Wie könnte es weitergehen?
verfasst von DI Helmut Waltner am 3.Dezember 2014
Eine Erhöhung der PV-Generatorleistung ist bei den gegebenen ungünstigen Einstrahlungsverhältnissen nur durch Einzel-Module mit zugehörigem Wechselrichter machbar.
Derartige Anlagen - bekannt als „Solarzwerge“ - waren ursprünglich im Handel erhältlich und wurden von der Solarszene so gut es ging propagiert. Sie waren gedacht für den
Eigenverbrauch im Haus, keinesfalls für Stromlieferung ins Netz.
Ich selbst hatte einen Solarzwerg mit einer Leistung von 100 W jahrzehntelang anstandslos in Betrieb - jetzt musste er der größeren Solaranlage weichen.
Von der Energiewirtschaft wurden die Solarzwerge ignoriert - eine offizielle Genehmigung zur Netzeinspeisung hätte man auch sicher nicht erhalten, da der WR die zwischenzeitlich ausgearbeiteten Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten hat.
Wie viele derartige Solarzwerge noch in Betrieb sind ist schwer abzuschätzen - das Prinzip eines Modulwechselrichters ist demnach längst bekannt - die Anlagen funktionieren.
2014 hat die Industrie aber doch einige Modulwechselrichter auf den Markt gebracht, die den entsprechenden Sicherheitsvorschriften genügen - die Marktdurchdringung
ist aber offensichtlich minimal. Es handelt sich dabei durchwegs um WR mit einer Leistung von 250W, die für den Betrieb mit einem 250W Standardmodul gedacht sind.
Bei der Internetsuche bin ich auf den SMA Wechselrichter Sunny-Boy 240-10 getroffen, der mir gut geeignet erscheint.
Die Firma SMA betreibt auch ein Portal für die laufende Überwachung dieser WR, ein Feature das mir unerlässlich erscheint.
Die Unterstützung durch unsere Solarfirmen bei der Erweiterung einer bestehenden Anlage, ist - lassen sie es mich so ausdrücken - "enden wollend".
Die Firmen sind gewohnt komplette Anlagen zu errichten - der Verkauf eines einzelnen Moduls oder Wechselrichters entspricht nicht ihrem Geschäftsmodell.
Platz für neue Module ist nicht mehr am Dach des Bungalow vorhanden, die Module müssten auf der bestehenden Glasüberdachung einer Pergola montiert werden.
Die Firma, die ursprünglich meine PV-Anlage errichtet hatte, wollte diesem Vorhaben nicht näher treten und ließ mich wissen „für ihren Montagewunsch haben wir kein
passendes System im Programm“. Präziser hätte man sagen müssen „etwas mit Modul-WR haben wir noch nicht gemacht, auch ist uns das Risiko auf einem unbekannten Glasdach
Module zu montieren, zu groß“.
Meinem Vorschlag die Montage selbst vorzunehmen und nur die Gerätschaften zu kaufen begegnete man letztlich explizit mit „wir sind keine Handelsfirma und werden ihnen daher weder einen ModulWR noch Montageschienen liefern“.
Ein Muster-Modulwechselrichter muss her
Die Suche nach anderen Lieferfirmen gestaltete sich sehr mühsam, wollten sie doch von Modulwechselrichtern nichts hören.
Mit der Hotline der deutschen Erzeugerfirma SMA kann man sehr nett plaudern - sie liefert allerdings nicht an Private sondern verweist an den österreichischen
Generalimporteur. Der Generalimporteur liefert auch nicht an Private sondern verweist an irgend eine Photovoltaikfirma im 50 km Umkreis. Der Techniker dieser Firma klagt über
Arbeitsüberlastung, verspricht aber im Laufe der nächsten Woche sich telefonisch zu melden . . . .
Daraufhin habe ich alle notwendigen Komponenten im Internet bestellt und 3 Tage später stand ein LKW vor meiner Tür.
Der - im Augenblick noch provisorische - Zusammenbau war unproblematisch und 1 Tag später am 2.Dezenber 2014 ging die Anlage ans Hausnetz.
Für die Netzanbindung benötigt der SMA Modulwechselrichter ein Steuerungsgerät, das von SMA mit "Multigate" bezeichnet wird.
Mittels des Multigate erfolgt auch eine Anbindung an das SMA-Portal über Internet.
An das Multigate können bis zu 12 Wechselrichter angeschlossen werden.
Wieviele derartige Anlagen bereits in Betrieb sind kann ich schwer abschätzen.
In Österreich wahrscheinlich noch 1 Anlage und in Deutschland 1 Dutzend.
Jetzt gilt es auf die nächsten Sonnenstrahlen zu warten, die hoffentlich bald kommen werden.
Ein erstes Ergebnis kann ich schon zeigen:
Am derzeitigen Standort ist das Modul in den Morgenstunden und am Nachmittag beschattet und fällt dann für die Stromerzeugung aus.
Das linke Photowurde um 9:00 Uhr aufgenommen, während das rechte Photo von 13:00 Uhr stammt. Bei idealen Einstrahlungsbedingungen wäre die Stromproduktion
in den Wintermonaten um 40% höher anzusetzen.
Das linke Diagramm zeigt die Strommengen des vergangenen Jahres, während das rechte Diagramm mit den Werten seit Inbetriebnahme des einzelnen Moduls erstellt wurde.
Blau bedeutet den selbst verbrauchten und rot den ins Netz gelieferten Strom. Das gelbe Tortenstück zeigt den Beitrag des neuen Moduls.
Es zeigt sich, dass es im Jahresverlauf schwierig ist mehr als 50% des Solarstromes selbst zu verbrauchen. In den sonnenärmeren Wintermonaten sind durchaus Werte von 70% Eigenverbrauch möglich.