nicht mehr gewährleistet worden wäre.
Auch Wasserkraftwerke kämpfen bei Niedrigwasser mit diesen Schwierigkeiten und die Donaukraftwerke müssen bei Hochwasser sogar abgeschaltet werden. Und auch die Speicher der Speicherkraftwerke sind nicht immer randvoll.

Sicher ist, dass immer irgendwo ein Kraftwerk in Reserve gehalten werden muss, will man nicht riskieren, dass bei einem unvorhergesehenen Ausfall eines großen Kraftwerkes ein Totalzusammenbruch des gesamten Versorgungsnetzes erfolgt.

Österreich ist sogar verpflichtet auf Grund internationaler Verträge eine Erzeugungskapazität in Reserve zu halten um anderen Ländern bei einer großräumigen Stromstörung zu Hilfe zu kommen.

siehe auch:
Wie kann es zu einem landesweiten Stromausfall kommen?
Reservekapazitäten - Regelenergie - Ausgleichsenergie

Die Haltung der Elektrizitätswirtschaft ist noch immer dieselbe: Wir sind die Stromerzeuger und verpflichtet den erforderlichenm Strom zu liefern und letztlich entsprechende Kraftwerke (fossile Kraftwerke natürlich) zu bauen. Stromverbrauchssteigerungen sind uns willkommen, erhöhen sie doch unseren Profit. Energiesparmaßnahmen beschränken sich auf allgemein gehaltene Empfehlungen in den Werbebroschüren.
Hier ist allerdings der Politik ein großer Vorwurf zu machen, der allerdings relativiert wird durch den Umstand, dass in allen Entscheidungsgremien wieder die Vertreter der Energiewirtschaft sitzen.


Es soll natürlich nicht verschwiegen werden, dass Ökoanlagen (Wind, Sonne) nicht in der Lage sind konstant Strom zu erzeugen. Sicherlich ist aber, dass eine sinnvolle Kombination aller erneuerbaren Energieträger dies bewerkstelligen kann. Dies kann natürlich nicht von heute auf morgen erfolgen und ein Verzicht auf fossile Kraftwerke wir sofort nicht möglich sein.
Aber bevor der Bau eines derartigen Kraftwerkes auch nur angedacht wird sollten alle anderen Maßnahmen - am besten nicht von der Elektrizitätswirtschaft - sorgfältig geprüft werden.

Weiters ist es technisch ohne weiteres machbar das Nutzerverhalten zu beeinflussen, derart, dass nicht in Tageszeiten mit hohem Stromverbrauch Geräte in Betrieb gehalten werden, die abgeschaltet werden können. Waschmaschinen, Geschirrspüler, Wäschetrockner selbst Tiefkühltruhen können über mehrere Stunden hinweg abgeschaltet werden.
Dies ist mit Rundsteuergeräten leicht möglich und würde eine Verflachung der Stromverbrauchskurve bedingen und weniger Eingriffe des Regelzonenführers bedingen und den Ankauf teuren Spitzenstroms verringern.
Solange sich die Elektrizitätswirtschaft sicher sein kann kalorische Kraftwerke bauen zu können werden derartige Möglichkeiten nicht genutzt werden.