Österreichs Energieversorgung von Krisengebieten abhängig
Ing.Hermann Schultes ist Abg.z.NR, Präsident der NÖ Landwirtschaftskammer und
Vorsitzender des Energieausschusses der Landwirtschaftskammer Österreich
Energiepolitik 2020: Entscheidungen, verpflichtet der Nachhaltigkeit
"Die äußerst riskante Abhängigkeit unserer Energieversorgung von Krisenregionen wird erneut durch den Georgienkonflikt deutlich. Nur wenigen ist bewusst, dass davon wichtige Versorgungsrouten für Erdöl- und Erdgas aus dem Kaukasus betroffen sind. Das an den Konfliktherd angrenzende Kasachstan ist einer der wichtigsten Rohöllieferanten Österreichs. 2007 wurden 1,8 Mio. t Rohöl importiert, dies entspricht etwa der doppelten Menge der heimischen Rohölförderung", stellte Hermann Schultes, Vorsitzender des Energieausschusses der LK Österreich und Präsident der LK Niederösterreich fest. Schultes weiter: "Die dramatischen Entwicklungen bei fossilen Energieträgern bedingen eine radikale Neuausrichtung unserer Energiepolitik. Das Jahr 2020 ist bereits sehr nah herangerückt. Für Entscheidungen zur Energiepolitik 2020 bleibt kein langer Spielraum."
Nicht billigste, sondern sicherste Energieversorgung
"Nicht die momentan kostengünstigsten Energieträger sind zu bevorzugen, sondern Energiesysteme, die in unserer Region auf lange Sicht die höchste Versorgungssicherheit mit nachhaltig wirksamen Gesamtkonzepten gewährleisten", so Schultes deutlich. Und weiter: "Die richtigen Entscheidungen für erneuerbare Energieträger und für effizienten Energieeinsatz in Österreich müssen jetzt gefällt werden. Bei der Entscheidungsfindung für Investitionen in die zukünftige Energieversorgung Österreichs sind daher die Versorgungssicherheit und die Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu stellen."
Fatale Fehlentscheidungen gefällt
"In den letzten Jahren wurden national und international irreführende Energieszenarien publiziert, die ein gleichbleibend niedriges Ölpreisniveau für die nächsten Jahrzehnte prognostizierten. Dies hat zu fatalen Fehlentscheidungen in wichtigen Leitunternehmen des westlichen Wirtschaftsraumes geführt. Das zeigt vor allem die schwere Krise der US-Autoindustrie. Falsche Annahmen zur künftigen Ölpreisentwicklung haben zu Investitionen in Produktionslinien für verbrauchsintensive Fahrzeuge geführt, die beim derzeitigen Ölpreis-Hoch keine Käufer mehr finden. Tausende unverkäufliche Spritfresser stehen auf Halde, während für die schlagartig gestiegene Nachfrage nach spritsparenden Modellen die Produktionskapazitäten nicht ausreichen. Bei einem der größten Autokonzerne der USA haben sich die Verluste inzwischen auf über 50 Milliarden Dollar summiert, 34.000 Jobs mussten gestrichen werden", erläuterte Schultes die Folgen verfehlter Energiepolitik.
Nachhaltigkeit als Prämisse
"Die Entscheidungsfindung unter der Prämisse der Nachhaltigkeit ist in der Land- und Forstwirtschaft eine Selbstverständlichkeit. Während sich die europäische Mineralölwirtschaft für ihre Öl- und Gasproduktion auf Reichweiten von 10 bis 20 Jahren beschränkt, muss die Land- und Forstwirtschaft ihre Produktionskraft über Generationen bewahren. Kurzfristig orientierter Raubbau wird bei der Biomasseproduktion in Österreich und in der EU durch klare Regeln unterbunden. Die Biomasseproduktion berücksichtigt die Kosten für ein nachhaltiges System, die Kostenstruktur der Rohöl- und Erdgasförderung beruht hingegen auf Raubbaumethoden ohne Rücksicht auf nachfolgende Generationen", stellte Schultes fest.
"Österreich konnte bei erneuerbaren Energieträgern international beachtete Erfolge erzielen. Unsere Kesselproduzenten gelten mit ihren Biomassefeuerungsanlagen weltweit als Technologieführer. Auch im Bereich der Biotreibstofferzeugung haben österreichische Unternehmen ausgereifte Leittechnologien entwickelt, die international nachgefragt werden. Richtige Zukunftsentscheidungen für Forschung und Entwicklung wurden in den österreichischen Unternehmen und Förderstellen getroffen, jetzt gilt es die vorliegenden Konzepte in der praktischen Anwendung zu beschleunigen", verlangte Schultes.
Als Beispiel nannte er die Bioethanol-Produktion in Österreich. Schultes wörtlich: "Die Entscheidungen für die Errichtung einer auf unsere Verhältnisse abgestimmten Produktionsanlage in Pischelsdorf wurden rechtzeitig getroffen. Die benötigten Rohstoffe können aus der Region mit hoher lokaler Wertschöpfung nachhaltig bereitgestellt werden. Gleichzeitig mit der Treibstoffproduktion trägt auch die Eiweißfuttermittelerzeugung zur Verbesserung der Versorgungssicherheit bei. Die umfassende Analyse der ökologischen Rahmenbedingungen verdeutlicht mit 50%-iger CO2-Einsparung gegenüber fossilem Benzin den positiven Effekt für den Klimaschutz".
Appell an OMV: Tankstellennetz ausbauen
"Die OMV muss nun die zugesagten Entscheidungen zum Ausbau des Superethanol-Tankstellennetzes rasch umsetzen. Auch die Unterschrift eines Vorstandsdirektors der OMV AG. Ruttenstorfer am 5 Punkteprogramm vomm April 2007 sollte etwas wert sein.
Und es muss bei der Weiterführung der EU - Mercosur Verhandlungen und der vorerst gescheiterten WTO Verhandlungen durch die EU sichergestellt werden, dass unsere Nachhaltigkeits- und Sozialkriterien auch für importiertes Bioethanol aus Drittstaaten strikt eingehalten werden", verlangte Schultes abschließend.
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OTS0116 2008-09-01/11:46
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