Energiewende: Forderungen an die künftige Regierung
Eine "Energiewende" fordern die 15 Umweltschutzorganisationen und Erzeuger erneuerbarer Energie.
"Umweltfreundliche Energieversorgung ist die größte Herausforderung der nächsten Jahre. Hier soll Österreich ein Vorbild werden", sagte Silva Herrmann von Global 2000. In einem "Ökostrom-Appell" an die kommende Bundesregierung verlangten die Umweltlobbyisten die völlige Umstellung bei Strom, Wärme und Treibstoffen auf umweltfreundliche Energien bis 2050. Gleichzeitig könnte dadurch der Kohlendioxid-Ausstoß um 80 Prozent von derzeit acht auf zwei Tonnen CO2 pro Kopf gesenkt werden.
Das Ökostrom-Bündnis kritisiert "große Rückschritte in der österreichischen Energiepolitik" in den vergangenen Jahren.
So sank der Anteil
erneuerbarer Energie zwischen 2000 und 2004 von 23,2 auf 21,5 Prozent. Auch die Ökostrom-Novelle vom Mai 2006, von ÖVP, BZÖ und SPÖ
beschlossen, habe "drastische Einschränkungen beim Ausbau von Ökostromanlagen" gebracht und fördere vielmehr die Gaskraft, kritisierte
Stefan Hantsch von der IG Windkraft.
Österreich gehöre bereits jetzt zu den Schlusslichtern Europas beim Erreichen des
Kyoto-Zieles von 78,1 Prozent Ökostrom-Anteil (derzeit 68 Prozent) bis 2010 und habe sich in den letzten Jahren zu einem Importeur von
Atom- und Kohlestrom entwickelt.
Die Umweltorganisationen fordern daher eine langfristige Strategie. Bis 2020 oder 2030 soll die Stromversorgung komplett auf Biomasse, Sonnenenergie, Wind- und ökologisch verträgliche Wasserkraft umgestellt werden. Von der Umstellung auf Ökostrom und erneuerbare Energie versprechen sich die Umweltschützer auch positive Impulse für die österreichische Wirtschaft und den heimischen Arbeitsmarkt.
Bis 2050 soll sich Österreich nach den Vorstellungen des Ökostrom-Bündnisses auch von Erdöl und Erdgas verabschieden. Ihre Forderungen wollen die Umweltschützer notfalls mit einer Volksbefragung untermauern. Schließlich habe die Volksabstimmung über das AKW Zwentendorf die Grundlage für Österreichs Antiatom-Doktrin gelegt. Dies könne auch beim Ökostrom gelingen.
Bereits 2006 haben Umweltschutzorganisationen vor dem Verfehlen der Klimaschutzziele gewarnt.
Umweltschutzorganisationen richten einen Appell an Regierung
1. Österreich wird wieder Umwelt-Vorbild
Das Klimaschutzziel der Umweltverbände ist dasselbe wie jenes der EU-Staats- und Regierungschefs und der UNO: Eine weltweite Klimaerwärmung von mehr als 2 Grad muss verhindert werden. Für Österreich bedeutet dies umgerechnet, dass wir durch eine Energiewende bis 2050 den Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 von heute 7 bis 8 auf 2 Tonnen pro Jahr senken müssen (minus 80%). Dieses ultimative Klimaschutzziel der Vereinten Nationen soll von der neuen Bundesregierung in Österreich verbindlich verankert werden, damit alle wissen, wohin die Reise gehen soll. Durch eine konsequente Politik für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz soll Österreich wieder zum Umwelt-Vorbild werden.
2. Österreich frei von Öl und Gas im Jahr 2050
Der weltweit stark wachsende Energieverbrauch kann nicht mehr lange durch Öl und Gas gedeckt werden. Die Ölproduktion hat ihr Maximum überschritten. Die Zeiten des billigen Öls sind definitiv vorbei. Ziel der Bundesregierung soll daher die hundertprozentige Energieversorgung aus versorgungssicheren erneuerbaren Energiequellen sein. Bis 2050 sollen Strom, Wärme und Treibstoffe ausschließlich aus umweltfreundlichen Quellen gedeckt werden. Ein „Österreich-Energieplan 2050“ nach schwedischem Vorbild soll den Weg weisen. Von einer klaren politischen Unterstützung für einen starken, heimischen Ökoenergie-Markt profitieren neben dem Klima auch die ländliche Entwicklung und die heimische Wirtschaft.
3. Österreich 2020/2030 frei von Atom- und Kohlestrom
Die fossilen Ressourcen sind begrenzt und teuer − Atomstrom ist keine Alternative. Österreich hat mit seiner Wasserkraft und seiner Landwirtschaft hervorragende Voraussetzungen für eine Vollversorgung mit grünem Strom aus Österreich. Bis zum Jahr 2020/2030 sollen Österreichs Strom zu 100% auf Biomasse, Sonnenenergie, Wind- und ökologisch verträgliche Wasserkraft umgestellt und die Atomstromimporte auf Null reduziert sein. Dafür muss eine effiziente Unterstützung für den Ökostromausbau nach dem Vorbild des deutschen Erneuerbaren Energiegesetzes (EEG) geschaffen werden. Gleichzeitig ist ein bundesweites Effizienzgesetz mit Sofortmaßnahmen gegen den steigenden Stromverbrauch notwendig. Der Verbrauch sollte bis 2010 stabilisiert und bis 2020 um 10% gesenkt werden. Als Etappenziel für 2010 soll der reale Ökostromanteil von heute 68% auf EU-konforme 78% angehoben werden.