Warum für Ökostrom mehr bezahlen?

Ein Erklärung für den offensichtlichen Widerspruch.
Ein Beitrag von DI Helmut Waltner

Zuerst sollte man sich die Frage stellen, woher der Strom kommen soll.
Die Erklärung: Natürlich aus der Steckdose ist einfältig und greift zu kurz.
Der Strom kommt zu mehr als der Hälfte aus fossilen Energieträgern und der Anteil ist im Steigen begriffen. Der Strom aus erneuerbaren Energieträgern kommt aus der Wasserkraft, aus Windenergie und aus der Photovoltaik.

Es liegt in der Natur, dass fossile Energieträger begrenzt, umweltbelastend und die Preise dafür im Steigen begriffen sind.
Österreich hat sich im Jahr 2006 gegenüber der EU verpflichtet seinen Anteil an Ökostrom bis 2010 auf 78,1% zu erhöhen.

Es war jedoch damals schon abzusehen, dass die Vergütungssätze für Ökostrom zu gering angesetzt sind und damit, mangels Attraktivität Ökostrom zu erzeugen, das 78,1% Ziel nicht erreicht erreicht werden wird.
Dazu kam eine Gegenbewegung bei der Windrädern, mit der Behauptung von Geräuschbelästigung und Landschaftszerstörung. Das Ziel einer Steigerung der Ökostromerzeugung wurde demnach deutlich verfehlt und es ist daher mit Strafzahlungen zu rechnen.

Der Absicht mehr Ökostrom anstelle von Strom aus fossilen Energieträgern zu liegt daher im öffentlichen Interesse.

Ökostrom zu erzeugen wäre eigentlich Aufgabe der Elektrizitätsversorgungsunternehmen. Diese zeigen jedoch wenig bis gar kein Interesse. Sie müssten ja die höheren Produktionskosten in ihre Kalkulation aufnehmen und die Strompreise entsprechend anheben. Dass sie die höheren Kosten aus ihren Gewinnen tragen ist ebenfalls unwahrscheinlich.

Es ist also Privatinitiative gefragt.

Wie sollen also die höheren Kosten für Ökostrom abgedeckt werden?
1) Die Länder greifen in ihre Steuertöpfe und entnehmen Beträge um den Ökostromproduzenten Investitionszuschüss zu leisten.
2) Der Bund greift in den Steuertopf und entnimmt Beträge um den Ökostromproduzenten entsprechend gestaffelte Einspeisetarife bezahlen zu können.

Der Staat ist - über seine Stromverwertungsagentur - somit Eigentümer einer bestimmten Menge von Ökostrom und muss diesen - da ja Strom nicht speicherbar ist - sofort an die Elektrizitätsunternehmen, die Endkunden beliefern, weitergeben.

Der Preis, den die Elektrizitätsunternehmen dafür bezahlen müssen, entspricht in etwa dem Preis für den Strom an einer Stromhandelsbörse gekauft werden kann. Der Preis ist aber höher als wenn sie den Strom aus einem alten, mit fossilen Energieträgern betriebenen Kraftwerk selbst erzeugen können.

Die Energieversorgungunternehmen gehen dann her und weisen die vermeintlich höheren Kosten für den ihnen zugewiesenen Ökostrom getrennt auf den Rechnungen aus, damit den Endkunden deutlich vor Augen geführt wird, wieviel sie für Ökostrom bezahlen müssen.

Das Argument, der zuviel erzeugte Ökostrom müsse irgendwie nach Kaprun gebracht werden, um dort Wasser in die Speicher hochzupumpen, zeigt von wenig Sachkenntnis wird doch der in Güssing zuviel erzeugte Solarstrom bestenfalls bis Jennersdorf kommen.
Das Gegenteil ist der Fall. Die Leitung nach Kaprun wird entlastet und steht für andere Aufgaben zur Verfügung.

Der in vielen kleinen Kraftwerken erzeugte Ökostrom ist natürlich den großen Energieversorgungsunternehmen ein Dorn im Auge, sie sind an großen Strukturen, ihren Gewinnen und Direktorenposten interessiert.

Dass Solarstrom vielfach mit der Stromnachfrage korreliert zeigt sich an der Photovoltaik. Diese erzeugt zur Mittagszeit den meisten Strom gerade dann wenn im Stromnetz die Verbrauchsspitze auftritt.

Muss zu dieser Zeit ein Speicherkraftwerk gestartet werden, so kostet dieser Spitzenstrom ein Vielfaches als Solarstrom.