GREENY - das Elektroauto aus Indien
Ein Auto für den Klimawandel
Nein, der Smart ist nicht die Untergrenze dessen, was in Deutschland ein Auto sein will. Das Potsdamer Unternehmen Visiongreen holt aus Indien das "meistverkaufte Elektroauto der Welt" ins Land.
Nach den Sommerferien, so verspricht es Geschäftsführer Stefan Eghbalian, soll der Greeny, ein 2,64 Meter kurzer und 1,32 Meter schmaler Wagen mit vier Sitzplätzen, Farbe in die Städte bringen. Gebaut wird der Winzling von der Reva Electric Car Company im indischen Bangalore, die sich als Zulieferer der Großserienhersteller einen Namen gemacht hat und seit ein paar Jahren mit amerikanischem Design und amerikanischem Geld den Greeny fertigt. Immerhin rund 3000 Autos seien bislang vom Band gelaufen, erzählt Eghbalian, mehr als von jedem anderen Elektroauto.
Eigentlich waren Autos mit Batteriebetrieb ja schon tot: Zu teuer, zu lahm und dank kurzer Reichweite zu unflexibel. Doch dann kam der Klimawandel. "Natürlich spielt uns die aktuelle Diskussion in die Hände", sagt Eghbalian. Doch sprächen für den sparsamen Inder auch die Kosten. Während man selbst bei einem Smart pro 100 Kilometer für über fünf Euro tanken muss, gibt es den Strom für dieselbe Strecke mit dem Greeny für etwa 1,80 Euro. Der Kaufpreis von etwa 13 000 Euro schreckt jedoch ab.
Nur solange man in Deutschland keine Citymaut bezahlen muss, argumentiert der Importeur. In London etwa laufe der Greeny ziemlich gut, weil E-Autofahrer dort die acht Pfund (ca. 12 Euro) pro Tag sparen, die andere Auto-Pendler zahlen müssen. Seit 2005 sind in Großbritannien rund 1000 Greenys unterwegs, jeden Monat kommen 80 neue dazu.
Das klingt vielversprechend. Doch schon bei der ersten Sitzprobe verliert der Greeny einiges von seinem Charme. Sitzt man erst einmal drin, schlägt die Neugier der Passanten rasch in Mitleid um: Hinten finden selbst Kinder nur Platz, wenn die Eltern Zwerge sind. Und vorn muss man den Nebenmann richtig gern haben, wenn man zu zweit unterwegs ist. Körperkontakt ist unvermeidbar, in der U-Bahn morgens um sieben lebt es sich großzügiger.
Das Fahrgefühl allerdings ist gar nicht so schlecht. Anders als manche Leichtkraftwagen für die Führerscheinklasse S wird der kleine Inder nicht zum Verkehrshindernis. Wer den Drehregler neben dem Lenkrad auf "Fahren" stellt und kräftig aufs Gas tritt, schnurrt lautlos und ruckfrei davon. Nach elf Sekunden fährt man 50, wenig später ist die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erreicht. Der Federungskomfort ist aber mäßig, und die Bremsen machen nicht den Eindruck, als solle man ihnen zuviel zutrauen.
Überhaupt ist das Gefühl von Geborgenheit trotz der kuscheligen Atmosphäre nicht sonderlich groß. Zwar sei die Kunststoffkarosserie kratzfest, und der Stahlrahmen darunter habe einen eingearbeiteten Seitenaufprallschutz. Doch Airbags, ABS oder gar ein ESP sucht man vergebens.
Alles reine Psychologie, sagt der Importeur und verweist auf Studien der englischen Versicherer. "Sie haben den Greeny genauso eingestuft wie den Smart", sagt Eghbalian. Was dem Greeny an Sicherheitsausstattung fehlt, macht er - zumindest gegen Aufpreis - mit Komfort wett. Das MP3-Radio mit CD-Player ist ebenso im Angebot wie die Ledersitze, und es gibt sogar eine Klimaanlage.
Seine Energie bekommt Greeny aus einem Blei-Akku unter den Vordersitzen, der mit seinen 260 Kilo den Schwerpunkt schön weit nach unten bringt. Die Kapazität dieser Batterie reicht je nach Fahrweise für 50 bis 80 Kilometer.